Tochter Des Krieges
hatten die Schmerzen so sehr zugenommen, dass sie sich krümmte und unentwegt schrie, und trotz all der Anstrengungen seiner Mutter hatte das Kind sich bisher nicht gerührt.
Die Hebamme war immer noch nirgendwo aufzutreiben, und Margaret wusste, wenn sie die Frau jemals fand, würde sie sie eigenhändig am nächsten Baum aufknüpfen.
Gegen Mittag hatte Eleonore angefangen zu bluten. Zunächst war es wenig mehr als ein blutiger Ausfluss gewesen, und Margaret hatte gehofft, dass er anzeigte, dass das Baby nun endlich auf dem Weg war. Doch innerhalb einer Stunde hatte sich diese harmlose Flüssigkeit in dickes Blut verwandelt, das auf die zerwühlten Laken floss und dort gerann.
Weder Margaret noch die Kammerfrau der Herzogin, Mary, hatten gewusst, was sie tun sollten – und Eleonore selbst war angesichts des vielen Blutes in Panik verfallen.
Sie hatte zu schreien begonnen, und ihre Schreie und Zuckungen hatten erst zwei Stunden später nachgelassen, als sie von dem ständigen Blutverlust blass und kühl geworden war.
Sie hatte Margarets Hand gepackt. »Helft mir. Ich will nicht sterben… ich will nicht sterben.«
Margaret konnte sie nur mit nutzlosen Worten trösten. Was blieb ihr sonst übrig?
Sie hatte keine Erfahrung mit dieser Art von Geburt … sie war so anders…so anders…
»Wo ist die Hebamme?«, flüsterte Eleonore.
»Ich weiß es nicht, Madame.« Und wenn die Hebamme hier wäre, könnte sie etwas ausrichten?
Eleonore verfiel in Schweigen. Ihre Haut war nun grau und kalt, ihre Augen trübe, ihr Bauch ragte vorwurfsvoll empor. Hin und wieder entfernte Mary die blutgetränkten Laken unter Eleonores Körper und ersetzte sie durch frische.
Sie waren bereits durchtränkt, wenn Mary wieder ein Laken über Eleonore ausbreitete, um ihre Scham zu bedecken.
Warum ist es so schwierig, ein Kind zur Welt zu bringen?, dachte Margaret, fröstelnd und zitternd vor Grauen. Warum lässt Gott die Frauen so sehr leiden?
Muss auch ich das durchstehen?
Schließlich bat Eleonore flüsternd um einen Geistlichen und verlangte ausdrücklich nach Thomas, und Margaret rief durch die Tür des Gemachs, dass jemand den Mönch holen solle.
Warum Eleonore ausgerechnet nach Thomas verlangte, konnte sich Margaret nicht vorstellen.
Eleonores Schmerz und Leid waren für sie schwer genug zu ertragen – besonders, da Margaret wusste, dass sie in wenigen Monaten dasselbe würde erdulden müssen –, doch das Schlimmste war, dass niemand der Herzogin helfen konnte.
Ich werde das nicht durchmachen !, dachte Margaret immer wieder. Ich werde das nicht durchmachen! Wie gefährlich es auch immer sein wird, aber ich werde das nicht durchmachen. Ich werde irgendwo einen abgeschiedenen Ort finden und auf meine eigene Weise gebären.
»Lady Margaret?«
Margaret hob den Kopf und musste sich dann fast dazu zwingen, die Frau am anderen Ende des Bettes anzusehen.
Mary sah fast so schlecht aus, wie Margaret sich fühlte, und keine von beiden konnte die stille, todesstarre Frau zwischen ihnen mehr anschauen.
»Mylady«, sagte Mary, »wir sollten ein Gebet sprechen…«
»Ich werde kein Gebet an einen Gott richten, den wir erst anflehen müssen, damit er ihr hilft!«, sagte Margaret. »Warum lässt er Eleonore so leiden? Hat sie nicht genügend Gebete gesprochen, um sich auf diesen Augenblick vorzubereiten? Was kann Gott noch mehr von ihr verlangen?«
»Was die Herzogin nicht braucht«, sagte Thomas direkt hinter Margaret – sie hatte nicht einmal gehört, dass er das Gemach betreten hatte, »ist, von solch gottlosem Gerede umgeben zu sein. Sie liegt im Sterben, Frau, und Ihr solltet ihr zumindest helfen, sich darauf vorzubereiten, in Gottes Reich einzutreten, wenn Ihr schon nicht ihr Kind auf die Welt bringen konntet! «
Eleonore regte sich, und ihr Griff um Margarets Hand lockerte sich, als sie Thomas sah. Margaret entriss ihr ihre Hand und trat einen Schritt zurück.
»Bruder!«, flüsterte Eleonore. »Ich danke Gott, dass Ihr gekommen seid.«
Margaret wich langsam zur Tür des Gemachs zurück, ihre Augen immer noch auf die sterbende Frau gerichtet.
Sie würde das nicht durchmachen! Sie konnte nicht!
Thomas drehte sich zu ihr um und blickte sie an. »Margaret, Eleonore braucht Eure Gebete! Kommt zurück! «
»Ich kann nicht«, flüsterte Margaret, den Blick auf Eleonores Gestalt gerichtet, die sich kaum noch bewegte. »Ich kann nicht!«
Und damit wandte sie sich um und floh aus dem Gemach.
Thomas wandte sich wieder
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