Tochter Des Krieges
sie Thomas eine gute Gemahlin sein wollte, und daran hielt sie sich auch.
Thomas seufzte erleichtert auf, als der Kaplan sie schließlich zu Mann und Frau erklärt hatte, und beugte sich vor, um Margaret zu küssen.
Als sie das Gesicht hob, stellte Thomas überrascht fest, dass ihre Augen voller Furcht waren, und der Kuss, den er ihr gab, fiel deshalb etwas zärtlicher aus, als er beabsichtigt hatte.
Schließlich traten die Zeugen vor und überbrachten ihre Segenswünsche; die Frauen küssten Margaret auf die Wange und die Männer auf den Mund, wie es Brauch war. Thomas beobachtete Margaret genau, als Raby sie küsste, und bemerkte mit einiger Verwunderung, dass Hals Kuss überraschend zärtlich ausfiel. Dann, als Lancaster gerade fröhlich vorschlug, dass sie sich in seine Gemächer zurückziehen sollten, um ein einfaches Hochzeitsmahl zu sich zu nehmen, trat ein junger Mann aus dem Dunkel eines Seitenschiffs und klatschte langsam Beifall.
Richard.
Er war ganz in Grün gekleidet, von der kurzen, eng anliegenden pelzbesetzten Tunika, die die Wölbung seines Geschlechts betonte, bis zu den ebenso engen Gamaschen an seinen dünnen Beinen.
»Sieh an, sieh an, Neville«, sagte Richard, als er schließlich die Hände sinken ließ. »Ich hatte schon geglaubt, wir hätten Euch an das Priestertum verloren… und hier seid Ihr nun, verheiratet mit einer Frau, mit der jeder Mann gern das Lager teilen würde. Darf ich mich den Glückwünschen meines Onkels und seiner Familie anschließen?«
»Majestät«, sagte Thomas und verneigte sich, aber Richard achtete nicht auf ihn. Er ging zu Margaret, die gerade einen Knicks machte, legte ihr beide Hände auf die Schultern und zog sie hoch, um ihr einen langen Kuss auf den Mund zu geben.
Thomas war nahe daran, den König von seiner Gemahlin wegzuzerren.
»Sie schmeckt süß«, sagte Richard, als er endlich von Margaret abließ. »Ich beneide Euch darum, mit ihr das Lager teilen zu dürfen. Mich dünkt, ich werde mir auch bald eine Frau suchen müssen.«
Er warf Thomas einen listigen Blick zu. »Schließlich kann ich mir wohl kaum die eines anderen Mannes nehmen, nicht wahr? Nein, das würde nur zu einer Tragödie führen.«
Er beugte sich vor, um Margaret noch einmal zu küssen und sie verzog das Gesicht – ob aus Abscheu oder Furcht, konnte Thomas nicht sagen. In diesem Moment war Thomas kurz davor, sein Leben zu verwirken, indem er Richard niederschlug – wie konnte er es wagen, Margaret zu beleidigen und im selben Atemzug Alice zu erwähnen? –, doch da trat Hal dazwischen, ergriff Margaret beim Arm und führte sie zu Thomas.
»Wir dürfen das glückliche Paar nicht zu lange voneinander trennen«, murmelte er. »Majestät, möchtet Ihr uns vielleicht bei einem einfachen Hochzeitsmahl Gesellschaft leisten?«
»Nein«, sagte Richard, den Blick auf Thomas gerichtet, »ich glaube nicht. Der Abt von Westminster ist der Meinung, er müsse noch einen Abend mit mir verbringen, um sicherzustellen, dass ich bei der Krönung auch ja keinen falschen Schritt mache. Ich bin nur hierhergeritten, um Thomas meine Glückwünsche zu überbringen und ihm zu sagen, wie froh ich darüber bin, ihn nun so nah an meinem Hof zu wissen, statt ihn an die Familie der Dominikaner verloren zu haben. Thomas, Ihr und Eure reizende Gemahlin werdet doch sicher bleiben und an meiner Krönung teilnehmen, nicht wahr?«
»Ja, Majestät. Es wird uns ein Vergnügen sein.«
Richard sah wieder Margaret an. »Ganz meinerseits. Nun, dann fort mit Euch. Stillt Eure ehelichen Gelüste, so lange Euch noch der Sinn danach steht.«
Damit drehte er sich um und ging davon, zog seine Handschuhe aus dem Gürtel und schwenkte sie im Laufen lässig hin und her.
»Tom«, sagte Hal Thomas leise ins Ohr. »Achte nicht auf ihn. Er hat schlimmere Manieren als der niederste Knecht.«
»Dass er unser König werden soll«, sagte Thomas. »Und noch dazu… «
»Tom! « Hals Finger krallten sich in seinen Arm. »Sprich es hier nicht aus! «
Thomas lag bis spät nachts wach in seinen Kissen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und blickte zur niedrigen Decke des Gemachs hinauf. Margaret schlief neben ihm auf der Seite, ihr Rücken war ein anmutig geschwungener blasser Schemen in der Dunkelheit. Sie waren nun verheiratet und teilten das Lager miteinander, doch während des Liebesaktes hatte Thomas immerzu an Richard denken müssen, seine Hände auf Margarets Schultern, seinen Mund auf ihrem. Von dort wanderte sein
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