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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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Weg gegeben worden, das sich in Wundern, Prophezeiungen und dem Erscheinen von Gottes Dienern offenbarte.
    »Es besteht kein Zweifel daran, dass das Böse mitten unter uns ist, mein Prinz«, sagte Thomas. »Seit der Zeit der großen Pest hat sich alles geändert. Menschen, die einst mit ihrem Schicksal zufrieden waren, verlangen jetzt nach einer besseren Stellung im Leben, das gemeine Volk ist der Wahnvorstellung der Freiheit verfallen, und Kaufleute besitzen mehr Reichtum und Macht als so mancher Edelmann. Jeden Tag wenden sich mehr Menschen von der Suche nach Erlösung ab und streben stattdessen nach weltlichen Bequemlichkeiten und Reichtum, sogar, bedauerlicherweise, innerhalb der Kirche.«
    Lancaster nickte. Er war ein frommer Mann und der Zustand der Kirche bereitete ihm seit vielen Jahren Sorge. »Die Heilige Kirche selbst ist in trauriger Unordnung«, murmelte er. »Viele Bischöfe und Erzbischöfe sind so reich, dass man mit dem Gold und den Juwelen, die sie besitzen, viele Jahre lang die Armen ernähren könnte. Hinzu kommt, dass wir nun zwei Päpste haben, die beide kostspielige und verderbte Gefolge besitzen, und ich habe gehört, dass der oberste Kirchenrat zusammentreffen und einen dritten Papst wählen will, der die anderen beiden ersetzen soll! «
    »Ja«, sagte Thomas. »Und ich habe von Gott den Auftrag erhalten, die Übel, von denen die Christenheit befallen ist, zu beseitigen. Ich habe von einem Mönch erfahren, Wynkyn de Worde… «
    Thomas erzählte, was er über de Worde wusste und wie er Sant’ Angelo ohne Erlaubnis verlassen hatte, um in den Norden nach Nürnberg zu reisen – er berichtete ihnen auch von der Begegnung mit einem der Dämonen auf dem Brennerpass – und von dort in die Wälder Norddeutschlands.
    Hier hielt Thomas inne und bat um etwas Wein.
    Bolingbroke reichte ihm wortlos einen Pokal.
    Thomas nahm einige Schlucke und kam dann auf den Höllenschlund zu sprechen.
    Er erzählte ihnen nichts von Odile oder dem Dämon, der ihm gesagt hatte, dass der Kampf in Thomas’ eigener Seele entschieden würde.
    Er sagte ihnen nur, dass er Wynkyn de Wordes Schatulle finden musste – die hoffentlich im Konvent am Bramhamer Moor versteckt war – und dass sie alles enthielt, was er wissen musste, um den teuflischen Einfluss der Dämonen zu bekämpfen.
    »Und diese gesegnete Jungfrau, die Philipp erwähnt hat?«, fragte Bolingbroke. »Was ist mir ihr?«
    Thomas zuckte mit den Schultern. »Als ich durch das Dorf Domrémy in Lorraine kam, bin ich einem Bauern begegnet, Jacques d’Arc, der eine Tochter namens Jeannette hat. Sie… sie ist ebenfalls vom heiligen Michael auserkoren worden. Sie sagte, dass es ihre Aufgabe sei, dem französischen Dauphin zu helfen und ihm Mut zuzusprechen. Sie behauptete«, Thomas grinste trocken, »das Böse würde das Land in Gestalt eines englischen Soldaten heimsuchen und müsse vernichtet werden.«
    Der schwarze Prinz und Lancaster brachen in Gelächter aus.
    »Das klingt nach einem echten französischen Mädchen«, sagte der schwarze Prinz. »Und sie ist die, die Philipp als gesegnete Jungfrau bezeichnet hat?«
    »Ich denke schon«, sagte Thomas.
    »Der heilige Michael muss den Verstand verloren haben«, sagte der schwarze Prinz, »wenn er glaubt, dass wir die Kräfte des Bösen sind, die die Christenheit heimsuchen!«
    Darauf erwiderte Thomas nichts. Wie konnte er diesen Männern sagen, dass der heilige Michael ihm anvertraut hatte, dass das Böse die Gestalt des englischen Königs besaß und sich am englischen Hof Dämonen eingeschlichen hatten? Letzteres glaubte Thomas sofort… aber dass der alte, ehrwürdige Eduard III. das leibhaftige Böse sein sollte? Das konnte er sich nur schwer vorstellen, und er würde ganz bestimmt nicht zu Eduards Söhnen davon sprechen.
    »Ein Bauernmädchen ist als Krieger für einen Erzengel eine schlechte Wahl«, sagte Lancaster. »Sagt mir, besitzt sie Gesicht und Gestalt, um Philipp und Karl dazu zu verführen, ihren Einflüsterungen Glauben zu schenken?«
    Thomas lächelte. »Sie ist gedrungen und dunkelhaarig und könnte kaum einen missgestalteten Zwerg verführen, Majestät.«
    Die Männer lachten leise, dann sagte der schwarze Prinz: »Wenn ich diese Dämonen nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, Tom, würde ich Euren Worten keinen Glauben schenken. Aber… gütiger Himmel! Sind diese Geschöpfe auch auf Englands grünen Wiesen unterwegs?«
    »O ja«, sagte Thomas eindringlich. »Ich denke schon. Etienne Marcel war

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