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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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stiegen sogleich auf ein prächtiges Schiff um, das König Eduard gehörte, und segelten nach Norden an der Küste Englands entlang.
    An einem Nachmittag an der Küste von Kent gesellte sich Hal zu Thomas an Deck. Die beiden Männer lehnten sich über die Steuerbordreling und blickten über die graue, kabbelige See nach Frankreich hinüber.
    »Was macht Karl wohl dort drüben, was meinst du?«, fragte Hal.
    »Wer weiß. Er hütet sich auf jeden Fall davor, Philipps Messer in den Rücken zu bekommen.«
    Hal lächelte, doch sein Lächeln verschwand so schnell wieder, wie es gekommen war. »Ich frage mich, ob es auch seiner Schwester gelungen ist, aus Paris zu fliehen, oder ob sie Marcels Rebellen in die Hände gefallen ist.«
    »O nein, sie ist entkommen. Ich bin ihr mit Karl zusammen auf der Straße östlich von Paris begegnet.«
    Hal richtete sich auf und blickte Thomas an. »Du hast mir nie gesagt, dass du Katherine begegnet bist! «
    »Ich habe es nicht für wichtig gehalten.«
    Einige Minuten lang herrschte Schweigen, dann sagte Hal mit gezwungener Gleichgültigkeit: »Wie ging es ihr?«
    Thomas blickte Hal forschend an. »Recht gut, auch wenn sie von der Flucht ausgezehrt und erschöpft war. Sie besitzt einen wachen Verstand und eine scharfe Zunge. Sie hat mich angespuckt!«
    Hal lachte. »Sie war schon immer ungestüm. Wusstest du, Tom, dass mein Vater beinahe ein ganzes Jahr lang versucht hat, eine Ehe zwischen uns auszuhandeln?«
    »Nein, das wusste ich nicht. Ihre und deine Familien liegen doch seit Jahren im Streit miteinander! Wie kann Lancaster glauben, er könnte alles vergessen machen, damit ihr beide heiraten könnt?«
    »Mein Vater«, sagte Hal, »dachte, dass sich damit ein Waffenstillstand herstellen ließe.«
    Hal sah aus, als würde er noch mehr sagen wollen, doch er schloss unvermittelt den Mund und richtete den Blick wieder auf das graue Meer. Nach einer Weile des Schweigens sagte er: »Meine Chance auf eine Ehe mit Katherine ist nun verwirkt, und sie wird ihre Jungfräulichkeit nicht an einen Mann der Familie Lancaster verlieren. Mein Vater sucht jetzt unter gutem englischem Blut nach einer Frau, die ich heiraten und mit der ich das Lager teilen kann. Hin und wieder erwähnt er den Namen Mary de Bohun, und dann nicke ich und lächele.«
    Thomas grinste, und sie schwatzten ein wenig über die Familie der Bohuns, ihren Reichtum und ihre Ländereien, und was eine Verbindung zwischen den Lancasters und den Bohuns bringen könnte, und dann hatte Thomas Katherine wieder vergessen.
     
     
    An einem klaren Wintertag segelten sie die Themse hinauf und näherten sich London mit der Flut. Thomas stand im Bug des Schiffes, in freudiger Erregung darüber, wieder in England und noch dazu nach London unterwegs zu sein.
    Obwohl er aus Nordengland stammte, liebte Thomas London über alles. Es war zwar eine hektische, schmutzige Stadt, dennoch besaß sie einen Charme und eine Lebendigkeit, wie er sie nirgendwo sonst gefunden hatte.
    Die Themse schlängelte sich durch schneebedeckte Felder, an kleinen Dörfern vorbei, die sich auf den Winter vorbereiteten. Einige unerschrockene Männer trotzten den Schilfbänken mit ihren flachen Kähnen, auf der Suche nach salzigem Fisch als Ergänzung zu dem Schweinebraten ihres Weihnachtsmahls, und Lancasters Schiff begegnete fünf oder sechs anderen Booten, die in die entgegengesetzte Richtung unterwegs waren und Wolle und Pilger zu den Märkten und heiligen Stätten auf der anderen Seite des Kanals transportierten.
    Thomas zog seinen Umhang fester um sich, als sie in die Fahrtrinne einfuhren, die nach London führte. Dort! Der rechteckige Turm des White Tower erhob sich funkelnd im Sonnenlicht und… dort!… die Windung der alten römischen Mauern, welche die Stadt umgaben, die sich am Nordufer des Flusses befand.
    Thomas konnte nicht anders – er musste vor Freude grinsen. London war vom Rauch vieler Feuer eingehüllt und voller Bewegung, Farben und Menschen. Als sie sich der London Bridge näherten, sah Thomas Hunderte von Menschen aus den Fenstern der Häuser auf der Brücke lehnen und Fähnchen und bunte Bänder schwenken. Andere – als sie das Südtor der Brücke erreichten, mit seiner grausigen Zier von Verbrecherköpfen, die als Lektion für alle guten Bürger Londons auf Piken aufgespießt waren – standen auf Karren oder am Straßenrand, winkten und jubelten.
    Die Engländer kehrten mit dem französischen König zurück! Hurra!
    Thomas lachte aus reinem

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