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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fulke geschäftig in der Küchenecke, gossen Wasser in Tassen und Schüsseln und legten Brot und Käse auf Teller.
    Thomas war sich nun sicher, dass er die Reise umsonst gemacht hatte. »Ich bin auf der Suche nach einer Schatulle, die einem Bruder gehörte, der ursprünglich aus diesem Konvent stammte«, sagte er. »Ein gewisser Wynkyn de Worde.«
    Simon starrte ihn entgeistert an, und Paul und Fulke hielten in ihren Verrichtungen inne und blickten zu ihm hinüber.
    »Guter Herr«, stammelte Simon, »es tut mir sehr leid, aber sie befindet sich nicht mehr hier.«
    Thomas hätte nicht geglaubt, dass er so stark frieren könnte und trotzdem noch in der Lage war, klar zu denken und zu sprechen. »Seit wann? Und wer hat sie mitgenommen?«
    »Es ist gerade einmal sechs oder acht Wochen her, Herr, ich bedaure unendlich… All die Jahre lag die Schatulle vergessen in unserem Kellergewölbe, und nun kommen kurz hintereinander gleich zwei Edelmänner hierher, um nach ihr zu fragen… «
    »Wer war der andere?«
    Simon warf seinen beiden Mitbrüdern einen Hilfe suchenden Blick zu, aber sie wollten sich nicht einmischen und waren an das Ende des Raums zurückgewichen.
    »Nun… es war ein mächtiger Herr, so wie Ihr… «
    »Wer?«
    »Also, ich glaube, er sagte, sein Name sei Robert… oder war es Eduard? Nein, ich irre mich… ich denke… es könnte…«
    »Herr.« Paul trat einen Schritt vor. »Wir können uns an seinen Namen nicht mehr erinnern, aber wir haben das Wappenzeichen auf seiner Tunika und der Kleidung seiner Eskorte erkannt.«
    Thomas blickte ihn erwartungsvoll an.
    »Es war das Wappenzeichen Lancasters, Herr.«
     
     
    Einen Moment lang blieb die Zeit stehen, doch Thomas überwand schließlich seinen Ärger und seine bittere Enttäuschung und fasste sich wieder so weit, um die Brüder zu bitten, ihm Genaueres zu berichten.
    Keiner der Brüder war älter als dreißig. Das Bramhamer Moor war eine unwirtliche Gegend, und die Menschen, seien sie nun Mönche oder Hirten, neigten dazu, bereits in mittleren Jahren dahinzuwelken und zu sterben. Bis vor kurzem war ihnen der Name Wynkyn de Worde noch völlig unbekannt gewesen. Die vier Brüder hatten schon Schwierigkeiten, sich an die Namen der Brüder zu erinnern, die vor ihnen im Konvent gelebt hatten.
    Aber vor etwa zwei Monaten war ein junger Edelmann an ihrer Tür vorbeigekommen und hatte mit einem herzlichen Lächeln und höflichen Worten nach Wynkyn de Worde gefragt.
    Sie hatten erwidert, dass sie den Namen nicht kannten.
    Der junge Edelmann – wie schön sein Haar und sein Gesicht gewesen waren! – hatte es ihnen nicht übel genommen, sondern ihnen gesagt, wonach er suchte: eine Schatulle aus Eichenholz, die mit eisernen Bändern beschlagen und wahrscheinlich verschlossen sei. Die Brüder hatten stumm dagesessen und ihn nur verwundert angesehen.
    Der gut aussehende junge Edelmann hatte gewartet.
    Die Brüder hatten sich flüsternd beraten und hin und her überlegt, bis Paul einfiel, dass es in ihrem Kellergewölbe eine alte Kiste gab, die halb hinter einem Haufen Gerümpel verborgen lag.
    Es herrschte Aufregung – konnte dies die gewünschte Schatulle sein?
    Der junge Edelmann hatte gelächelt und genickt und gefragt, ob sie vielleicht nachsehen könnten.
    Unter großen Mühen und kaum verhohlenen Flüchen gelang es den Brüdern, die überraschend schwere Schatulle unter dem Gerümpel hervorzuziehen, das sich seit Generationen angesammelt hatte, und sie dem Edelmann zu bringen.
    Ob sie denn nie hineingeschaut hätten?, fragte sie der junge Herr.
    Nun, nein, hatten die Brüder geantwortet und ihn verwundert angesehen, als dieser die Vermutung äußerte, dass sie doch gewiss neugierig gewesen seien und sich gefragt hätten…
    Nein. Die Schatulle hatte einfach dort gelegen, mit Staub bedeckt, und sie hatten sich nie darüber gewundert…
    Als er ihrer Geschichte lauschte, verstand Thomas, warum der »junge Edelmann« ihnen Glauben geschenkt hatte: Die Brüder lebten in einem Zustand beinahe vollkommener Arglosigkeit und Stumpfheit. Sie waren Männer aus der Gegend, die sich dem Orden angeschlossen hatten, um auf diese Weise ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, nachdem sie als Hirten gescheitert waren. Das Kloster bot ihnen Unterkunft und Verpflegung. Mehr verlangten sie nicht und erforschten schon gleich gar nicht seine Geheimnisse.
    Der Edelmann hatte also erneut gelächelt, sie für ihre Mühen gelobt und ihnen erzählt, dass sein Vater die Schatulle vor

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