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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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von ihrer Gestalt ab. Ich danke Euch, dass Ihr solches Interesse an weiblichen Sorgen aufbringt.«
    »Ich kann nicht so tun, als ob mich dieses Kind kaltließe«, sagte er ruhig und wandte sich dann ab, um mit einem Mann mit fröhlichem Gesicht zu seiner Rechten zu reden, ehe Margaret etwas erwidern konnte.
    Sie saß mit ausdrucksloser Miene da und starrte ihn an.
    Dann richtete sie den Blick auf jemanden, der weiter hinten am Tisch saß, lächelte kaum merklich und nickte.
     
     
    »Gütiger Himmel!«, flüsterte Raby und beobachtete die schemenhaften, verzerrten Gestalten, die in dem Schneetreiben kaum zu erkennen waren. Wat Tyler hatte den Baron an den Rand des Lagers geführt und nun standen sie dort und stützten sich auf einer Steinmauer ab, die ihnen bis zur Hüfte reichte.
    »Sind dies die Dämonen, die meinem Herrn, dem schwarzen Prinzen, und Euch auf Eurer Heimreise von dem Treffen mit Philipp begegnet sind?«, fragte Wat Tyler.
    »Ja.«
    Einen Moment lang wandte Raby den Blick von den Dämonen ab und betrachtete die Schnee- und Eisschauer, die durch die nächtliche Luft trieben. »Dieser Sturm ist nicht von dieser Welt.«
    Tyler murmelte ein Gebet. »Was sollen wir tun? Wie können wir uns gegen solche Geschöpfe zur Wehr setzen?«
    Seine Stimme klang matt, als stünde er kurz vor der Verzweiflung.
    Raby packte ihn und zog ihn dicht zu sich heran, damit er ihm ins Gesicht blicken konnte. »Wir müssen den Prinz von hier fortschaffen! Er ist auch so schon dem Tode nahe, und wenn wir diese Geschöpfe erneut in seine Nähe lassen… «
    »Thomas Neville müsste hier sein.«
    Raby warf Tyler einen Blick zu. »Warum?«
    »War nicht er es, der die Dämonen damals in die Flucht geschlagen hat? Wir brauchen einen Geistlichen! «
    »Aber wir haben keinen Geistlichen hier«, sagte Raby. »Kommt, Tyler.«
    Und damit zog er den Soldaten mit sich ins Lager zurück, an den vor Furcht schlotternden Männern vorbei, die in den Schneewehen standen oder kauerten und ihren Gott anriefen.
     
     
    Der fröhliche Mann mittleren Alters zu Thomas’ Rechten beugte sich vor und schenkte Margaret ein sanftes Lächeln. Er hatte ein rundes, gerötetes Gesicht, schütteres braunes Haar, eine Stupsnase und klare Augen, deren scharfsinniger Blick die sonst unbeschwerte Heiterkeit seines Gesichtsausdrucks Lügen strafte.
    »Edle Dame, ich fürchte, ich hatte noch nicht das Vergnügen… «
    Thomas seufzte. »Lady Margaret Rivers«, sagte er. »Kürzlich aus Frankreich eingetroffen, wo sie ihren Gemahl an die Schwindsucht verloren hat. Lady Margaret steht augenblicklich in den Diensten von Lady Katherine Swynford.«
    »Ah!«, sagte der Mann. »Nun, Lady Margaret, ich fühle mich zutiefst geehrt, Eure Bekanntschaft zu machen, denn ich kenne Lady Katherine gut. Mein Name ist Geoffrey Chaucer, und ich schlage mich in dieser Welt als bescheidener Dichter durch.«
    Margarets Miene hellte sich auf. »Ich kenne einige Eurer Werke, Meister Chaucer. Lady Katherine hat Eure Gedichte oft für sich und ihre Damen vorlesen lassen, während wir über unseren Stickereien saßen.«
    Chaucer strahlte. »Lady Katherine und Lord Lancaster sind immer sehr gut zu mir gewesen. Wenn es sie nicht gäbe, wäre ich schon vor vielen Jahren verhungert.«
    »Meister Chaucers Gemahlin Pippa ist Katherines Schwester«, sagte Thomas. »Begleitet sie Euch heute Abend nicht?«
    »Nein. Meine liebe Pippa wird vom Schüttelfrost geplagt und hat es vorgezogen, zu Hause im Warmen zu bleiben.« Chaucer blickte Margaret erneut in die Augen und zwinkerte ihr zu. »Aber ich werde auch ohne ihre Gesellschaft einen schönen Abend haben! «
    Dann wurde er wieder ernst. »Edle Dame, ich bin zutiefst betrübt zu hören, dass Ihr Euren Gemahl verloren habt. Die Vorstellung, dass er sein Kind nicht mehr sehen wird… Sagt mir, wie lange ist er schon tot?«
    Die Frage war so unhöflich und unverblümt, dass sie schon fast an eine Beleidigung grenzte.
    Margaret erstarrte unter Chaucers scharfem, direktem Blick. »Er, oh, er starb letzten, nun ja… «
    Thomas konnte sie beinahe fieberhaft im Geist nachzählen hören. »Er ist vor ein paar Monaten gestorben, Meister Chaucer, nach einer langen und schweren Krankheit.«
    »Offenbar nicht allzu schwer, wie ich sehe«, sagte Chaucer.
    »Ich habe meinem Gemahl in den langen Nächten seines Leidens Wärme und Trost gespendet«, sagte Margaret nun mit ruhiger Stimme, »wie es jede gute Ehefrau tun sollte. Ich hätte meinen Mann nicht allein am

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