Tochter Des Krieges
verbirgt.«
Der schwarze Prinz machte eine ungeduldige Handbewegung. »Wir werden Tom also noch eine Weile bei uns behalten. Er wird uns nicht die Haare vom Kopf fressen. Bolingbroke und Raby, Ihr sorgt dafür, dass er bei uns bleibt. Ihr seid früher seine engsten Vertrauten gewesen – findet heraus, was für ein Geheimnis er hütet. Aber in der Zwischenzeit können wir ihn selbst noch ein wenig genauer befragen.«
»Wie dem auch sei«, sagte Lancaster. »Du wirst in den nächsten Wochen bezüglich Philipp eine Entscheidung treffen müssen, Eduard. Wenn wir Chauvigny noch vor Winteranbruch verlassen wollen, müssen wir es innerhalb eines Monats tun. Und was immer du sonst entscheidest, zumindest einige von uns müssen aufbrechen. Wir können König Johann nicht über den Winter hierbehalten. London ist der einzige sichere Ort, an den wir ihn bringen können.«
Eduard nickte und entließ die anderen dann mit einer knappen Geste. Er wollte heute Nacht noch seiner geliebten Gemahlin Johanna einen Brief schreiben und dafür brauchte er Ruhe. Mit Johanna zu sprechen brachte stets Klarheit in seine Gedanken… und wenn er schon nicht mit ihr sprechen konnte, dann wollte er ihr wenigstens schreiben.
Gütiger Himmel wenn sie doch nur bei ihm wäre!
Margaret hatte zu Rabys Gemach zurückkehren wollen, um zumindest noch ein paar Stunden zu schlafen, wurde jedoch in dem Teil der Festung aufgehalten, in dem sich die Gemächer der meisten Adligen befanden.
»Lady Margaret?«
Sie fuhr herum, überrascht und beunruhigt. Einer von Gloucesters Männern stand hinter ihr, das Gesicht unter dem kugelförmigen Eisenhelm wirkte besorgt.
»Lady Rivers, die Niederkunft der Herzogin ist nahe. Werdet Ihr ihr behilflich sein? Ihr steht nur noch eine andere Dame zur Seite und…«
»Hat niemand nach der Hebamme geschickt?«, fragte Margaret.
Das Gesicht des Mannes wurde hart. »Wir können sie nicht finden«, sagte er. »Sie hat sich ein gemütliches, warmes Bett für die Nacht gesucht, und wir haben Tausende solcher Betten und unendlich lange Korridore, die wir durchsuchen müssten. Madam, beeilt Euch, im Namen der Jungfrau! «
Margaret rührte sich immer noch nicht. Ihr Herz hämmerte, und sie kämpfte die aufsteigende Panik nieder.
Sie wollte nicht bei der Geburt helfen.
Erstaunlicherweise hatte Margaret so gut wie keine Erfahrung mit Geburten. Nachdem sie selbst zur Welt gekommen war, hatte ihre Mutter keine anderen Kinder mehr bekommen, keines ihrer Dienstmädchen war schwanger geworden, und weder Margaret noch ihre Mutter hatten sich mit Geburten im Dorf abgegeben. Die dortige Hebamme war überaus fähig gewesen.
Margaret hatte also in ihrem Elternhaus keine Erfahrungen gesammelt und auch in der Ehe hatte sich keine Gelegenheit dazu ergeben. Roger hatte sie durch halb Europa geschleppt, auf der Reise von einem Heiligengrab zum nächsten, von einer Reliquie zur anderen, und nur wenige der Pilgerinnen, denen Margaret begegnet war, waren schwanger gewesen.
Alles, was Margaret über die Geburt wusste, waren die furchterregenden Geschichten, die sie gehört hatte, seit sie alt genug gewesen war, um sich dem Kreis der älteren Frauen um das Küchenfeuer herum anzuschließen. Geschichten von Frauen, die solche Schmerzen litten, dass sie ihre Helferinnen anflehten, ihrem Leben lieber ein Ende zu bereiten.
Frauen, die derartige Furcht vor den Messern und Haken der Hebammen hatten, dass sie sich auf dem Dachboden einschlossen, um allein und ohne Hilfe zu gebären.
Geschichten von Blut und Metzelei, wenn Ehemänner Schlächter ans Geburtsbett schickten, um auf Kosten ihrer Ehefrau ihren Erben zu retten.
»Ich kann nicht!«, flüsterte sie, die Hand auf den Bauch gepresst. Sie würde das nicht durchstehen!
Der Mann packte sie am Unterarm. »Ihr müsst, Lady Margaret, oder ich werde auf der Stelle zu Gloucester gehen und ihm sagen, dass Ihr Euch weigert, seiner Gemahlin zu helfen.«
Margaret entriss ihm ihren Arm. »Es muss doch noch jemand anderen geben… «
»Die Herzogin hat nach Euch verlangt.«
»Aber…«
»Ihr werdet Euch um sie kümmern, Lady Margaret.«
Etwas in der Stimme des Mannes, eine zornige Entschlossenheit, sagte Margaret, dass er sie notfalls gewaltsam in das Entbindungszimmer zerren würde.
Margaret nickte schließlich ungehalten, und der Mann geleitete sie zu Gloucesters Gemach.
Margaret holte tief Luft und betrat dann den Raum.
Eleonore ging ruhig im Zimmer auf und ab, beide Hände in die
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