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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wesen den Ingrimm und die Entschlossenheit des Moors widerspiegelte. Ebenso wenig verwunderte es, dass er ein Mann gewesen war, der ohne mit der Wimper zu zucken einem Dämon ins Angesicht blicken konnte.
    Der Konvent war etwa fünf Meilen vom nächstgelegenen Dorf entfernt; die Brüder lebten in völliger Abgeschiedenheit. Thomas hatte die Dorfbewohner nach dem Weg gefragt und sie hatten auf einen kaum sichtbaren Trampelpfad gewiesen – eher eine überwucherte Furche –, der durch das Moor führte.
    Weder Thomas noch seine Eskorte hatten von der Dorfbevölkerung mehr als ein paar kurze gelangweilte Blicke geerntet. Thomas nahm an, dass der harte Überlebenskampf die Menschen jeder überflüssigen Gefühlsregung oder Neugier beraubt hatte.
    Es dauerte weniger als eine Stunde, den Trampelpfad bis zum Ende entlangzureiten, und am Mittag des Matthiastages näherten sie sich dem Konvent selbst. Er war nur wenig größer als die Hütten der Gegend: ein langes, niedriges Steingebäude mit einer Tür in der Mitte einer der Seitenwände, einem einzelnen Fenster in der Quermauer, einem Loch im Dach, durch das der Rauch der Feuerstelle abziehen konnte. Es gab nicht einmal eine eigene Kapelle, in der die Brüder hätten beten können.
    Thomas spürte Aufregung und Furcht in sich aufsteigen. Endlich war er am Ziel.
    Er gab seinem Hengst die Sporen, und das Pferd schnaubte und fiel die letzten hundert Meter in Galopp, während Wat und der Rest der Eskorte dicht hinter ihm folgten.
    Als Thomas’ Pferd vor der Tür des Hauses stehen blieb, öffnete sich diese und ein Bruder in schmutzigen Gewändern trat heraus.
    Er riss vor Überraschung über die Besucher seine Augen auf und trat von einem Fuß auf den anderen. Aufgeregt rang er die Hände.
    »Brüder!«, rief er. »Brüder, kommt her! Wir haben Gäste!«
    Zwei andere Brüder traten aus dem dunklen Inneren des Gebäudes, ein weiterer kam von der Latrine um die Ecke herbeigeeilt, die sich hinter einem Misthaufen befand – seine Gewänder hingen ihm immer noch oben um die Hüfte, während er hastig versuchte, sie herunterzuziehen.
    Thomas stieg von seinem Pferd und fragte sich, ob er wohl genügend Geduld aufbringen würde, um die notwendigen Höflichkeiten über sich ergehen zu lassen, ehe er nach der Schatulle fragen konnte.
    »Guter Herr!«, sagte der erste Bruder. »Seid gegrüßt! Ich bin Bruder Simon, und dies sind Bruder Fulke und Bruder Paul, und das da«, er nickte in Richtung des Bruders, der aus der Latrine gekommen war und dessen Gewänder nun wieder bis zu den Knöcheln hinabreichten, »ist Bruder Alfred. Dürfen wir Euch unsere Gastfreundschaft anbieten? Ich fürchte, sie wird etwas dürftig ausfallen und… «
    »Bitte, macht Euch keine Umstände«, sagte Thomas, »denn meine Eskorte und ich sind nur auf der Durchreise. Etwas Wasser für unsere Pferde ist alles, was wir brauchen. Mein Name ist Thomas Neville… «
    Die vier Brüder brachen in verwunderte Ausrufe aus, denn der Name Neville war im Norden wohlbekannt.
    »… und ich bin hier in einem Auftrag, der, so hoffe ich, nur wenige Minuten in Anspruch nehmen wird.«
    Die Brüder machten lange Gesichter, und Thomas bedauerte augenblicklich, dass er das Angebot der Gastfreundschaft ausgeschlagen hatte. Offensichtlich hatten sie nur wenige Besucher, und jetzt, da ein Edelmann den Weg zu ihnen gefunden hatte, mussten sie außer sich vor Freude sein.
    »Nun«, sagte Thomas, »vielleicht kann ich doch ein wenig bleiben.«
    Die Mienen der Brüder hellten sich auf, und Simon bedeutete Thomas, ins Haus zu kommen. »Alfred wird sich um Eure Männer kümmern«, sagte er. »Bitte, tretet ein.«
    Das Innere des Klosters – wenn es diese Bezeichnung überhaupt verdiente – war ebenso ärmlich wie sein Äußeres, abgesehen von einer Sache.
    An einem Ende befanden sich eine Feuerstelle, Kochgerätschaften und Geschirr, einige kleine Truhen, ein Tisch, Bänke und die Schlafmatten der Brüder. Am anderen Ende des Raumes erhob sich das, was ihnen als Altar diente: ein steinernes Podest mit einem einfachen Steinaltar, auf dem jedoch einige der schönsten und kunstvollsten Goldteller und Pokale standen, die Thomas je gesehen hatte.
    An der Wand hinter dem Altar hing ein prächtiges goldenes Kreuz, das mit Rubinen, Smaragden und Perlen verziert und vier Fuß hoch war.
    Es war ein Vermögen wert.
    Thomas wurde plötzlich sehr kalt.
    »Was führt Euch in diese abgelegene Gegend?«, fragte Simon. Hinter ihm hantierten Paul und

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