Tochter Des Krieges
kicherte erneut, und dadurch ermutigt, ließ Johann seine Hand zu Stellen ihres Körpers gleiten, die immer noch heiß vom letzten Liebesakt waren.
Sie wand sich und heizte seine Leidenschaft damit nur noch mehr an. »Thomas hat sich stark verändert.«
»Ach!« Johann rollte sich wieder zur Seite. Wollte sie ihre Gedanken denn gar nicht mehr auf die Gegenwart richten?
»Alice’ Tod hat ihn hart getroffen«, sagte Katherine.
Johann schwieg eine Weile, ehe er antwortete. »Thomas hat sich gegenüber Alice und ihrem Gemahl schlecht aufgeführt und noch schlimmer gegenüber seiner eigenen Familie und seinem Lehnsherrn, indem er sich in den Heiligen Orden geflüchtet hat. Er ist weit gelaufen, um den Folgen seines Tuns zu entkommen. Das ist ihm nicht bekommen.«
»Und dennoch… dennoch sagt Ihr, dass er mit einer heiligen Mission beauftragt wurde. Etwas, das von so großer Bedeutung ist, dass Ihr ihm gestattet habt, an Euren Hof zurückzukehren?«
Johann lag wieder still da. Seine Liebe und sein Vertrauen zu Katherine waren so stark und ihm so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass er ihr schließlich von den Dämonen erzählte, die den schwarzen Prinzen, Hal und Thomas verhöhnt hatten, und von Thomas’ Bestreben, die Schatulle zu finden, welche die Geheimnisse enthielt, mit denen die Dämonen vernichtet werden konnten.
So angstvoll wie noch nie in ihrem Leben klammerte sich Katherine an Johann.
»Was können wir nur tun?«
Johann zuckte mit den Achseln. »Wir müssen tun, was in unserer Macht steht.« Dann legte er die Arme um sie. »Wie es unsere Pflicht ist.«
»Thomas ist so ein seltsamer Mann«, sagte sie und wusste selbst nicht recht, was sie damit meinte.
»In der Tat, seltsam«, sagte Johann und ließ seine Hand erneut in das Reich der Versuchung gleiten, »wenn er den Körper einer Frau gegen die kratzenden Gewänder eines Geistlichen eingetauscht hat.«
Diesmal wehrte Katherine sich nicht. Nichts könnte sie besser von ihrer Furcht befreien und ihr ein Gefühl von Sicherheit verleihen, als Johanns Gewicht auf sich zu spüren.
»Wenn Ihr die Wahrheit sprecht«, sagte sie und stöhnte unwillkürlich, während die Hand ihres Liebhabers ihren Körper liebkoste, »war Thomas vielleicht doch zu einem Leben als Geistlicher bestimmt.«
»Genug von Tom und der Kirche«, sagte Johann. »Was ich dir zu bieten habe, meine Dame, hat weder mit dem einen noch mit dem anderen etwas zu tun! «
Thomas verbrachte die Nacht im Gebet. Die Abgeschiedenheit seines Gemachs und dessen Kargheit, die ihn an die vielen Jahre erinnerte, die er im Schoß der Kirche in innerer Einkehr verbracht hatte, kamen ihm gerade recht.
In den letzten Wochen und Monaten hatte seine lange Reise ihn immer weiter vom Orden und der Disziplin des Klosters entfernt, und Thomas hatte sie stark vermisst. Er hatte sich zu sehr von der irdischen Welt – mit ihren Menschen und Intrigen – in Anspruch nehmen und von seinem Ziel ablenken lassen.
Katherine hatte angenommen, er sei ins Kloster eingetreten, um seinen Schuldgefühlen wegen Alice’ Tod und dem ihrer Kinder zu entkommen.
Stimmte das denn überhaupt?
Ja, er konnte es nicht leugnen, obwohl sich Thomas jahrelang eingeredet hatte, dass ihr Tod nur ein Tor für ihn geöffnet und ihm vor Augen geführt hatte, dass der wahre Sinn seines Lebens nicht in den Machenschaften der Adligen bestand oder darin, seine riesigen Ländereien zu verwalten, und auch nicht, auf dem Schlachtfeld zu Ruhm und Ehren zu gelangen, sondern Gott zu dienen, so gut er es vermochte.
Bei dem Gedanken an Alice musste Thomas an Margaret denken, und einen Moment lang fühlte er sich schuldig. Sie hatte niemanden und erwartete ein Kind, das höchstwahrscheinlich von ihm stammte. Vermutlich war sie an seiner Zeugung ebenso unschuldig wie er und völlig verzweifelt…
Thomas zwang sich, nicht mehr darüber nachzudenken. Nein! Das war genau das, was die Dämonen ihn glauben machen wollten! Sie wussten von Alice’ tragischem Schicksal und hofften, seine Schuldgefühle würden ihn Margaret gegenüber sensibler machen… damit er ihr seine Seele schenkte und damit die ganze Menschheit ins Verderben stürzte.
Nun, das würde er nicht tun. Nein! Er würde es ganz bestimmt nicht tun! Entsetzt darüber, wie nahe er daran gewesen war, Mitleid für Margaret zu empfinden, überkamen ihn nun Tausende andere Zweifel, ob er dem Auftrag des heiligen Michael gewachsen war.
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