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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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träufelte. Noch am selben Tage wurde Eccard Ribe mit meinem Einlager betraut.«
    »Wenn Johannes vom Berge also für den Überfall auf Thiderich verantwortlich ist«, schlussfolgerte Godeke, »dann müssen Luburgis und er gemeinsame Sache gemacht haben. Schließlich wurden Thiderich und später auch ich von Bodo überfallen und in der Hütte von Luburgis gefangen gehalten.«
    »Von Bodo, dem Boten?«, fragte Walther entrüstet, der den Hünen noch aus der Zeit kannte, da er mit Albert und Thiderich durch Friesland gereist war.
    »Ja, genau von dem Bodo, der euch in Friesland an den Hals wollte!«
    »Aber weder Luburgis noch Bodo sind je wieder in Hamburg aufgetaucht«, gab Walther zu bedenken. »Wie können sie dann mit Johannes vom Berge im Bunde sein?«
    »Ganz einfach«, antwortete Godeke. »Sie hatten eine andere Verbindung in die Stadt. Und ich weiß auch, welche – Heseke!«
    »Heseke! Warum bin ich nicht früher darauf gekommen?«, fragte sich Albert fassungslos. »Also ist Thiderichs Entführung im Auftrag von Johannes erfolgt, der nichts anderes im Sinn hatte, als mir zu schaden! Thiderich sollte verschwinden und mit ihm die gräflichen Münzen!«
    »Ganz genau. Heseke hat alle wichtigen Nachrichten zu Luburgis getragen, und Bodo hat die Drecksarbeit erledigt.«
    »Großer Gott, jetzt wird mir alles klar!« Albert war bestürzt über so viel Skrupellosigkeit, doch eine Sache war ihm noch immer ein Rätsel. »Woher wussten Heseke, Luburgis und Bodo von all den Dingen, die ausschließlich Walther, Thiderich, dich und mich betrafen? Wer hat ihnen verraten, dass Thiderich mit den Münzen auf dem Weg nach Plön war?«
    »Glaubt mir, das wollt ihr gar nicht wissen«, sagte Godeke mit plötzlicher Schwermut.
    Albert und Walther schauten ihn fragend an, dann stellten sie sich ihm nahezu gleichzeitig in den Weg und riefen wie aus einem Munde: »Wer?«
    »Vater …«, begann Godeke kopfschüttelnd. »Auch ich konnte es zunächst nicht glauben.«
    »Wer?«, fragte Albert ein zweites Mal.
    »Es war Johanna.«
    »Wie bitte? Die stumme Magd?«
    »Ja, nur dass die stumme Magd in Wahrheit mein Bruder und dein Sohn Johannes ist!«
    »Nein!« Albert war sichtlich erschüttert. »Sag, dass das nicht wahr ist, Sohn! Das kann einfach nicht sein. Ich hätte ihn doch erkannt! Mein eigen Fleisch und Blut.«
    »Vater, gräm dich nicht. Auch ich habe ihn nicht erkannt. Seine Verstellung war tadellos. Deswegen hat Johannes Stummheit vorgetäuscht: Seine Stimme hätte ihn verraten.«
    Abrupt blieb Albert stehen. »Dann war das Wunder auf der Trostbrücke gar keines!«
    »Der Kater!«, rief Walther plötzlich. Die Männer starrten ihn verwirrt an. »Der Kater hasste Johanna vom ersten Tag an! Wir hätten es ahnen müssen, sonst galt sein Abscheu doch ausschließlich Männern. Großer Gott, der Feind lebte direkt in unserem Haus. Nicht auszudenken, was Johannes noch alles belauscht hat!«
    In diesem Moment erreichten sie die höchste Stelle der Stadt, den Berg, und verstummten. Ihre Blicke fielen auf das spitz aufgetürmte Gehölz mit dem massiven Pfahl in der Mitte. Hier also sollte Runa dem Feuer der Hölle übergeben werden.
    Beim Anblick des Scheiterhaufens kam Walther unvermittelt das Gespräch zwischen ihm und Johann Schinkel auf der Burg Kiel ins Gedächtnis, bei dem ihm der Ratsnotar von den Geschehnissen am Tage des Kranfestes berichtet hatte. Auch von seiner Unterredung mit Vater Everard hatte er Walther erzählt und von Agnes’ verstohlenen Worten danach. Alles fügte sich mehr und mehr zusammen. »Everard und Johanna! Sie haben zusammengearbeitet.«
    Albert und Godeke schauten Walther fragend an, doch der starrte mit zusammengekniffenen Augen ins Leere, bemüht, seine Gedankenfetzen zusammenzusetzen.
    »Johann Schinkel hat mir auf der Burg Kiel von einem Gespräch zwischen ihm und Everard erzählt, in dem mein Ziehvater zugab, die rote Strähne, welche ihm als Beweis für Runas Hexenkünste diente, mit Johannas Hilfe eingefärbt zu haben. Wenn die Magd ihm dabei geholfen hat, warum nicht auch bei den anderen vermeintlichen Beweisen? Die Salbe, Poppo, das Wunder auf dem Kranfest – Johanna und er hatten alles genauestens geplant. Nichts passierte zufällig.«
    Mit großen Schritten eilten die drei Männer die Steinstraße entlang. Sie hatten den Kunzenhof schon fast erreicht, doch noch immer wussten sie nicht recht, was sie tun sollten, um Runas Schicksal abzuwenden.
    »Tja, damit wäre die Liste unserer Todfeinde wohl

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