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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lancaster seinen Hengst vor Westminster Hall zum Stehen brachte, und die Gesellschaft stieg unter großer Fröhlichkeit und Geplauder ab. Die Damen, die auf sanften Zeltern geritten waren, blieben einen Augenblick stehen, um ihren Kopfschmuck und ihre Kleider zurechtzuzupfen und die Barone und Ritter zu mustern, die in der Nähe standen.
    Hal, der an die Seite seines Vaters getreten war, zwinkerte Thomas zu – während des Ritts durch die kühle Nacht hatte er Zeit gehabt, nachzudenken und sich wieder etwas zu beruhigen – und bot seinen Arm Lady Mary de Bohun, Erbin der Titel und Ländereien von Hereford, die mit ihrem eigenen Gefolge eingetroffen war.
    Lady Mary war eine kleine Frau, ihr Gesicht wurde von einem Paar schimmernder haselnussbrauner Augen verschönt. Sie schenkte Hal ein nervöses Lächeln, während sie sich mit der Hand durchs Haar fuhr, und Thomas hatte den Eindruck, dass sie wie eine unruhige Stute wirkte, die jeden Moment durchgehen würde.
    Hal redete beruhigend auf sie ein, woraufhin Marys Gesicht weniger besorgt aussah und ihr Lächeln etwas natürlicher wirkte.
    Lancaster beobachtete sie nachdenklich und wurde sichtlich ruhiger, als Mary an Unbefangenheit gewann. Dann gab er ein Handzeichen und sein Gefolge betrat den Saal.
    Thomas hielt den Atem an, als er über die Schwelle von Westminster Hall schritt.
    Der Saal wirkte wie ein Märchenpalast.
    Mehr Kerzen und Fackeln, als er zählen konnte, strahlten vom Gebälk herab und standen auf Säulen und in Wandleuchtern; goldenes Licht erfüllte den ganzen Raum. Frische Zweige – Stechpalme, Efeu, Mistel… alles, was auch im Winter grün war – schmückten die Wände und waren auf den Tischen verteilt worden und mit goldenen und silbernen Fäden umwickelt; dazwischen leuchteten rote Wollknäuel.
    Auf den Fußboden hatte man herrlich duftende Kräuter und Gewürze gestreut, und Stapel von Apfelbaumholz brannten lustig in den Feuerstellen. Der große Weihnachtsscheit befand sich am anderen Ende des Saals bei der Haupttafel, eine Seite brannte knisternd und zischend in dem großen Kamin.
    Auf den Tischen standen unzählige Weihnachtskerzen, mit Schleifen und Bändern geschmückt, und eine Mischung von Weihrauch, Wärme und Fröhlichkeit erfüllte die Luft.
    Herren und Diener traten zu dem Herzog, um ihn zu begrüßen, und er und sein Gefolge wurden zu den Tischen geleitet, die sich an der Stirnseite des Saals befanden.
    Lancaster und Katherine nahmen selbstverständlich an der Haupttafel Platz, an der Gloucester bereits auf sie wartete – Eduard war noch nicht eingetroffen –, doch Thomas stellte überrascht fest, dass man ihm einen Platz am ersten Tisch zur Rechten der Haupttafel zugewiesen hatte, nur wenige Stühle von Hal und Mary de Bohun entfernt.
    Dann ließ seine Freude etwas nach, als Margaret direkt neben ihn zu seiner Linken gesetzt wurde.
    »Thomas«, sagte sie zur Begrüßung, lächelte ein wenig und senkte sittsam den Blick.
    »Edle Dame«, erwiderte er. »Ihr seht gut aus.«
    Und das stimmte auch, denn Margaret trug ein neues Kleid aus goldfarbener Wolle, das mit dunkelblauem Garn bestickt war. Es hatte einen weiten Ausschnitt, der den Ansatz ihrer Brüste und ihre Schultern entblößte und eine enge Taille, die ihren Bauch betonte. Thomas stellte überrascht fest, wie viel umfangreicher ihr Leib geworden war, seit sie Frankreich verlassen hatten. Ihr schönes Haar war nicht unter einem Hut oder Schleier verborgen und türmte sich auch nicht auf ihrem Kopf, sondern war zu einem dicken Zopf geflochten, der mit Goldfäden und Perlen durchwirkt war und auf ihren Rücken hinabhing.
    Sie sah wunderschön aus, jungfräulich und zutiefst begehrenswert, außer dass ihr Bauch unmissverständlich zeigte, dass mindestens ein Mann bereits sein Begehren an ihr gestillt hatte.
    Sie lächelte, als sie sich mit staunendem Blick im Saal umsah. »Es geht mir gut, Thomas. Lady Katherine hat meiner Seele wohlgetan, und Geschichten von ihren eigenen Schwangerschaften haben mir viel von meiner Angst genommen.«
    Margaret hielt inne, richtete den Blick wieder auf Thomas und lächelte dabei so fröhlich und ausgelassen, dass er nicht anders konnte, als ihr Lächeln zu erwidern.
    »Lady Katherine hat mir gesagt«, fuhr sie fort, »dass die mittleren Monate einer Schwangerschaft stets die besten sind.«
    »Und die letzten Monate?«
    Margaret verzog das Gesicht. »Dann wird eine Frau so rund, dass sie nur noch herumwatscheln kann und alle wenden den Blick

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