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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schultern. »Ich kann nur wenigen trauen. Ich hege keinen besonderen Argwohn gegen Hotspur… ich weiß nur noch nicht recht, ob ich mich auf ihn verlassen kann. Außerdem waren noch viele andere Leute anwesend, nicht nur Hotspur.«
    »Wir haben gestern schon kurz über Vertrauen geredet.« Hal hatte sich nun dem Fenster zugewandt und starrte auf den Hof hinaus, wo Knechte einige Pferde sattelten, die Lancaster und sein Gefolge nach Westminster bringen sollten.
    »Du hast gesagt, dass wir manchmal annehmen, was wir ablehnen sollten, und ablehnen, was wir vertrauensvoll annehmen sollten.«
    Hal wandte sich wieder Thomas zu. »Mir vertraust du anscheinend immer noch?«
    »Was zwischen uns ist, geht über Vertrauen weit hinaus. Wenn ich mich auf dich nicht verlassen kann, dann sehe ich keinen Grund mehr zu leben. Ich habe nur wenige Freunde, Hal, und die wenigen, die ich habe, weiß ich zu schätzen.«
    In Hals Augen glänzten Tränen, und er umfasste Thomas’ Schultern. »Ich danke dir… mein Freund.«
    »Ja, nun… also… «
    Hal lächelte ihn an und ließ seine Schultern los. »Was hast du mir zu berichten?«
    Thomas zögerte, senkte den Blick und betrachtete seine Hände, ehe er Hal direkt in die Augen sah. Dies hätte er Jeanne sagen sollen… er würde es vor Hal nicht verbergen.
    »Hal, die Dämonen sind stärker, als du denkst. Obwohl wir sie auf den Feldern vor Châtellerault in ihrer wahren Gestalt gesehen haben, besitzen diese Geschöpfe die Fähigkeit, ihr Aussehen zu verändern. Sie können die Gestalt gottesfürchtiger Männer und Frauen annehmen! «
    »Gütiger Himmel! Aber das würde ja bedeuten, dass jeder in unserer Nähe… «
    »Ja, Hal. Aber es ist noch schlimmer, weitaus schlimmer. Vor zwei Tagen ist mir erneut der heilige Michael erschienen und hat mir schlechte Nachrichten überbracht. Während der vergangenen Jahre haben die Dämonen einen Kronprinzen in ihrer Mitte aufgezogen… und den wollen sie in nicht allzu ferner Zeit… «
    »Bei den Heiligen! «
    »… auf den englischen Thron setzen. Bald werden die Engländer von einem Dämonenkönig regiert und zu solcher Teufelei angestiftet, wie wir es uns kaum vorstellen können! «
    Bolingbroke schwieg erschüttert.
    »Hal, ich weiß nicht, wer es sein wird oder wie es vonstatten gehen soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der schwarze Prinz… «
    »Nein, nein, ich gebe dir recht. Mein Onkel ist kein Dämon! Aber… Tom, ich verstehe das nicht. Sprach der Erzengel in Bildern? Der neue englische König wird ein Dämonenkönig sein? Nein, ich kann nicht glauben… «
    Hal vermochte den Satz nicht zu beenden. Mit halberhobenen Händen stand er da, als wollte er etwas abwehren, die Augen immer noch auf Thomas gerichtet.
    »Ich verstehe es ebenso wenig.« Thomas konnte Hal nicht sagen, dass er Lancaster genauso verdächtigte wie Richard. Noch nicht. Hal musste selbst zu diesem Schluss kommen.
    »Aber…« Bolingbroke versagte die Stimme. Er senkte schließlich den Blick, bemerkte, dass er die Hände erhoben hatte, und ließ sie sinken.
    »Aber ich kenne zumindest einen Dämon in unserer Mitte«, sagte Thomas und musterte sorgfältig Hals Gesicht. »John Wycliffe.«
    Hal nickte langsam. »Ja… ja, das überrascht mich nicht. Der Mann hegt so dunkle Gedanken, wie seine Miene finster ist. Weiß mein Vater davon?«
    »Ich kann es deinem Vater nicht sagen«, erwiderte Thomas ruhig.
    Bolingbroke brauchte einen Augenblick, ehe er verstand, was Thomas damit meinte. »Nein! Du kannst doch meinen Vater nicht verdächtigen… nein, das geht zu weit! «
    Thomas streckte die Hand aus und ergriff Hal sanft am Arm. Dieser wollte sich losreißen, ließ es dann aber doch geschehen.
    »Ich hoffe bei Gott, dass es nicht stimmt«, sagte Thomas, »denn ich achte deinen Vater mehr als jeden anderen Mann. Aber er ist in Wycliffes Bann geraten und es wäre nicht ratsam, ihm zu sagen, dass ich – wir – vermuten, dass Wycliffe ein Dämon ist. Es gibt jedoch noch jemand anderen außer deinem Vater, der dem Thron nahe steht – Richard. Wenn dem schwarzen Prinzen irgendetwas zustieße, dann… «
    »Ja. Richard.« Hal verzog das Gesicht. »Ob Dämon oder nicht, er würde einen scheußlichen König abgeben.« Er seufzte und rieb sich müde die Augen. »Was können wir denn bloß tun?«
    »Im Augenblick wenig, denn Weihnachten ist eine Zeit der Vergnügungen und Feste. Aber wenn die Feierlichkeiten vorbei sind, am Montag nach dem Dreikönigsfest, wenn die Welt wieder

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