Tod am Chiemsee (German Edition)
hätte nicht gesehen, wie sie mit ihrer
kleinen Digitalkamera Fotos machte. Von seinem Fund im Chiemsee, von den
Knochen.
Und vielleicht auch noch von etwas anderem.
Gerlinde war plötzlich aufgetaucht – sie tauchte immer unerwartet
auf, sie mochte es, wenn er sich nach ihr verzehrte. Manches Mal war das Spiel
eine ganze Woche und länger gegangen.
Sie hatte ihn nicht geliebt, aber er war dumm genug gewesen, sich
auf sie einzulassen und Gefühl zu investieren. Ach, was für eine nichtssagende
Formulierung, in Wahrheit hatte er angefangen, sie richtig gernzuhaben. Und er
hatte sie unterstützt, als sie nach der Diagnose zu ihm kam, völlig aufgelöst,
er hatte ihr versichert, sie würden das schaffen – zusammen.
Es war ihr immer schon um Geld gegangen, doch von dem Tag an wurde
es schlimmer. Gerlinde verlor ihre Zukunft aus den Augen. Auch das eine
nichtssagende Formulierung, aber wahr. Es ging um ihre Augen. Sie wurde richtig
panisch.
Und an dem Tag, an dem Martin den großen Schrankkoffer aufgemacht
hatte, war mit einem Mal eine sichtbare Veränderung in ihr vorgegangen. Sie
hatte sogar gelächelt.
Und er hatte tatsächlich gedacht, er müsste, wenn er den Koffer
irgendwo abstellte und anonym die Polizei verständigte, keine Fragen und keinen
Ärger befürchten.
Aber war es nicht so gewesen, dass Gerlinde ihn dazu gedrängt hatte,
es so zu machen? Dass sie ihn überredet hatte, es wäre doch viel einfacher so,
und obendrein müsste er den anderen dann keine Geschichten erzählen? Wo er das
doch nicht mochte – Geschichten.
Wofür hatte sie die zusätzliche Zeit gebraucht? Hatte sie Angst
gehabt, dass er sagen könnte, Gerlinde Dissler, die Malerin, sei bei ihm
gewesen, als er den Koffer aufmachte?
»Mehr Zeit. Wofür? Um jemanden zu erpressen? Was hast du entdeckt?«,
fragte Martin die Tote.
Er musste endlich mit dem Kriminalkommissar reden, bevor noch ein
weiteres Unglück geschah.
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Löffelkraut (Cochlearia officinalis)
Standort: Löffelkraut verträgt sonnige bis halbschattige Standorte und gedeiht auch in
raueren Lagen gut. An die Bodenbeschaffenheit stellt das Löffelkraut keine
besonderen Ansprüche. Mit hohem Humusgehalt sowie guter Wasserversorgung lässt
sich jedoch der Blattertrag steigern. Wild ist die Pflanze vorwiegend in den
Küstenregionen Nord- und Westeuropas anzutreffen. Löffelkraut ist unempfindlich
gegenüber erhöhtem Salzgehalt im Boden.
Wissenswertes: Löffelkraut ist reich an Vitamin C (fünfundsiebzig bis hundert Gramm pro
hundert Gramm frischen Krautes) und enthält darüber hinaus reichlich
Glucosinolate (Senfölglycoside) sowie Flavonoide und Mineralstoffe. Löffelkraut
ist nicht nur absolut winterhart, sondern auch wintergrün. Daher können die
frischen, würzigen Blätter auch in den Wintermonaten geerntet werden.
Es war eine Nacht wie keine zuvor. Althea feierte mit einem
zehnjährigen Jungen in Lagerfeuermanier Geburtstag; Maximilian hatte früher am
Tag für seine kleine private Feier bereits alles vorbereitet. Kleine Ästchen,
Strandgut, dazwischen Stroh, dickere Äste und größere Holzstücke, umringt von
einer Steinbarriere. Sie brauchten nur noch ein paar Streichhölzer anzuzünden,
die Stroh und Zeitungspapier fraßen und danach an den Ästen leckten, bis die
Flammen knisternd auch den Rest erfassten.
Maximilian teilte mit Althea Cola und Süßigkeiten, und die Nonne kam
sich wieder vor wie eine Internatsschülerin.
Sie brauchte ihm nicht zu erklären, dass sie sich die Bilder ansehen
musste. Und Maximilian wusste, das konnte sie nicht mit ihm teilen.
Friederike, die ihre Hand auf die entblößte kleine Brust von
Elisabeth Hiller legte. Schwester Jadwiga, die einen innigen Kuss mit einer
anderen Novizin tauschte – Althea erkannte Schwester Benedikta und stieß ein
überraschtes »Uhh!« aus. Und sie selbst – jedenfalls glaubte Althea ihre Beine
wiederzuerkennen; sie schlangen sich um den Rücken von Sebastian Grießer, der
mit einem anderen Teil tief in ihr steckte. »Unbrauchbar«, hatte sie gemurmelt.
An seinem bloßen Hinterteil war kein Pfarrer zu erkennen.
Am Ende der Nacht beförderte Althea Gerlinde Disslers Fotografien
ins lodernde Feuer, und sie und Maximilian warteten, bis noch das kleinste
Fitzelchen zu Asche geworden war.
Althea hatte Maximilian erzählt, was sie ihm erzählen konnte,
nämlich, dass die Frau, die mit einem Gewicht um den Hals im See gefunden
worden war, die Bilder gemacht und auf dem Friedhof versteckt hatte.
»Oh,
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