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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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dazu geführt haben, als die Machenschaften eines Verräters herausgestellt und können von mir darum nicht mehr anerkannt werden.«
    Sofort erhob sich aufgeregtes Gemurmel unter den Anwesenden. Alberts Behauptung war an Kühnheit kaum zu überbieten, ebenso sein ungebetenes Erscheinen.
    Johann Schinkel war wohl der Einzige im Saal, der nicht überrascht war, schließlich hatte er Albert in seinem Schreiben mehr oder weniger dazu aufgefordert, nach Hamburg zu kommen. Wenn er ehrlich war, hatte er bereits ungeduldig auf ihn gewartet. Morgen wäre es für Runa zu spät; es gab nur noch diese eine Gelegenheit, für sie zu kämpfen. Gerade wollte sich der Ratsnotar erheben, als ein anderer Mann von seinem Sessel aufsprang.
    Johannes vom Berge zeigte mit dem Finger in die Menge und schrie aus vollem Halse: »Verräter!«
    Graf Gerhard II., der direkt neben Johannes saß, erschrak nicht minder als alle anderen um ihn herum. »Herrgott noch mal, was ist denn in Euch gefahren, vom Berge?«, donnerte er wütend.
    »Dort drüben steht Walther von Sandstedt – der Nuncius des Euch abtrünnig gewordenen Albert von Holdenstede.«
    Gerhard II. richtete seine weißlich getrübten Augen wie so häufig zielsicher in die Menge.
    Nun sprang Graf Johann II. von seinem Sessel auf und fuhr Johannes vom Berge barsch an. »Was erlaubt Ihr Euch? Das ist mein Spielmann und kein Verräter.«
    »Euer was ?«, fragte der blinde Graf entrüstet. Dann gab er seinen Gefolgsleuten ein Zeichen und sagte: »Nehmt ihn fest!«
    Blitzschnell packten zwei der Ritter den vollkommen überraschten Walther an den Armen und wollten ihn gerade zu Gerhard II. schleifen, als sich zum zweiten Male auf dieser Versammlung die Ritter Johanns II. gegen die von Gerhard II. stellten. Die Hände auf den Knäufen ihrer Schwerter starrten sie einander kampfeslustig an.
    »Gebt augenblicklich meinen Gefolgsmann frei, Vetter, ansonsten wird Blut fließen!«, rief Johann II. drohend.
    »Ihr meint wohl meinen Gefolgsmann, Vetter«, gab Gerhard II. seelenruhig zurück. »Wie es aussieht, hat dieser Mann sich bei Euch als Spielmann ausgegeben, doch in Wahrheit ist er der Nuncius eines Mannes, der mich um mein Geld betrogen hat.« Dann richtete er sein Wort direkt an Walther. »Ihr wart es doch, der mir den Tauschhandel zwischen der Freiheit Alberts von Holdenstede und seinem Kaufmannshaus vorgeschlagen hat, oder?«
    »Das ist richtig«, antwortete Walther. »Aber es stimmt nicht, dass ich Euer Gefolgsmann bin. Ich habe Euch gegenüber keinen Eid geleistet.«
    »Unsinn«, beschied ihn Gerhard II. barsch. »Alle von Holdenstedes mitsamt ihrer Sippe und ihren Bürgen sind seit dem Tage der Eiderneuerung nach dem Tod meines Vaters allein mir verpflichtet. Das gilt auch für jene, die ein Weib der von Holdenstedes geheiratet haben – so wie Ihr. Dass Ihr Euch in den Dienst meines Vetters habt stellen lassen, macht Euch und die Euren unweigerlich zu meinem Feind.« Der blinde Graf beugte sich in seinem Sessel vor und senkte bedrohlich die Stimme. »Solltet Ihr meinem Vetter tatsächlich nichts von unserer Bindung zueinander erzählt haben, macht Euch das gleichzeitig auch zu seinem Feind. Ihr seid nicht zu beneiden, Nuncius.«
    »Genug jetzt, lasst meinen Spielmann sprechen«, befahl Johann II. Dann wandte er sich fordernd an Walther: »Sagt mir die Wahrheit. Seid Ihr tatsächlich der Nuncius eines Verräters?«
    Walther sah zuerst in die Augen der Gräfin Margarete, die sichtlich bestürzt wirkte, und dann zu ihrem Gemahl. Als er die Fassungslosigkeit in Graf Johanns Augen sah, wurde ihm auf der Stelle das Herz schwer. Am liebsten hätte er alles geleugnet, doch das hätte die Lage nur verschlimmert. Ungewollt hatte er Johann II. noch tiefer in die Fehde hineingezogen. »Ja, es stimmt«, erklärte er daher, um eine feste Stimme bemüht. »Ich bin der Nuncius von Albert von Holdenstede, welcher wegen Nichtbegleichung seines Anteils ins Einlager auf die Riepenburg geschickt wurde.«
    In diesem Moment brach ein Tumult im Saal aus. Einzig Willekin Aios war es zu verdanken, dass die Ritter der Grafen nicht tatsächlich aufeinander losgingen. Beherzt sprang der Bürgermeister auf seinen Sessel, stieß mit puterrot angelaufenem Gesicht einen schrillen Pfiff aus und brüllte über die Köpfe der Männer hinweg: »Aufhören, sofort aufhören! Dies ist eine ordentliche Versammlung. Wer kämpfen will, soll das woanders tun. Habt ihr Ritter denn gar keinen Respekt? Sofort

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