Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod am Chiemsee (German Edition)

Tod am Chiemsee (German Edition)

Titel: Tod am Chiemsee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina May
Vom Netzwerk:
Worum dann?
    Althea schlüpfte in ihre Jeans, zog ein T-Shirt über den Kopf und
schob die Füße in alte Turnschuhe mit Klettverschluss. Ihre Haare ließ sie
offen, dafür war jetzt keine Zeit. Und dann schwang sie wahrhaftig ihre Beine
über den Sims. Maximilian leuchtete ihr mit seiner Taschenlampe, und sie sprang
behände von der vorletzten Stufe der Leiter.
    »Sie sind irgendwie doch keine Nonne«, bemerkte Maximilian lachend.
»Und grade könnten wir auch keine gebrauchen, wir müssen nämlich einen
Grabschänder schnappen.«
    Althea verzog das Gesicht und dachte kurz an diese
Abenteuergeschichten für Jungen, bei denen es immer darum ging, eine Spur zu
verfolgen. Sie sah, dass er einen Beutel mitgebracht hatte. »Und auf welchem
Friedhof betätigt sich der Grabschänder gerade?«, fragte sie.
    »Na, auf Ihrem.«
    Das genügte. »Wir brauchen einen Spaten.«
    »Oder zwei«, sagte Maximilian.
    Althea wollte den Spaten nicht, um etwas auszugraben. Sie brauchte
den Spaten als Waffe und hoffte, sie würde ihn nicht brauchen. Maximilian hatte sie verstanden.
    Im Schuppen befanden sich genügend Geräte, das kleine Gebäude lag
sozusagen auf dem Weg zum Grabräuber. Hoffentlich wurde das nicht
unappetitlich.
    Althea übergab Maximilian einen Rechen, woraufhin der Junge ihr
einen komischen Blick zuwarf. Sie nahm sich den Spaten. »Ohne Taschenlampe«,
ordnete sie an. »Ich finde den Weg, du bleibst hinter mir.«
    Maximilian bedeutete ihr seine Zustimmung und schaltete das Licht
aus. Die Nacht war nur an wenigen Stellen schwarz, dort, wo ein Strauch, ein
Baum oder eine Mauer dem Mondlicht im Weg waren.
    Althea hatte keine Ahnung, was sie erwartete. Sie gebot ihren
Gedanken Stillschweigen und nicht nur ihnen. Wer konnte denn ein Interesse
daran haben, sich nachts auf den Friedhof zu schleichen? Seit es die
Rechtsmedizin gab, brauchte man keine Leichen mehr auszugraben. Gab es auf der
Insel Satanisten?
    Ach, Althea – geht es noch dramatischer?
    Sie spürte Maximilian hinter sich, hörte ihn atmen. Auf dem Rasen
machten ihre Schuhe kein Geräusch, aber waren sie erst auf einem der kleinen
Wege zwischen den Gräbern, würde man sie hören. Althea blieb stehen, um einen
Blick in die Dunkelheit zu werfen, ob sich etwas bewegte. Da war jemand.
    Maximilian nahm ihre Hand und deutete mit ihr in eine bestimmte
Richtung. Dort hinten, in einer der letzten Grabreihen …
    Dort war auch Gerlinde Disslers Grab. Ein Familiengrab. Gerlinde
Dissler war natürlich noch nicht beerdigt.
    Althea flüsterte Maximilian zu, dass sie rennen mussten. »Wir kommen
von zwei Seiten und überraschen ihn.«
    Warum ihn ? Das wusste sie doch gar nicht.
    Was machte sie da überhaupt? Ging sie tatsächlich gerade mit einem
noch nicht einmal zehnjährigen Jungen auf Grabschänderfang?
    Althea, du spinnst. Aber jetzt war es zu spät.
    »Los«, gab sie das Zeichen zum Start.
    Maximilian war schneller, er war um das Grab herumgerannt und
schnitt dem Schänder den Weg ab, indem er sich mit gespreizten Beinen
positionierte, die Taschenlampe mit einer Hand anknipste und seinen Rechen wie
eine Lanze aufrichtete. Von seinem Arm baumelte der Beutel.
    Die Gestalt in Schwarz stieß einen Fluch aus, drehte sich um und
entdeckte Althea. Zögerte einen Augenblick.
    Groß und schlank, fiel ihr auf. Ein Mann. Sie sah das irritierte
Flimmern von Pupillen im Licht der Taschenlampe.
    Er hatte nichts in der Hand, hatte aber offenbar gesucht wie jemand,
der genau wusste, wonach. Doch er war nicht fündig geworden.
    Dann rammte er Althea regelrecht, schob sie beiseite, rannte davon.
Sie drehte sich mit dem Spaten um die eigene Achse und landete auf Gerlinde
Disslers Grabstätte.
    Maximilian stand unentschlossen da. Er schien sich nicht entscheiden
zu können, ob er ihr helfen oder dem Grabschänder hinterherjagen sollte.
    Althea wäre es wohl genauso gegangen. Doch es war zu spät.
    »Schlimm, dass er weg ist?«, fragte Maximilian und lehnte sich an
den Stiel des Rechens.
    »Der Kerl ist weg, aber er hat etwas zurückgelassen. Jetzt müssen
wir es nur noch finden.«
    »Wissen Sie denn, was das ist?« Schlauer Maximilian.
    »Nein, aber ich habe eine Vermutung, eine ziemlich böse sogar.«
Maximilian ließ den Rechen fallen und reichte Althea beide Hände, um sie vom
Grab hochzuziehen.
    »Die sind ziemlich platt«, stellte er fest und deutete auf die
Begonien. »Aber vielleicht klappt es ja auch hier mit der Auferstehung.«
    »Wenn nicht, muss ich eben nachhelfen«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher