Tochter Des Krieges
Michael nicht gesagt, dass Satans Geschöpfe sogar die Kirche selbst unterwandert hatten? – oder mit Margaret das Lager zu teilen, um den Dämonen zu zeigen, dass er seine Seele nicht von Gott abwenden würde, dann sollte es so sein. Es war eine tröstliche Litanei der Rechtfertigung, und Thomas hielt sich daran fest und schlug alle Bedenken in den Wind, die er noch vor kurzem darüber empfunden hatte, wie leicht es ihm fiel, in das weltliche Leben zurückzukehren.
Er genoss die Wärme und Behaglichkeit der Leinen- und Wollstoffe und der dicken, gut verarbeiteten Lederstiefel, die seine Füße und Waden umschlossen. Er hatte die Gastfreundschaft der Rivers genossen, nicht nur wegen Margarets offensichtlichem Unbehagen, sondern auch der Achtung wegen, die ihm Sir Egdon und seine Gemahlin als Edelmann aus der Familie Baron Rabys entgegengebracht hatten.
Er fand es wunderbar, auf dem schönen Hengst zu reiten, einem Fuchs aus Lancasters eigenem Stall. Marcels brauner Wallach hatte ein Lahmen im Hinterbein entwickelt, und Thomas hatte nach kurzer Trauer um den Verlust seines treuen Gefährten Lancasters Ersatz angenommen.
Doch am meisten genoss er die Freiheit, sein Leben nicht mehr Stunde für Stunde, Tag für Tag, Jahr um Jahr nach den strengen Vorschriften, Einschränkungen und Anordnungen eines Klosters richten zu müssen.
Thomas hatte vergessen, dass ihm gerade diese Vorschriften, Einschränkungen und Anordnungen einst großen seelischen Trost gespendet hatten.
Er erinnerte sich jedoch daran, dass der heilige Michael ihm und Jeanne gesagt hatte, dass ihnen ihre Wege mitunter merkwürdig vorkommen mochten.
Nun… vielleicht war es das, was der Erzengel gemeint hatte.
Jedenfalls hatte Thomas zu der Zeit, als sie den Weg entlangritten, der zum Konvent am Bramhamer Moor führte, beschlossen, seine Mönchsgewänder nicht wieder anzulegen, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte.
Irgendwie schien es ihm nicht lohnenswert, sich von seinem Bart zu trennen und seine Tonsur nachzuscheren, wenn Bart und Haar so viele Wochen gebraucht hatten, um wieder zu dem dichten, schwarzen Lockenschopf zu werden, den er früher besessen hatte.
Bevor er London verlassen hatte, hatte Thomas einige vorsichtige Erkundigungen über das Kloster eingeholt. Dieses war vor über einhundert Jahren gegründet worden, mithilfe der Geld- und Landspende eines reichen Herzogs, der gehofft hatte, sich damit seiner Erlösung zu versichern. Der Konvent gehörte nur äußerlich zu den Dominikanern; tatsächlich hatte der Orden jedoch wenig damit zu tun. Anscheinend überließ man den Konvent und die Brüder, die darin lebten und beteten, größtenteils sich selbst.
Es gab tatsächlich keinen Beauftragten der Kirche und kein Ordenskapitel, die sich sonderlich um das Kloster gekümmert hätten. Es war winzig und bestand nur aus vier Brüdern – einmal war es sogar nur einer gewesen – ; Männer, die aus der Bevölkerung von Schäfern und Bauern dieser Gegend stammten und meist völlige Analphabeten waren. Der Konvent war alles andere als reich. Sein ursprünglicher Gönner hatte genug für seine Gründung gespendet, aber nur wenig für seinen täglichen Unterhalt, und die dünn gesäte Bevölkerung des Bramhamer Moors erwirtschaftete kaum genug Einkommen, als dass sie den Brüdern ein Leben in Luxus hätten bieten können.
Der Konvent war arm und seine Brüder so ungebildet, dass sie zusammen wohl kaum mehr als drei der Zehn Gebote hätten nennen können.
Das Kloster war also kaum der Rede wert, abgesehen von zwei Dingen: Es hatte einmal Wynkyn de Worde beherbergt, und nun befand sich hier seine Schatulle – vorausgesetzt, sie hatte tatsächlich sicher hierher zurückgefunden.
Das Moor, in dem sich der Konvent befand, war typisch für diesen Teil Yorkshires – niedrige Hügel mit wenigen Bäumen, hartes Gras und Heide, vom Wind gepeitscht, und kaum menschliche Behausungen. Die wenigen Häuser, die es gab, bestanden aus Bruchsteinen aus der Umgebung und besaßen dicke Mauern und niedrige Dächer. Oft waren es fensterlose Hütten, die genauso elend und trostlos wirkten wie die Landschaft.
Dies war ein Land, in dem ein Mann seinen Stock in die Erde pflanzte und sich mit gesenktem Haupt daran klammerte, in der Hoffnung, irgendwie den Elementen und der Einsamkeit trotzen zu können.
Thomas konnte Wynkyn de Worde nun ein wenig besser verstehen. Wenn dies die Gegend war, in der er zum Mann herangewachsen war, dann war es kein Wunder, dass sein
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