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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben dort ihren Wohnsitz.« Sie beugte sich ein wenig vor. »Sie werden sicherlich überrascht sein, zu erfahren, dass ihr Sohn, der zehn Jahre lang zu schwach gewesen ist, um mir beizuwohnen, vom Totenbett aufgestanden ist, um dieses Kind zu zeugen.«
    »Raby wird zweifellos… «
    »Raby wird dieses Kind nicht anerkennen und auch nicht die Tatsache, dass er vor meiner Rückkehr nach England monatelang mit mir das Lager geteilt hat. Er wird dieses Kind weder unterstützen noch ihm beistehen. Wie Ihr mir einmal gesagt habt, hat er auch so schon genügend Söhne und Bastarde.«
    »Ich bin sicher, dass er etwas tun wird, um… «
    »Nein! Nein, das wird er nicht. Er kann nicht.«
    »Was meint Ihr damit?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Habt Ihr es denn noch nicht gehört?«
    »Was?«
    »Lord Raby hat um die Hand von Lady Johanna Beaufort angehalten.«
    Thomas war so erschüttert, dass er nicht sogleich etwas erwidern konnte. Johanna Beaufort war Lancasters uneheliche Tochter mit seiner Mätresse Katherine Swynford. Plötzlich wurde Lancasters Bestreben, Margaret von Rabys Seite zu entfernen, erklärlich: als liebender Vater – und jeder wusste, wie sehr Lancaster Katherine und ihre gemeinsamen Kinder anbetete – wollte er nicht, dass eine ehemalige Mätresse Rabys seine Tochter in Verlegenheit brachte, indem sie ihren angeschwollenen Leib zur Schau stellte und womöglich eine Art Wiedergutmachung verlangte.
    Nein, jeder würde leugnen, dass Raby jemals einen Blick auf die offensichtlich verrückte Lady Rivers geworfen hatte.
    Aber warum sollte Raby einen Bastard heiraten wollen, selbst wenn es die Tochter eines so bedeutenden Mannes wie Lancaster war?
    »Lancaster will Katherine heiraten, sobald wir nach England zurückgekehrt sind«, sagte Margaret und beobachtete die Gefühle, die sich auf Thomas’ Gesicht widerspiegelten. »Die Kinder, die er mit ihr hat, Heinrich und Johanna, werden in den Stand der Ehelichkeit erhoben, wenn sie dafür jeden Anspruch auf den Thron aufgeben.«
    Thomas atmete tief ein und versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Lancaster liebte Swynford also genug, um sie zu seiner Gemahlin zu machen. Nun, beide waren schon recht alt, und Lancaster besaß genügend Land und Macht, dass er es sich leisten konnte, sich den allgemeinen Erwartungen zu widersetzen und eine mittellose Frau zu heiraten.
    »Woher wisst Ihr das alles?«, fragte er schließlich.
    »Einiges von Raby, aber nicht viel – nur, warum er mich und meinen Bauch aus dem Weg haben wollte. Den Rest habe ich von seinem Kammerdiener erfahren, der mich davon überzeugen wollte, dass sein Herr nicht vorhätte, mich zur Frau zu nehmen.«
    Thomas nickte. Kammerdiener wussten oft mehr über das Leben ihrer Herren als diese selbst.
    Und der Rest ihrer Geschichte klang ebenfalls glaubhaft, wenn auch nur, weil er zu leicht als Lüge zu enttarnen war.
    »Margaret… werden die Rivers das Kind anerkennen? Werden sie Euch aufnehmen?«
    »Ihr seid nicht der Einzige, der mir nicht traut, Thomas.«
    »Was werdet Ihr dann also tun?«
    »Kümmert Euch das?«
    »Ihr werdet mich nicht mit diesem Kind in eine Falle locken können«, sagte Thomas, doch während er dies sagte, sah Margaret tiefe Gefühle, beinahe Furcht, in seinen Augen, die er nicht verbergen konnte.
    »Ich werde dieses Kind niemals dazu benutzen, Euch in eine Falle zu locken, Thomas«, sagte sie sanft.
    Lange Zeit schwiegen beide.
    »Ich glaube Euch nicht«, sagte Thomas schließlich mit einer Stimme, die noch sanfter als die ihre klang, stand auf und verließ das Gemach.

Kapitel Zwei
     
    Der Mittwoch vor dem Fest der Geburt
    Unseres Herrn Jesus Christus
    Im einundfünfzigsten Jahr der
    Regentschaft Eduard III.
    (22. Dezember 1378)
     
     
     
    Erst sehr spät an diesem Nachmittag, an dem Thomas mit Margaret gesprochen hatte, legte sich der Sturm unvermittelt, und in der Abenddämmerung war der Himmel wieder klar und ruhig. Lancaster befahl, dass sofort mit dem Verladen der Vorräte fortgefahren werden sollte, die ganze Nacht hindurch, damit die Koggen mit der Morgenflut in See stechen konnten.
    Die Überfahrt über den Kanal verlief glatt und ereignislos, und innerhalb einer Woche kamen sie sicher in Dover an. Hier stieg der größte Teil der Männer und Pferde aus, doch Lancaster und sein engeres Gefolge – sein jüngerer Bruder Gloucester, Bolingbroke, König Johann, Thomas und Margaret, zwei Dutzend Damen und vier Dutzend Ritter sowie eine kleine Anzahl von Soldaten –

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