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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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eigentlich mochte.
    Gütiger Himmel, was für grausame Worte!
    Und dennoch konnte sie ihn verstehen, wenn sie ihm auch nicht völlig vergeben konnte. Raby hatte ihr sehr deutlich gemacht, dass von seiner Seite aus keinerlei Beziehungen zwischen ihr und der Familie Neville mehr bestanden.
    Margaret legte die Hand auf den Bauch. Nicht ganz, Raby.
    Sie setzte sich auf die Bettkante, zwang sich zur Ruhe und dachte über Rabys Worte nach. Sie sollte mit Lancasters Gefolge nach England zurückkehren, um sich um Lady Swynford zu kümmern, bis sie ihr Kind zur Welt brachte. Danach konnte sie sich, wenn es nach Raby ginge, vor Rogers Eltern auf die Knie werfen.
    Margaret erschauerte. Von ihnen konnte sie keine Gnade erwarten.
    Und von Thomas? Raby hatte Thomas nicht erwähnt, aber Margaret zweifelte nicht daran, dass auch er nach England zurückkehren würde.
    Erneut lief ihr ein Schauer über den Rücken. Thomas hatte sich nach dem Tod der Herzogin von Gloucester erstaunlich barmherzig gezeigt, doch Margaret vermutete, dass dies eher auf Eleonores Wunsch hin geschehen war als aus freien Stücken. Sie bezweifelte, dass er ihr gegenüber jemals wieder so viel Barmherzigkeit an den Tag legen würde. Nicht bei dem, was vor ihnen lag.

Kapitel Zehn
     
    An der Vigil zum Fest des heiligen Andreas des Apostels
    Im einundfünfzigsten Jahr der Regentschaft Eduard III.
    (Montag, 29. November 1378)
     
     
     
    Die Gefolge Lancasters und des schwarzen Prinzen waren bereit, Chauvigny in wenigen Tagen zu verlassen. König Johann zeterte und wütete, doch ohne Erfolg. Er sollte bis zum Fest der Geburt des Heilands an den Hof seines Erzfeindes gebracht werden… Eduard III. würde zweifellos dafür sorgen, dass Johann eine recht fröhliche Weihnachtszeit erlebte.
    Der schwarze Prinz konnte sich keine weitere Verzögerung erlauben. Seine Spione hatten berichtet, dass Châtellerault, wie Philipp gesagt hatte, vor Soldaten nur so wimmelte, und mit einer großen feindlichen Streitmacht in der Nähe war Chauvigny kein Ort zum Überwintern oder gar, um den König der Gegenseite gefangen zu halten.
    Von den beiden Anführern würde Lancaster wohl die schwierigere Reise haben. Philipp wusste sicher – oder konnte es sich zumindest denken –, dass die Engländer versuchen würden, Johann nach England zu bringen, und der schwarze Prinz fürchtete, dass Philipp Lancasters Gefolge auf dem Weg zum Hafen von La Rochelle auflauern würde. Während des Handgemenges würde König Johann dann sicher aus Versehen tödlich verletzt werden, und damit wäre ein weiteres Hindernis auf Philipps Weg zum französischen Thron beseitigt.
    Diese Erkenntnis bereitete dem schwarzen Prinzen einiges Kopfzerbrechen. Wäre der innere Aufruhr in der französischen Armee es wert, seine Geisel zu verlieren? Nein. Der schwarze Prinz wusste, dass in diplomatischen Verhandlungen viel gewonnen werden konnte, wenn die Engländer den französischen König lebend nach London brachten. Und nicht nur das – den französischen König als Geisel zu haben, würde sowohl dem Volk als auch Eduard III. Grund zur Heiterkeit geben. Dem Volk, weil es dann das Gefühl hätte, dass die englische Armee endlich einmal etwas Sinnvolles getan hatte, und Eduards Vater hätte endlich einen guten Grund, große Feste zu feiern. Bei einem Staatssäckel, das vom anhaltenden Krieg auf der anderen Seite des Kanals immer leerer wurde, besaß Eduard III. sonst kaum eine Entschuldigung dafür.
    Jedenfalls sorgte der schwarze Prinz dafür, dass Lancaster und Gloucester von genügend Truppen begleitet wurden, um gegen einen Angriff gewappnet zu sein. Er teilte die englische Armee in zwei Regimenter auf: Die kleinere Streitmacht begleitete Lancaster zurück nach England und sollte rechtzeitig zum Feldzug im Frühjahr nach Bordeaux zurückkehren, die größere reiste mit dem schwarzen Prinzen.
    Thomas erfüllte die Tatsache mit neuer Hoffnung, dass er nun mit der Hilfe und dem Schutz Lancasters und des schwarzen Prinzen – neben ihrem alternden Vater die mächtigsten Männer in England – nach Wynkyns Schatulle suchen konnte, ohne dass ihn der Ordensgeneral Thorseby in eine kahle, kleine Zelle einsperren würde. Er verbrachte die ersten zwei Tage nach dem Fest der heiligen Katherine mit Vorbereitungen für seine Reise nach England. Eigentlich war jedoch nicht viel zu erledigen. Er musste nur dafür sorgen, dass sein Wallach gut gefüttert und gestriegelt wurde, das Zaumzeug gereinigt und in Ordnung gebracht

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