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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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blumig, was den Reiz einer solchen Gondelfahrt
ausmachen würde. »Wir kleiden dein Boot ein, machen es hübsch. Es bekommt für
einen Tag und eine Nacht ein neues Gewand.«
    Bene sah aus, als fände er nicht, dass sein Boot so etwas dringend
haben musste. »Dann brauche ich nicht mehr zu fragen, wer die Idee mit dem
Chiemsee-Sushi hatte«, sagte er.

30
    Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina)
    Standort: Halbschatten, frische, neutrale bis basische, nährstoffreiche, feuchte Böden.
    Wissenswertes: Der Alpenmilchlattich kommt in vielen Hochstaudenfluren im Bergland vor. Man
findet ihn außer in den Alpen auch im Mittelgebirge, zum Beispiel im Harz, und
sogar in Skandinavien, allerdings handelt es sich bei diesen Vorkommen um
Eiszeitrelikte. Ursprünglich ist die Art tatsächlich nur in den Alpen
beheimatet.
    Er war nicht eingeschlafen, er hatte nur irgendwann
aufgehört, seinen Körper zu fühlen. Zusammengesunken auf der Couch, die
eigentlich gemütlich war, spürte er jetzt allerdings alles: Sehnen, Knorpel,
Knochen …
    Stefan Sanders zwinkerte mit den Augenlidern. Er war zu Hause,
konnte duschen gehen, ohne Angst haben zu müssen, dass man ihm auf den Hintern
starrte. Aber für einen Kaffee und sein Frühstück war er selbst verantwortlich.
    Trödeln ging nicht, weil er einen Termin im Enterprise hatte. Die
Obduktion von Gerlinde Dissler. Stefan hoffte auf ein eindeutiges Ergebnis.
Allerdings nicht auf Mord, auch wenn er gegenüber seinem Vorgesetzten so etwas
hatte durchblicken lassen.
    Die Akten packte er in eine möglichst unscheinbare Tüte, weil er sie
in den nächsten Tagen nicht zurückbringen würde. Er würde in den kommenden
Tagen nicht mal in die Reichweite des Präsidiums kommen.
    Er fuhr seinen Audi auf einen der beschrankten Parkplätze des
Klinikums und hoffte, es würde jemand des Weges kommen, der sich prima
auskannte und ihn mühelos an seinen Bestimmungsort lotsen konnte.
    Leider kam da aber gerade niemand. Stefan ging durch den riesigen
Eingang – einen von mehreren – und schaute in sämtliche Richtungen.
    Grün … oder war es doch gelb gewesen?
    Er kam nirgendwo an, und als er nach fünfzehn Minuten wieder vor der
gleichen Eingangstür stand, zückte er sein Handy.
    »Wo sind Sie denn?«, hörte er als Erstes. Genau das war das Problem,
er hatte keine Ahnung. »Herr Kriminalkommissar, orten können wir Sie nicht, Sie
müssen uns schon finden. Funktioniert so ähnlich wie Ihre Tätersuche.« Ach, wie
witzig!
    Nach einem weiteren Rundlauf entdeckte er endlich ein bekanntes
Gesicht. Professor von Braun, ganz leger in Jeans und Hemd und beinahe nicht zu
erkennen.
    »Der Bau kommt mir hin und wieder auch so vor, als wäre ich darin
die Maus, die den richtigen Gang suchen muss«, sagte der Professor und reichte
Stefan eine Hand. In der anderen hatte er einige Fotoausdrucke und Papiere, auf
denen Stefan handschriftliche Notizen erkennen konnte.
    »Sie sind wegen Gerlinde Dissler hier?«, vergewisserte sich von
Braun. Stefan nickte.
    »Gehen wir in mein kleines Büro.« Der Professor ging voraus und
deutete wenig später auf eine Tür, die nur ein Eck und einen Gang weit von dem
Eingang entfernt lag, durch den Stefan gekommen war.
    Er würde selbstständig und ohne Hilfe wieder nach draußen finden.
Beruhigend.
    »Der Befund genügt, dachte ich, denn die Leiche haben Sie ja schon
gesehen. Steht jedenfalls so in den Zeitungen«, sagte von Braun und bot ihm den
Platz jenseits seines Schreibtisches an. Ein Sessel, kein Stuhl.
    Stefan hatte den älteren Mediziner schon sympathisch gefunden, weil
er keine Unterscheidung traf zwischen der Tochter eines Bankhauses und dem
Enkel eines Werftbesitzers – jetzt kam noch dazu, dass von Braun auch in seinem
Büro für Gleichheit sorgte. Komfort für sich selbst und kein Missbehagen für
den Besucher. Außerdem hatte er den Artikel nicht weiter kommentiert.
    Umso überraschter war Stefan, als Professor von Braun ihm jetzt den
Mittelfinger zeigte. Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber die Äußerung
blieb ihm im Hals stecken.
    »Ich habe den Widerspruch entdeckt«, schickte von Braun jetzt
begleitend hinterher. »Denken Sie sich die Geste weg, schauen Sie nur auf
meinen Finger.«
    Stefan kam der Bitte nach, die ihm ein bisschen sonderbar vorkam.
»Ein Überbein – den medizinischen Begriff dafür kenne ich nicht«, beschrieb er
dann, was ihm auf den ersten Blick auffiel. Sonst bot der Finger des Professors
keine sichtbaren Auffälligkeiten. Er

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