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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde.«
    »Also hast du sie verlassen.«
    »Willst du mir vielleicht Vorhaltungen machen?«, fauchte Thomas und blickte Margaret an. Er war überrascht, Mitleid statt Genugtuung in ihrem Gesicht zu sehen.
    Er wandte den Kopf wieder ab, damit sie die Tränen nicht sah, die ihm in die Augen stiegen. »Nun, ja, ich habe sie verlassen und mich geweigert, das Kind anzuerkennen.«
    Margaret schwieg, denn sie wusste, was als Nächstes kommen würde.
    »Und… und deshalb hat sie sich umgebracht«, sagte Thomas schließlich, seine Stimme war nur mehr ein Flüstern, als könne er die Worte nicht laut aussprechen. »Sich und das Kind, das sie erwartete… und die drei Töchter ihres Gemahls.«
    »Ach, Tom! Nein! «
    »Sie hat sich mit den Kindern in einer verlassenen Mühle eingeschlossen – der Fluss, an dem sie gebaut worden war, war ausgetrocknet – und Stroh um sich herum verteilt. Dann hat sie es angezündet.«
    Margaret hatte vor Entsetzen die Hand vor den Mund geschlagen und blickte ihn ungläubig an. Sie hatte vermutet, dass es in seinem Leben eine Tragödie gegeben hatte, aber so etwas? Kein Wunder, dass er sein ganzes Leben lang auf der Flucht gewesen war und versucht hatte, seine Schuld als Mönch zu sühnen!
    »Sie ist mit ihren Kindern zur Hölle gefahren«, flüsterte Thomas, »und ich habe nichts getan, um sie davor zu bewahren.«
    Er wandte sich Margaret zu, um ihr in die Augen zu blicken. »Ich werde niemandem gestatten, diesem Kind etwas zuleide zu tun«, sagte er. »Niemals.«
    Margaret wandte den Blick ab und schloss die Augen, immer noch so bestürzt und traurig, dass sie ihren Triumph nicht einmal genießen konnte.
    Wie konnten die Engel, die sonst so vorsichtig waren, einen solch schlimmen Fehler begangen haben?
    Hatten sie sich geirrt, oder gab es immer noch einen Hinterhalt, von dem sie nichts wussten?
     
     
    In dieser Nacht erschien Margaret ein Geist von jenseits des Grabes.
    Sie erwachte irgendwann während der Nacht und sah eine blonde Frau wie eine Statue neben ihrem Bett. Die Frau war eher hübsch als schön, aber ihre Augen und ihr Mund strahlten eine angenehme Weiblichkeit aus. In ihren Armen hielt sie einen Säugling und im Schatten hinter ihr standen drei kleine Mädchen, hingen an ihren Röcken und beäugten Margaret schüchtern, die im Bett hochgefahren war, wacher als jemals zuvor in ihrem Leben.
    Sie blickte zu Rosalind hinüber, die in einem Kinderbett neben ihr schlummerte.
    »Euer Kind schläft friedlich«, sagte die Frau.
    Margaret hatte plötzlich große Angst um ihre Tochter. »Ihr seid Alice«, sagte sie leise.
    »Ja«, erwiderte die Frau und lächelte traurig. »Ich bin Alice. Margaret, fürchtet nicht um Eure Tochter. Ich bin nicht hier, um ihr oder Euch ein Leid zuzufügen.«
    »Warum dann?«, fragte Margaret. Sie griff langsam nach einer Stola. »Warum seid Ihr hier?«
    »Weil ich so traurig bin«, sagte Alice, »und zugleich so glücklich. Es hat mich sehr erleichtert, als Thomas Euer Kind angenommen und zu Euch gehalten hat.«
    »Er hätte dasselbe für Euch tun sollen.« Margaret stand auf, zog sich die Stola fest um die Schultern und trat so nahe an Alice heran, dass sie das Kind in ihren Armen betrachten konnte.
    Es war eindeutig ein Kind der Nevilles, mit seinem dunklen, lockigen Haar. Und ein Mädchen. Thomas’ erste Tochter.
    Gestorben, bevor sie hatte leben können.
    »Ich hätte es nicht tun sollen«, flüsterte Alice. »Meine Kinder ermorden.«
    Darauf wusste Margaret nichts zu sagen. Wie verzweifelt Alice auch gewesen sein mochte, für diese Tat gab es keine Rechtfertigung.
    Alice mühte sich sichtlich, die Fassung zu bewahren. »Aber ich bin hierhergekommen, Margaret Rivers, zukünftige Neville, um Euch etwas anderes zu sagen.«
    Margaret sah sie an, plötzlich noch wachsamer. »Ja?«
    »Gebt Acht, wie Ihr mit ihm umgeht, Margaret. Nur mit Täuschung allein könnt Ihr seine Liebe nicht gewinnen.«
    Margaret wurde plötzlich sehr kalt. »Es geht um mehr, als einen Gemahl zu gewinnen, Alice. Ich… «
    »Glaubt Ihr, ich wüsste das nicht?«, sagte Alice. »Thomas glaubt, meine Kinder und ich würden im Höllenfeuer schmoren. Aber das stimmt nicht. Auch wenn ich mir selbst nicht vergeben kann für das, was ich getan habe, hat sich jemand anderer meiner erbarmt und mir verziehen.«
    Während sie sprach, blickte sie leicht zur Seite, als befände sich etwas hinter ihr.
    Margaret folgte ihrem Blick. Doch was sie sah, ließ ihr den Atem stocken. Sie schlang die

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