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Tochter des Lichts: Ein Hildegard von Bingen-Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Tochter des Lichts: Ein Hildegard von Bingen-Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Tochter des Lichts: Ein Hildegard von Bingen-Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lise Marstrand-Jørgensen
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Arme heben. Sie sitzt nur zusammengesunken da, schläfrig und satt. Hildeberts Blick fällt auf seine jüngste Tochter, die mehr am Tisch liegt als sitzt, den Kopf auf der Tischplatte, ein Ohr gegen das Holz gepresst und einen Finger in das andere gesteckt. Er ruft ein Dienstmädchen zu sich, weist sie an, ihm das Kind zu bringen, und behält sie im Auge, wie sie sich zwischen den Tischen hindurch zu Hildegard schiebt. Er taucht seine Finger in das parfümierte Wasser und schüttelt sie, dass es nach allen Seiten spritzt, bevor er sein jüngstes Kind entgegennimmt.
    Hildegard sitzt auf Hildeberts Schoß, er streicht ihr über das Haar. Neben ihm sitzt Ursula und etwas weiter unten am Tisch eine blonde Frau mit schiefem Mund. Die Blonde beugt sich vor, langt an Ursula vorbei und zwickt Hildegard gutmütig in die Wange und lacht. Hildegard lässt den Kopf an die Brust ihres Vaters sinken. Irgendwo da drinnen, unter Rock und Mantel, schlägt sein Herz, aber sie kann es nicht hören.
    Ein jüngerer Ritter mit schwarzen Locken und einer Narbe, die quer über die Augenbraue die Wange hinunter und über die Oberlippe läuft, erhebt sich halb von seinem Stuhl und schlägt Hildebert auf den Rücken, als der gerade seinen Becher gehoben hat. Der Wein läuft über seine Hand und am Handgelenk entlang.
    »Man sagt«, lacht der Junge und reibt sich den fettigen Mund mit dem Handrücken ab, »der Frieden des Rheinlands sei an der Zahl der Kinder Hildeberts zu bemessen.« Er schlägt ein Lachen an. Die blonde Frau hält sich die Hand vor ihren schiefen Mund und kichert.
    »Sagt man das?«, entgegnet Hildebert und lächelt zurückhaltend, während er seinen Becher hebt, damit das Dienstmädchen ihn wieder füllen kann. »Sagt man das tatsächlich?«
    Der Junge schlägt mit der Handfläche auf den Tisch, dass es dröhnt. »Ja, das sagt man, denn nur Friedenszeiten können solch fruchtbare Zeiten sein.«
    Hildebert lacht, legt seinen freien Arm um Hildegard und drückt sie so kräftig, dass ihr die Luft wegbleibt. Er riecht nach Wein, und sie wendet das Gesicht ab. Er geht ihr mit den Fingern durchs Haar, hält sie ein wenig von sich weg und sieht ihr gerade in die Augen.
    »Stell dir vor, so etwas sagt man über deinen Vater. Und der junge Herr ist obendrein auch noch im Heiligen Land gewesen, weshalb er doch voller frommer Worte sein sollte.«
    Der Krausköpfige legt den Kopf zurück und leert seinen Becher in einem einzigen Zug. Dann beugt er den Nacken und drückt die Faust auf seine Brust, da, wo das Herz ist. Hildebertnickt Hildegard zwinkernd zu, piekst sie mit dem Zeigefinger in den vollen Bauch, dass sie sich zusammenkrümmen muss, zieht sie gutmütig an den Ohren und küsst sie aufs Haar. Einen Augenblick später ist der junge Ritter eingeschlafen. Sein Kopf hängt dumpf auf seinem Brustkasten. Hildebert lacht, steht mit Hildegard in den Armen auf und wirbelt mit ihr einmal um sich selbst. Er verliert das Gleichgewicht, wackelt und stolpert, sodass das Dienstmädchen zur Seite springen muss und so eben noch vermeiden kann, von ihm getroffen zu werden, als der Herr des Hauses hinschlägt. Mechthild springt von der Bank auf. Die blonde Frau hält sich nicht länger eine Hand vor ihren schiefen Mund, sie und Ursula lachen geradewegs auf Hildegard hinunter. Der Herzog wirft einen Blick auf seinen Ritter, der mit dem schwächlich wirkenden Kind in den Armen am Boden hin und her kollert. Mechthild tritt ihm versehentlich in die Seite, als sie versucht, ihm das Kleine abzunehmen. Mit der einen Hand packt Hildegard das Handgelenk ihrer Mutter, mit der anderen klammert sie sich an den Rock ihres Vaters. Hildebert hält sie mit so kräftigem Griff, dass es weh tut. Mechthild zieht an dem keuchenden Kind, während eine Woge des Gelächters durch den Saal schwappt. Schließlich lässt Hildebert los, und das Kind fliegt hinauf in Mechthilds Arme, die beinahe rückwärts umkippt. Den Kopf an die Brust ihrer Mutter gedrückt, fängt Hildegard an zu weinen, obwohl sie versucht, die Tränen zurückzuhalten. Mechthild trocknet ihr die Augen, pustet ihr ins Gesicht, um die Haare davor wegzubekommen. Hildebert ist wieder auf die Beine gekommen, einen Augenblick steht er da, die Hand auf der Schulter des Krausköpfigen, dann lacht er ein tiefes und rollendes Lachen, bevor er quer durch den Saal wankt, um hinaus ins Freie zu kommen.
    Der Herzog beugt sich zu Hildegard. Er hebt ihr Kinn mit dem Daumen ein wenig an und sieht ihr in die Augen. Sie

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