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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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ruiniert war es da aber längst. Als du mich das letzte Mal gesehen
hast, das war noch lange nicht die Endstation, denn da sah ich noch ganz
passabel aus. – Später nicht mehr.« Althea konnte sich denken, was er sie
fragen wollte. Nur hatte sie darauf keine Antwort. Nicht einmal für sich
selbst.
    »Es hat mich interessiert, aber ich hab nur die Zeitungsartikel
gelesen. Ich wollte wissen, wie es dir geht«, sagte er jetzt. »Nie die
Fallakte. Das konnte ich einfach nicht.«
    Der Fall. Ja, für ihn war es ein Fall gewesen, längst abgehakt und
Vergangenheit. Der Fall Marian Reinhart.
    Marian Reinhart, die Giftmörderin.
    Sie hätte sagen können: Mein Handeln war mir längst entglitten, ich
war an einem anderen Ort. Doch was sich damals vor ihren Augen abspielte, und
was davon Wirklichkeit war – sie hatte es nicht einordnen können und konnte es
heute genauso wenig. Jemand hatte Zauberpilze besorgt, »magic mushrooms«, die
halluzinogenen Stoffe sollten außerdem eine luststeigernde Wirkung haben – hieß
es. Sie wusste nicht einmal mehr, wer das Zeug mitgebracht hatte. Ein absoluter
Horrortrip, erinnerungsfressend, und wenn Rick Dante gedacht hatte, es würde
die Nacht seines Lebens werden … es wurde seine Todesnacht. In einem
Panikanfall stieg er in seinen Wagen. Wenig später ging er damit in Flammen
auf.
    Stefan würde diese Akte irgendwann lesen. Und dort stand auch, dass
jemand behauptet hatte, Marian Reinhart hätte die Pilze organisiert. In Rick
Dantes Magen hatte man außerdem die Überreste von Tollkirschen gefunden.
    Sie hätte diesen Mann umbringen können, wegen seiner Affäre mit
Renée, aber ob sie es wirklich getan hatte …
    »Mein Kopf hat gelitten, wie alles andere auch. Er weiß nicht mehr,
was damals geschehen ist. Marian Reinhart wurde des Mordes angeklagt und hat fünf
Jahre im Gefängnis verbracht. – Was ist jetzt? Bootfahren oder Nacktbaden?«
    »Überleg ich mir noch.« Er grinste. »In dir steckt nichts Böses,
Schwester Althea. Immerhin hast du die Richterin am Leben gelassen.«
    Stefan wandte ihr den Rücken zu, und als er den Koffer aufklappte,
um sich ein Paar Jeans zu angeln, bemerkte Althea das eigenwillige Gestell.
    Vor lauter Lachen sank sie auf Stefans Bett. »Du Armer, so große
Angst?«
    Er wurde nicht rot. Bestimmt war es ihm peinlich, doch er hielt
stand. »Dass die Schwestern sich an einem Kommissar vergreifen? Eigentlich
nicht. Meine Kollegen waren da aber anderer Meinung«, sagte er.
    Altheas Gesicht leuchte auf. »Oh, das wäre eine prima Idee für eines
von Gregors Kunstwerken. Eine Nonne hat er schon.«
    »Das leichte Mädchen?«, riet Stefan.
    »Hmm. Ich würde sie kaufen, ich mag das, was sie ausstrahlt«, sagte
sie.
    Althea und Stefan verhielten sich leise und sprachen erst
wieder, als sie im Freien waren. Der See lag ruhig und dunkel da. Vom Festland
schimmerten Lichter. Ein leichter Wind trug Stimmfetzen aus allen
Himmelsrichtungen zu ihnen herüber.
    »Wohin rudern wir?«, fragte Stefan.
    »Wir rudern einfach nur«, sagte Althea. »Und wir nehmen etwas mit.«
    »Tante Marian, du hörst dich an wie Miss Marple.«
    »Und du bist ein intelligenter Kriminalkommissar. Es ist nur ein
Kleidersack, aber ich dachte mir, wir könnten uns anschauen, wo man so etwas
nachts am unauffälligsten auslädt.«
    »Und wenn ich gesagt hätte, ich möchte Nacktbaden?« Stefan nahm ihr
den dicken Kleidersack ab, der die Maße eines erwachsenen Mannes hatte, und lud
ihn in den Kahn.
    »Ich dachte mir, deine Tante nackt zu sehen wäre eher abtörnend. Ich
hatte also nichts zu verlieren.« Althea hob ihr Gewand bis über die Knie und
stieg ins Boot.
    Stefan nahm die Ruder auf.
    »Ich war fünfzehn, als ich dich in dieser durchsichtigen Bluse
gesehen habe. Jungenphantasien. Und glaub mir, ich hatte einige.«
    »O mein Gott!« Althea verschluckte sich beinahe an ihrem Lachen.
    Die Ruder durchzogen rhythmisch das Wasser, das leise Schwappen
gegen den Rumpf war ein Flüstern.
    Stefan sagte: »Ich hoffe, die verschollene Seglerin wird nicht
ausgerechnet in dieser Nacht gefunden. Und ich hoffe, wir sind es nicht, die
sie finden.«
    Althea hoffte dasselbe. Wasserleichen waren grausig anzuschauen, und
sie stanken zum Himmel. Aber irgendwann würde auch diese Tote wieder
auftauchen. Der Chiemsee war eigenwillig. Manches Mal hätte man vermuten
können, dass er diejenigen, die ihm zusagten, länger behielt.
    Althea hatte das Zeitungsbild gesehen. Die Seglerin war hübsch und
blond.
    Was

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