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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist verschwunden. Sie wurde im Dezember letzten Jahres… von einem ›schönen jungen Edelmann‹ mitgenommen, der das Wappenzeichen der Lancaster trug.«
    »Was?« Lancaster sprang auf. Thomas war sich sicher, dass er vollkommen überrascht war – niemand konnte eine solche Bestürzung vortäuschen.
    »Ihr wisst nicht vielleicht, wer…?«, begann Thomas.
    »Nein!« Lancasters Gesicht wurde finster, statt Überraschung zeichnete sich nun Grimmigkeit darauf ab. »Wer würde es wagen, sich als mein Gefolgsmann auszugeben? Ein Mitglied meines Hauses?«
    Lancaster stand auf und begann, vor dem Feuer auf und ab zu gehen. »Wenn ich den erwische, lasse ich ihn aufknüpfen!«, murmelte er.
    Er drehte sich wieder zu Thomas um. »Das heißt… Ihr wisst immer noch nicht, was die Schatulle enthält?«
    »Nein. Aber… die Schatulle muss sich noch in England befinden. Ich spüre es!«
    »Und dieser Mann war ein Edelmann, sagt Ihr?«
    »Er drückte sich gewählt aus und benahm sich wie ein Edelmann.«
    Lancaster schüttelte nachdenklich den Kopf. »Kein Mann kann Adel vortäuschen. Es muss ihm angeboren sein. Wer kann es gewesen sein? Nun, Tom, es ist gut, dass Ihr bei Hofe in meiner Nähe sein werdet, denn Ihr müsst diesen Feigling aufspüren, der sich nicht getraut, sein eigenes Wappenzeichen zu benutzen.« Er blickte Thomas durchdringend an. »Ich hoffe, dass Ihr nicht zögern werdet, Richard Eure Treue zu schwören.«
    Thomas wusste, worauf Lancaster anspielte. Er hatte keine »Beweise« dafür erbracht, dass Richard der Dämonenkönig war, und deshalb würde Lancaster nichts gegen Richards Krönung unternehmen. »Solange sich keine neuen Erkenntnisse ergeben, mein Fürst.«
    Raby blickte neugierig von einem zum anderen. »Tom, was soll das heißen?«
    »Lord Lancaster meinte wohl«, sagte Thomas, »dass ich dem König meine ganze Treue schwören muss, nachdem ich nun nicht mehr länger dem Papst unterstehe.«
    »Gut«, sagte Lancaster. »Ich glaube, Ihr solltet ein wenig schlafen, Tom. Morgen werden wir Eurer Verlobung mit Margaret beiwohnen, und dann müssen wir weiterreiten.«

Kapitel Zwanzig
     
    Die Terz an der Vigil zum Fest des heiligen Gregors
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (9 Uhr, Freitag, 11. März 1379)
     
     
     
    Thomas stand früh auf, brach sein Fasten allein in der Eingangshalle und aß langsam, während er über die Pläne nachdachte, die Lancaster und Raby für seine Zukunft geschmiedet hatten. In Kürze würden die beiden sich mit ihm in Margarets Gemach einfinden, um Zeugen seiner Verlobung mit ihr zu sein, und dann würden alle bis auf Margaret und das Neugeborene nach Norden aufbrechen: Lancaster, um seine Tochter in ihr neues Zuhause zu begleiten und um sicherzustellen, dass der oft aufrührerische Norden dem neuen König treu ergeben war; Raby, um seine junge Braut in seiner Hauptburg Sheriff Hutton unterzubringen und vermutlich auch, um ihr die elf Kinder seiner früheren Gemahlin vorzustellen; und Thomas, um sich die Güter anzuschauen, die sein Onkel ihm zurückgeben würde, damit er sich einen Überblick über ihre Einkünfte und Kosten verschaffen konnte.
    Lancaster würde als Erster wieder in den Süden zurückkehren, denn er wollte nicht lange im Norden bleiben. Raby und Thomas würden ihm Mitte April, nach dem Osterfest, folgen, um rechtzeitig vor Richards Krönung am ersten Mai in London einzutreffen. Auf dem Weg nach Süden würden sie Margaret abholen, und sie und Thomas konnten in einer schlichten Zeremonie nach Richards Krönung in London heiraten.
    Danach würde Margaret in Halstow Hall untergebracht werden, während Thomas am Hof bliebe.
    Lancaster bot Thomas nicht nur die besten Voraussetzungen, um herauszufinden, wer de Wordes Schatulle Thomas’ vor der Nase weggestohlen hatte, sondern auch, um die Dämonen ausfindig zu machen, die sich in Englands höchste und einflussreichste Kreise eingeschlichen hatten. Als Edelmann konnte Thomas den Auftrag des Erzengels viel besser erfüllen denn als bescheidener Mönch. Vor einem redegewandten Edelmann würden sich die Türen öffnen und Zungen lockern, während sie vor einem Mönch zugeschlagen würden. Er konnte mehr in Erfahrung bringen, wenn er zu den ersten Männern der geheimen Gemächer des Königs gehörte, als wenn er aus dritter oder vierter Hand davon erfuhr. Der Erzengel hatte sich geirrt, als er das Mädchen hatte sterben lassen wollen, denn nur durch Rosalind konnte sich Thomas Zutritt zu den dämonischen

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