Tochter Des Krieges
Morgendämmerung)
– DER NAMENLOSE TAG –
– I –
Johann schob Katherine eine dicke Haarlocke aus dem Gesicht und küsste sie sanft auf den Mund.
Gütiger Himmel, er war so froh, sie wieder an seiner Seite, in seinem Haus zu haben.
Sie hatten sich leidenschaftlich geliebt, beide gleichermaßen ausgehungert, und waren nun zwar träge, konnten aber nicht einschlafen.
Die Monate der Trennung waren zu lang gewesen.
»Ich habe meinen Vater benachrichtigt«, sagte Johann, sein Mund nahe an Katherines. »Wir werden am Stephanstag in seiner Kapelle heiraten.«
Katherines Augen füllten sich mit Tränen. Sie gehörte zum niederen Adel und die Ehre, die ihr durch Johann zuteil wurde und die Liebe, die er ihr entgegenbrachte, indem er sie zu seiner Herzogin machte, rührten sie zutiefst. Sie hob die Hände und streichelte sein Gesicht.
»Das wird vielen nicht gefallen«, sagte sie.
»Dann sollen sie zur Hölle fahren! «
»Psst, mein Liebster!« Doch Katherine kicherte trotzdem, und Johann senkte den Kopf und küsste sie genauso leidenschaftlich wie an jenem Nachmittag vor fünfundzwanzig Jahren, als sie zum ersten Mal das Lager miteinander geteilt hatten.
Sie löste sich spielerisch von ihm. »Ihr macht mich wieder schwanger, mein Gebieter!«
Johann lachte. »Wenn du in deinem Alter tatsächlich noch einmal ein Kind bekommst, meine süße, liebe Frau, dann würde der Papst dich zu einem Wunder erklären! «
Eine Weile lang streichelten sie einander nur und murmelten liebevolle Worte, dann, als sie wieder still lagen, seufzte Katherine.
»Bist du meiner schon überdrüssig, meine Geliebte?«, sagte Johann ein wenig schnippisch.
»O nein! Ich musste nur gerade an Lady Margaret denken.«
»Einer der mächtigsten Edelmänner des Königreichs teilt mit dir das Lager, und du kannst nur an eine Dame von niederem Rang denken?«
Katherine lächelte, erleichtert, dass sein Tonfall zu harmlosem Geplänkel zurückgekehrt war. »Der mächtigste Edelmann überhaupt, mein geliebter Herr. Nein, ich musste an Margaret denken, weil wir gerade über Schwangerschaft gesprochen haben.«
Sie hielt inne, denn sie wusste, dass sie beide an jenen Nachmittag vor fünfundzwanzig Jahren zurückdachten. Ihr Gemahl, Hugh de Swynford, war gerade erst gestorben, und Lancaster hatte ihre Witwenschaft sofort ausgenutzt, um sie in sein Bett zu locken. Er hatte noch am selben Nachmittag ein Kind mit ihr gezeugt – ihr erstes gemeinsames Kind, Heinrich – und viele Jahre lang hatten sie alle in dem Glauben gelassen, Heinrich sei Hughs Sohn, der noch vor seinem Tod gezeugt worden war.
Nun war da Margaret, ebenfalls frisch verwitwet und mit dem Kind ihres Liebhabers schwanger, welches als das ihres verstorbenen Ehemannes ausgegeben werden sollte.
Der Unterschied zwischen Margarets und Katherines Lage war jedoch, dass Margarets Liebhaber nicht zu ihr halten würde.
Katherine verstand, warum Raby sich von Margaret abgewandt hatte. Ihr mütterlicher Instinkt dankte ihm sogar dafür, denn dadurch würde ihre Tochter Johanna einen Mann heiraten, der nicht mit einer Mätresse und einem unehelichen Kind beladen war, aber dennoch tat ihr Margaret leid.
Als sie sie am Nachmittag dieses Tages gesehen hatte, war sofort ihr Mitgefühl erwacht. Margaret war ängstlich und wirkte ausgezehrt und krank… und vernachlässigt in ihrem fadenscheinigen Kleid.
»Vielleicht können wir bei Hofe einen Gemahl für sie finden, mein Geliebter«, sagte Katherine.
»Ach! Jetzt weiß ich wieder, warum ich so sehr an dir hänge. Deine Worte gefallen mir, meine Liebe. Ja«, Johann rollte sich auf den Rücken und blickte zur dunklen, gewölbten Decke ihres Gemachs hinauf, »wir werden einen Ehemann für sie suchen.«
Das würde nicht schwierig sein. Margaret war eine schöne Frau, und Lancaster und Raby würden gemeinsam dafür sorgen, dass sie mit genügend Land ausgestattet würde, um sie doppelt so begehrenswert zu machen. Dass sie von einem anderen schwanger war, würde nicht schaden. Ihr Wert erhöhte sich dadurch sogar noch, denn es bewies ihre Fähigkeit, Erben zu gebären.
»Aber erst, nachdem sie das Kind geboren hat«, fuhr Johann fort. »Kein Mann würde gern mit einer Frau das Hochzeitslager teilen, deren Leib so prall ist, dass er nicht auf ihr liegen könnte.«
»Keiner meiner Bäuche hat Euch jemals davon abgehalten, mein Fürst! «
»Nun ja, aber es hat auch nie eine Frau gegeben, die so begehrenswert gewesen wäre wie du.«
Sie
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