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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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zum
verhangenen Nachthimmel hinauf, dann klopfte er ein paar Mal gegen seine Stirn.
    »Tobi, es ist bewölkt, man kann keine Sterne sehen. Morgen
vielleicht wieder.«
    »Nein, nicht morgen.« Sein Ton war so bestimmt, als hätte Gregor
gerade etwas fürchterlich Dummes gesagt. »Am Tag, als die Steine rot wurden und
das Gras. Ich weiß es nicht mehr, weiß nicht mehr, was war. Theresa ist nicht
gegangen – und Moritz auch nicht. Und ich bin da gewesen und … war nicht da.
Kopf in den Sternen.«
    Gregor wurde eiskalt.
    »Ich wollte sie zurückgeben, ehrlich. Ich hab sie doch für sie
aufbewahrt. Mein Schatz.« Tobias’ Gesicht verzerrte sich. Dieser Ausdruck stand
für ein schlechtes Gewissen.
    »Was denn, Tobi, was hast du aufbewahrt?«
    »Schau, ist sie nicht schön?« Und Tobias holte aus seiner
Schatzkiste eine silberne Kette mit einem Medaillon hervor.
    Gregors Finger zitterten, als er die beiden Hälften
auseinanderklappte und im Innern die Bilder von Theresa Biedermann und Moritz
Lanz sah.
    »Wo hast du den schönen Schatz denn gefunden?« Gregor versuchte,
seine Worte möglichst unbeschwert klingen zu lassen.
    »Da.« Tobi sprang auf und deutete hinter dem Gartenzaun auf die
Steinmauer, die das kleine Stückchen Land noch vom See trennte.
    »Tobi, hör mir jetzt gut zu«, sagte Gregor, umfasste Tobias’
Schultern und zwang ihn so, ihn anzuschauen. »Der Tag, als die Steine rot
wurden … du musst ihn vergessen.«
    Das Leben des Jungen konnte davon abhängen, dass er es vergaß.
    »Und das Gras …« Tobi blickte zum Fußweg, der zwischen ihrem
Grundstück und der Steinmauer lief. Er nahm alles sehr genau.
    »Ja … ja, die Steine und das Gras. Tobi, es ist Theresas und Moritz’
und dein und mein Geheimnis, und Geheimnisse muss man für sich behalten. Das
schaffen wir doch, oder? Wir sind doch die besten Geheimnisbewahrer überhaupt.«
Gregor gab sich alle Mühe, ihn zu überzeugen, ohne ihm Angst zu machen.
    »Kopf in den Sternen«, sagte Tobias unglücklich und ließ sich auf
die Decke zurückfallen. Am Himmel war jetzt ganz deutlich der Abendstern zu
sehen.

10
    Moschusmalve (Malva moschata)
    Standort: Sonnig, trockene kalkarme Böden, Halbtrockenrasen, Wiesen und Weiden.
    Wissenswertes: Wie andere Malvenarten enthält auch die Moschusmalve Schleimstoffe und wurde
deshalb früher auch als Heilpflanze genutzt. Sie ist leicht an ihren doppelt
fiederspaltigen, zipfeligen Blättern zu erkennen, deren leichter Moschusduft
der Pflanze den Namen gab.
    Friederike hing noch immer dem leichtfertigen
Badewannengedanken nach, der ihr am Tag des unfreiwilligen Seebades durch den
Kopf geschossen war.
    »Warum nicht?«, fragte sie sich. Und leiser: »Wie viel liegt dir
daran, dass er dich nicht hässlich findet?« Sie schluckte. Das war doch
blödsinnig.
    Und wenn schon. Vielleicht finde ich ihn ja hässlich. Er hat mich nur gevögelt – sie benutzte Marians grobe Worte –,
weil ich da war und weil ich nicht Nein gesagt habe.
    »Gut, dass du das nicht vergessen hast«, sagte sie laut.
    Friederike legte ein dezentes Make-up auf und gab ihrem kurzen Haar
mit ein wenig Wachs einen flotten Schwung. Sie stellte sich vor den Spiegel,
zog sich die Träger ihres Sommerkleides über die Schultern nach unten und schob
sie anschließend wieder hinauf. Weit entfernt von hässlich, aber auch nicht
unbedingt hübsch. Maximilian hätte dazu bestimmt etwas zu sagen, doch darauf
war Friederike momentan gar nicht scharf. Ihre Hände umfassten die Brüste unter
dem Stoff und wogen sie. Eine Kilolast, aber wenigstens hatte sie welche. Ihre
Tochter hatte dagegen kaum etwas zu bieten. Jetzt vergleichst du dich mit
Sonja, du spinnst wohl!
    Sie drehte sich vom Spiegel weg.
    Lukas Lanz würde sie wahrscheinlich sowieso nicht mehr erkennen,
dazwischen lagen viel zu viele Jahre. Wollte sie wirklich zu ihm gehen, um
etwas herauszufinden? Oder wollte sie eigentlich etwas ganz anderes …
    Das Herausfinden würde Stefan Sanders
übernehmen. Der junge Kommissar war ein guter Ermittler. Aber die ehemalige
Richterin wollte unbedingt in den damaligen Akten lesen. Und vielleicht ein
paar Takte mit Professor von Braun reden. Dafür kannte man sich gut genug.
    Friederike genoss das Sicherinnern .
Schade, dass die Jugend für sie keine Liebe, nur Liebeleien bereitgehalten
hatte.
    Theresa und Moritz hatten sich jeden Tag kleine Briefchen
geschrieben. Das Versteck ihrer Nachrichten war im Sockel der Madonna in der
Kapelle gewesen. Friederike hatte

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