Tochter Des Krieges
langsam zu dem Beutel hinüber und sah, dass er nicht etwa schwarz gefärbt, sondern schwarz von Blut war.
Er wusste, was sich darin befinden würde.
Behutsam löste er die Schnur, die den Beutel zusammenhielt, und leerte ihn aus.
Marcels Kopf, die Augen leblos auf die Ewigkeit gerichtet, rollte daraus hervor.
»Wer ist das?«, fragte der schwarze Prinz.
»Etienne Marcel«, sagte Thomas. »Er war der Anführer der Pariser Rebellen. Wenn er tot ist, dann ist Paris tatsächlich gefallen.«
Er blickte auf und bemerkte überrascht, dass Hal Marcels Kopf mit mühsam beherrschter Miene ansah, als hätten ihn sehr starke Gefühle ergriffen.
Doch warum? Hal hatte Marcel doch gar nicht gekannt …
»Ja«, rief Philipp zu ihnen hinüber. »Paris ist gefallen und der Norden gehört uns. Nun, Eduard, ich habe achttausend Soldaten in Châtellerault. Wenn mich in diesem Winter die Langeweile überkommt, könnte ich dazu verleitet sein, Euch in Chauvigny zu besuchen. Vielleicht um ein Trinkgelage abzuhalten? Nun, was sagt Ihr dazu?«
Eduard starrte ihn nur an: Achttausend Soldaten in Châ tellerault? Gütiger Himmel!
»Karl entbietet Euch seinen Gruß«, fuhr Philipp fort. »Und lässt Euch ausrichten, dass Ihr seinen Großvater behalten könnt. Bei Johanns Alter wird er sein Lösegeld nicht mehr lange wert sein! «
Mit einem Lachen riss Philipp sein Pferd herum, gab seiner Eskorte ein Zeichen, und mit klappernden Hufen und einem letzten Aufleuchten in dem goldenen Licht waren sie verschwunden.
Kapitel Acht
Nach der Non am Fest der heiligen Felicitas
Im einundfünfzigsten Jahr der Regentschaft Eduard III.
(Dienstag, früher Nachmittag, 23. November 1378)
– II –
Der schwarze Prinz ließ sein Gefolge anhalten, sobald sie wieder unter freiem Himmel waren. Er wartete, bis alle Männer den Tunnel verlassen hatten, und die fünfzig, die am Eingang geblieben waren – und Wat Tyler, der sein eigenes Pferd aus einem Versteck geholt hatte –, einen schützenden Kreis um die innere Gruppe gebildet hatten, dann wandte er den Kopf seines Schiachtrosses in Richtung Süden und gab ihm die Sporen.
Bolingbroke trieb sein eigenes Tier an, während Thomas neben ihm ritt und die Eskorte hinter ihnen aufschloss.
Der schwarze Prinz drehte sich mit einem kurzen prüfenden Blick um und sagte zu Thomas: »Wenn wir ins Hauptlager zurückgekehrt sind, Thomas, werdet Ihr uns sagen, wer diese Jungfrau ist, die Karl und den verfluchten Philipp zu ihren Taten angespornt hat.«
Dann drehte er sich wieder um, trieb sein Pferd zu noch größerer Eile an und preschte über die sanft ansteigende Hügellandschaft in Richtung Süden.
Sie ritten etwa eine Stunde lang ohne Unterbrechung, bis zum späten Nachmittag. Dann zügelte der schwarze Prinz sein Pferd und blickte sich besorgt um: Der Tag wirkte mit einem Mal so düster, als würde die Sonne bald untergehen, obwohl noch einige Stunden bis zur Abenddämmerung vor ihnen lagen.
Thomas und Hal, die sich direkt hinter dem Prinzen befanden, wurden ebenfalls langsamer, und Thomas warf einen Blick zurück.
Es waren nur noch drei Soldaten zu sehen. Allem Anschein nach waren die anderen in einer dunklen Wolke verschwunden, die ihnen folgte.
Er ritt rasch vorwärts. »Mein Prinz!«
Einen Moment lang glaubte er, der schwarze Prinz hätte ihn nicht gehört, doch dann brachte dieser sein Pferd zum Stehen und drehte sich nach ihm um.
Der Prinz wollte etwas sagen, hielt dann jedoch inne, den Mund vor Erstaunen geöffnet, als er die kleine Reiterschar sah, die noch übrig war.
Thomas und Bolingbroke zügelten ebenfalls ihre Pferde, genauso wie die verbliebenen drei Soldaten.
»Was ist mit dem Rest der Eskorte geschehen?«, fragte der schwarze Prinz, sein scharfer Blick fuhr zwischen Thomas und Bolingbroke hin und her und dann zu den drei anderen Männern hinüber. »Und was ist das für ein sonderbarer Nebel?«
Keiner antwortete ihm, alle waren offenbar genauso erschüttert wie der Prinz, dass über fünfzig Männer so einfach hatten verschwinden können.
Und so geräuschlos.
Eduard blickte sich um. Die ersten Ausläufer des Nebels waren nun herangerückt und würden sie innerhalb weniger Minuten eingehüllt haben.
»Hört!«, sagte der Prinz. »Wir haben noch einen Ritt von einer Stunde vor uns, bevor wir unser Nachtlager erreichen, und ich habe kein Verlangen danach, hier zu warten, bis wir von diesem feuchten Nebel verschlungen werden. Die Männer werden ihren eigenen Weg
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