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Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
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es etwas anderes war …
    Stefan beschlich ein ungutes Gefühl. Was hatte die alte Kath gesagt:
Du wirst deine Mörderin entdecken. Marian hatte die Tat nie geleugnet. Konnte
sie sich wirklich nicht daran erinnern, ob sie einen Menschen umgebracht hatte?
    »Ich glaub das nicht«, beharrte er halblaut.
    Zurück im Polizeipräsidium, begab sich der Kriminalkommissar in
die Räumlichkeiten, in denen die gesicherten Beweisstücke eingelagert waren.
»Kriminalkommissar Stefan Sanders«, wies er sich aus. »Ich möchte alles, was
wir zum Mordfall Rick Dante haben.« Er nannte dem Beamten das Aktenzeichen und
dazu das Jahr, in dem sich der Mord ereignet hatte.
    Zwei Stunden später hatte er alles durchgeschaut, doch keiner der
Gegenstände war nach der Untersuchung hinzugekommen. Es kam ihm eher so vor,
als würde etwas fehlen. Er hielt ein Tütchen mit verschrumpelten Tollkirschen
in der Hand und dachte daran, dass die Beeren im frischen Zustand die Träger
von halluzinogenen Stoffen waren – von Gift. Und jetzt? Waren sie frei davon,
oder …? »Ach, hör auf«, murmelte er.
    Also war es doch etwas anderes und kein Gegenstand. Wozu sonst diese
Notiz?
    »Du alte Kuh«, schimpfte Stefan und meinte die Richterin. Wo war
dieser neue Beweis, und was zum Teufel bewies er? »Du entkommst mir nicht!«
    Stefan gab die Akten zurück, seine Schritte hämmerten über den
Fußboden. Diejenigen, die ihn kannten, wussten, dass ihn etwas zornig gemacht
hatte. »Uiuiui«, sagte ein Kollege, der ums Eck gelinst hatte, und sprang eilig
in den Paternoster.
    Als Stefan Sanders im Klinikum Großhadern ankam, hatte sich
seine Wut abgekühlt. Er würde sich Friederike Villbrock vorknöpfen. Das hatte
er sowieso geplant.
    »Du bist außerdem eine Diebin, werte Richterin«, erklärte er,
während er durch die Gänge marschierte. Beweisen konnte er nichts dergleichen,
aber wenn die Anschuldigung zutraf – und er war sicher, das tat sie –, dann
wäre zumindest eines bewiesen, nämlich ihre Eifersucht auf Theresas und Moritz’
Liebe.
    Und wer sagte, dass eine Richterin keine Mörderin sein konnte?
    Viel entspannter als vorhin im Präsidium bog Stefan um die letzte
Ecke. Er kannte den Weg, und hier würde ihm niemand ein Beweisstück
vorenthalten. Er war gespannt, was Professor von Braun zu erzählen hatte.
    Nachdem er geklopft und auf das »Ja bitte« hin das Zimmer betreten
hatte, winkte ihn von Braun zu sich hinter den Schreibtisch. »Grandios! In
Zukunft wird man mich wieder öfter im Labor finden«, sagte der Professor gut
gelaunt. Er tippte auf die Kette, die er wieder genauso verpackt hatte, wie
Stefan sie ihm übergeben hatte. Nichts Klinisches haftete daran.
    »Vier Tests und zwei Ergebnisse. Das Blut auf der Kette stammte
weder von Theresa Biedermann noch von Moritz Lanz, aber mein Vergleichsmaterial
hat mich auf etwas anderes gebracht.«
    »Sie haben etwas gefunden«, sagte Stefan, und sein Blick richtete
sich erwartungsvoll auf den Bildschirm des PC s.
    »Schön bunt, oder? Ich erkläre es Ihnen.«
    Das schöne Bunte war etwas, was aussah wie
eine Wendeltreppe. Stefan erkannte, dass es sich um eine menschliche DNS -Struktur handelte, für ihn mindestens so
geheimnisvoll wie das Rätsel der Pyramiden.
    »Der Aufbau tut nur ein bisschen was zur Sache«, sagte der
Rechtsmediziner. »Kurz: Die gesamte DNS eines
Menschen wird Genom genannt. Das wird in jeder Generation neu aus den
Erbanlagen der jeweiligen Eltern gemischt. Nur in zwei Bereichen nicht: im Y-Chromosom,
das vom Vater an den Sohn weitergegeben wird, und in den Mitochondrien, die
alle Kinder von ihrer Mutter erhalten. Das Y-Chromosom und die mitochondriale DNS werden grundsätzlich unverändert von einer
Generation auf die nächste vererbt. Jedes Mitglied der väterlichen Linie hat
also das gleiche Y-Chromosom, sodass sich das DNS -Profil
von nahen Verwandten stark ähnelt. Bei einem DNS -Test
werden also bestimmte bekannte Marker untersucht. Es gilt: je höher die Anzahl
von übereinstimmenden Markern, desto näher die Verwandtschaft zweier Männer.«
    Der Professor unterbrach sich. »Ich weiß, ich habe kurz gesagt.« Er deutete auf das bunte Gebilde. »Bei meinem
Test fand sich eine beeindruckende Zahl von gemeinsamen Markern. Das Blut am
Verschluss der Kette stammt demnach von einem sehr nahen Verwandten von Moritz
Lanz. Wie ich hörte, gibt es einen Bruder?«
    Stefan erschauderte. In der Schule hatten sie im Unterricht einmal
eine Geschichte gelesen, sie stand im

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