Tochter Des Krieges
gut mitgedacht hatte, und wandte sich dann an den Mann, der neben dem schwarzen Prinzen kauerte.
»Robert!«, schrie er. »Verbreitet die Nachricht. Sagt den Männern, sie sollen sich zerstreuen und irgendwo Unterschlupf suchen. Sofort. Nur so können sie überleben.
Und Robert… wünscht ihnen in meinem Namen viel Glück.«
Robert nickte, kämpfte sich steif auf die Beine hoch und machte sich auf den Weg.
Tyler trat dicht an Raby heran und gemeinsam gelang es ihnen, den schwarzen Prinzen auf sein Pferd zu heben, ihn in Decken zu wickeln und mit Stricken festzubinden.
Erst als Raby zurücktrat und endlich Zeit fand, sich das Eis von den Wangen zu wischen, stellte er fest, dass er geweint hatte.
Nachdem der König Einzug gehalten hatte, wenn auch schwankend und wenig hoheitsvoll, konnte das Fest beginnen.
Überall verstreute Gruppen von Musikern nahmen ihr Lauten- und Flötenspiel auf, und herrliche Musik erfüllte den Saal. Diener eilten herbei, einige mit Tüchern und Schüsseln zum Händewaschen, andere beladen mit Weinen aus der Gascogne und verschiedensten Gerichten: Fleisch, Fisch, Geflügel, Puddings und Pasteten, deren Form und Vielfalt jegliche Vorstellungskraft überstieg.
Margaret blickte sich um und beugte sich dann zu Thomas hinüber. »Wird der französische König nicht an diesem Fest teilnehmen?«
Thomas verzog spöttisch das Gesicht. »Zweifellos war man der Meinung, dass zwei senile Könige einer zu viel wären. Johann ist sicher im Savoy Palace und genießt sein eigenes Festmahl, mit genügend Damen, die ihn die ganze Nacht über bei Laune halten.«
Er sah wieder zu Eduard hinüber. Der alte Mann beachtete das Essen nicht, das ihm die Diener auf den Teller gehäuft hatten, sondern war stattdessen in ein lebhaftes Gespräch mit Richard vertieft, obwohl Thomas sehen konnte, dass es dem Jungen schwerfiel, seinem Großvater Aufmerksamkeit zu schenken, und er seine Langeweile nur mit Mühe verbergen konnte.
Richards schmales, blasses Gesicht wirkte verärgert und seine listigen Augen wanderten ununterbrochen umher, als suchte er nach Unterstützung für irgendeine kleine Gemeinheit, die er ausheckte.
Neben Richard saß seine Mutter, die geliebte Gemahlin des schwarzen Prinzen, Johanna von Kent, oder die Schöne Jungfer von Kent, wie sie in ihrer Jugend genannt worden war, eine sehr üppige Frau, deren Haar strohblond gefärbt war. Die meiste Zeit aß und trank sie, tupfte sich anmutig mit einem Leinentüchlein den Schweiß ab, der sich in den Falten ihrer Wangen und ihres Halses bildete, und sprach mit niemandem, außer hin und wieder mit ihrem Sohn.
Lancaster, zu Eduards Linken, hatte sich Katherine zugewandt und gab ihr die saftigsten Fleischstücke von seinem Teller.
Ganz gleich, ob sie bald verheiratet sein würden, es war ein Zeichen für Lancasters außergewöhnliche Macht, dass er seine langjährige Mätresse mit an die Haupttafel bringen konnte.
Gloucester, der weiter unten an der Tafel saß – den Oberbürgermeister Londons auf der einen Seite und den Erzbischof von Canterbury, Simon Sudbury, auf der anderen –, wirkte überaus unbehaglich.
Die Familie Plantagenet, die an der Haupttafel von ihren ältesten Mitgliedern vertreten wurde, sah aus, als würde sie an ihrer eigenen Uneinigkeit zerbrechen.
Thomas’ Blick wanderte von der Haupttafel zur Spitze seines eigenen Tisches.
Dort saß Hal Bolingbroke, ohne der Tochter des Grafen neben sich Beachtung zu schenken, und beobachtete die Haupttafel genauso aufmerksam, wie Thomas es gerade getan hatte.
Wie viele von ihnen waren Dämonen und wie viele Menschen?
Und befand sich unter ihnen ein Dämonenprinz?
»Mawmenny!«, rief Chaucer, als ein Diener ein Gericht aus stark gewürztem und gesüßtem gehacktem Fleisch mit Früchten und Mandeln vor ihn hinstellte, und Thomas fuhr aus seinen Gedanken hoch.
Der schwarze Prinz war der Einzige, der auf einem Pferd ritt. Die beiden anderen Männer gingen zu Fuß, so fest in Umhänge und Decken gewickelt, dass sie gerade noch die Beine bewegen konnten, auf der windabgewandten Seite der Pferde, um die kräftigen Körper der Tiere als Schutz gegen den Sturm zu benutzen.
Das Lager hatten sie schon lange hinter sich gelassen, und Raby wusste nicht, wie weit sie gekommen waren oder ob sie überhaupt nach Westen, der Küste entgegen, gingen.
Er musste all seine Gedanken darauf richten, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Plötzlich blieben die Pferde stehen, und eines von
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