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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Prüfung sei, in der Thomas beweisen musste, dass er Gott treu ergeben war.
    Aber wie konnte ihr Tod Gott von Nutzen sein?
    »Es ist keine Sünde, deine Tochter zu lieben«, sagte Margaret.
    »Nein«, flüsterte Thomas. »Das ist es nicht.«
    Dann seufzte er, richtete sich auf und wechselte das Gesprächsthema. »Margaret… warum hast du die Hebamme ausgesperrt, um allein zu gebären?«
    »Aus Schuldgefühl.«
    »Schuldgefühl?«
    »Ich habe nie vergessen, wie Lady Eleonore gestorben ist und dass sie vielleicht noch am Leben sein könnte, wenn ich das Richtige getan hätte.«
    »Aber…«
    »Nein, lass mich ausreden. Für mich war die Geburt eine Prüfung, mit der Gott mich bestraft hat, wenn man so will. Wenn ich wirklich Lady Eleonores Tod verschuldet hätte, wäre auch ich gestorben. Ich habe Maude ausgesperrt, damit Gott mich zu sich holen konnte, wenn es Sein Wunsch gewesen wäre.«
    »Ich hätte dich nicht für eine solch gottesfürchtige Frau gehalten.« Gütiger Himmel er hatte noch nie eine fadenscheinigere Lüge gehört!
    »Dennoch…«
    »Aus dem Gemach drang ein merkwürdiger Schrei«, sagte Thomas. »Er klang wie der eines wilden Tiers oder von etwas noch Unnennbarerem. Warum hast du uns ausgesperrt, Margaret?«
    »Sieh nur!«, sagte sie und wies mit dem Arm auf den Boden vor sich. »Hat mein Schatten vielleicht Hörner? Verbirgt sich unter meinen Röcken ein gespaltener Schwanz? Ich bin kein dämonisches Untier, Thomas. So glaube mir doch! «
    Sie beugte sich näher zu ihm vor und ihre Stimme klang eindringlich. »Wenn du mich für einen Dämon oder Schlimmeres hältst… was ist dann Rosalind?«
    Thomas blickte bestürzt zu ihr auf.
    »Sie ist genauso deine Tochter wie meine, Tom. Und sie ist kein Dämon.«
    »Nein… nein, das ist sie sicher nicht.«
    Die Anspannung in Margarets Gesicht und Körper ließ nach. Sie lehnte sich auf der Bank zurück und betrachtete Thomas und das Kind zufrieden. Als sie das Gefühl hatte, dass er sich wieder beruhigt hatte, sagte sie: »Erzähl mir von Alice.«
    »Was?«
    »Du kennst meine Sünden, Tom… du hast mich oft genug an sie erinnert. Jetzt erzähl mir von deinen, denn ich möchte gern wissen, was für dunkle Geheimnisse mein Gemahl verbirgt.«
    »Wo hast du diesen Namen gehört?«
    »Lady Katherine hat über sie gesprochen, nur einmal. Damals wusste sie noch nicht, dass ich ein Kind von dir erwarte. Sie hat angedeutet, dass diese Alice und das, was du ihr angetan hast, der Grund dafür waren, warum du in den Orden eingetreten bist.«
    Das Kind in seinen Armen war vergessen, und Thomas’ Blick glitt von Margaret fort in den Garten hinaus. Dort wuchs eine Fingerhutstaude, die von den Brüdern sicher dazu verwendet wurde, ihre schwachen Herzen zu stärken. Und dort die Wachsblume, zum Kühlen schmerzhafter Schwellungen.
    »Wer war Alice, Tom?«
    Thomas’ Blick folgte nun einer Biene, die von Blüte zu Blüte flog, und er fragte sich, ob sie zu einem Bienenstock gehörte, der von den Brüdern oder einem Bauern der Umgebung unterhalten wurde. Es war eine dicke Biene, die sicher froh war, von den Fesseln des Winters befreit zu sein.
    »Wer war Alice, Tom?«
    Barmherziger Himmel … Alice!
    »Sie war meine Geliebte«, sagte er. »Meine Mätresse.«
    »Deine Hure.«
    Thomas zuckte zusammen und wünschte sich, er hätte Margaret nie eine Hure genannt.
    »Sie war eine tugendhafte Dame und ihr Gemahl ein freundlicher und ehrenhafter Ritter.«
    »Und dass Alice einen Ehemann hatte, macht sie tugendhaft, während ich, die ich keinen hatte, eine Hure bin?«
    »Sie war eine schöne und gebildete Frau und schlug mich stärker in den Bann als jede andere vor ihr. Ich war noch ein junger Mann, kaum alt genug, um mir meine Sporen verdient zu haben, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Ich entflammte in Leidenschaft für sie und ließ es sie auch wissen. Ein Jahr oder länger widerstand sie, doch schließlich überwand ihr eigenes Verlangen ihre Bedenken. Sie und ich teilten beinahe ein Jahr lang das Lager, wann immer wir Gelegenheit dazu fanden.«
    »Und ihr Gemahl?«
    »Er wusste es nicht.« Thomas hielt inne, während sein Blick immer noch über den Garten schweifte. »Eines Tages schickte ihn König Eduard in irgendeiner Angelegenheit, die den Wollhandel betraf, zum Hof des flämischen Grafen. Er war acht Monate lang fort.«
    »Und in diesen acht Monaten wurde Alice von dir schwanger.«
    »Ja. Ich konnte die Schande nicht ertragen, die dieses Kind mit sich bringen

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