Tod am Chiemsee (German Edition)
sollen? Er war jemand mit
eigenen Ideen und Vorstellungen. Und die konnte er hier genauso gut
verwirklichen wie überall auf der Welt. Außerdem wollte Theresa nicht zurück
nach Frankfurt, sie hasste die Geldgeschäfte, wie sie es nannte. – Unnütze
Morde.«
»Ist nicht jeder Mord am Ende unnütz?«, fragte Stefan.
»Weiß Bene eigentlich, dass Moritz noch lebte, als er ihn in den
Überseekoffer gepackt hat?« Althea konnte sich den Alptraum dieser Erkenntnis
bildhaft vorstellen, was nicht hieß, dass sie Mitleid für den alten Mann
aufbrachte.
»Nein, und ich habe es ihm auch nicht gesagt. Spätestens beim
Prozess wird er es erfahren. Irgendwie kapiere ich immer noch nicht, wie er
tickt. Die Rosenheim Cops haben übrigens ermittelt, dass er es war mit dem
Einbruch bei Gerlinde Dissler. Er hat nach dem Material gesucht, nach den
Erpresserfotos.«
»Danach hat auch unser Grabschänder gesucht. Ich glaube zu wissen …
na ja, sicher bin ich immer noch nicht, aber er roch wie Lukas Lanz. Gerlinde
hat inzwischen ihre letzte Ruhe im Familiengrab gefunden. Niemandem ist dabei
so richtig wohl, sie hat einfach zu vielen Menschen zu viel angetan.«
»Verständlich. Übrigens haben wir wirklich alle möglichen Dateien
zum Abgleichen von Vergleichsmaterial, aber bisher keine mit Gerüchen«, sagte
Stefan entschuldigend. »Und? Hattest du mal was mit Lukas Lanz?«
»Das ist jetzt nicht dein Ernst!«, wischte Althea die absurde
Vorstellung beiseite. »Lieber mit dem Pfarrer und mit dem Lehrer und …«
»… und mit meinem Vater?« Stefan sah ihr offen ins Gesicht, und
Althea wusste, was ihn diese scheinbar unscheinbare Frage kostete.
»Das beschäftigt dich wirklich … tut es schon lange, oder? Nein, mit
deinem Vater nie. Nicht, weil ich ihn nicht attraktiv fand, aber weil er der
Mann deiner Mutter war und weil ich sie liebe, auch wenn sie das nie
interessiert hat. – Das war jetzt ein bisschen wie Schwester Jadwiga, als sie
mich verdächtigte, ich hätte womöglich einen Rückfall erlitten und einen Mann
in meinem Bett; im Bett des Gästehauses, um genau zu sein. Dabei war es eine
nackte Frau.«
»Du erleidest bestimmt keinen Rückfall, Schwester Althea«, sagte
Stefan mit einem Lächeln.
Helfer und Ratgeber
Der Kräuter-Almanach mit überwiegend heimischen Garten-
und Wildkräutern. Zu gern hätte ich auch die Bilder mit in den Krimi genommen.
Mein Lieblingskommissar, der wegen meiner Kofferidee eigens einen
Biologen zurate zog. Meine Frage lautete: Ist es möglich, nach über dreißig
Jahren noch Fingerabdrücke von einem Messingschloss zu nehmen? – Der Koffer mit
den beiden Leichen wurde im Chiemsee versenkt; bei einem Sturm wird das Ding
samt schaurigem Inhalt an die Oberfläche getrieben. Er lag also auf dem Grund
des Sees in siebenundfünfzig Metern Tiefe, und dort unten ist totale
Finsternis, jede Menge Schlick und Schlamm und eine ziemlich starke Strömung.
Der Sauerstoffgehalt am Boden beträgt circa fünfundsechzig Prozent, die
Temperatur circa sechs Grad. Und wissen wollte ich, ob unter diesen Bedingungen
Fingerspuren konserviert werden.
Pure Phantasie, irgendwie möglich oder total bescheuert?
Kurzum: Es ist unmöglich, nach Jahren im Seewasser noch
Fingerabdrücke sichern zu können.
Das fand ich furchtbar schade. Was der Autorin gefallen hätte, hätte
eine andere Instanz einfach nicht erlaubt. In diesem Fall der Chiemsee.
Ingrid Werner
UNGUAD
Niederbayern Krimi
ISBN 978-3-86358-090-2
Leseprobe zu Ingrid Werner,
UNGUAD
:
Prolog
Gott sei Dank – es ist vorbei.
Aber als die Alpträume kamen, wurde mir erst bewusst, wie sehr
mich das Erlebte erschüttert hatte. Jede Nacht graute mir vor dem Einschlafen.
Auch heute noch, Monate später, macht es mir zu schaffen. Deshalb fing ich an,
alles aufzuschreiben. Sozusagen als Therapie. Genau dasselbe hätte ich meinen
Klienten geraten.
Beim Schreiben merkte ich, dass mir einige Puzzlestücke an
wichtigen Informationen fehlten. Deshalb betrieb ich Hintergrundrecherche, wie
man so schön sagt. Ich sprach mit zahlreichen Leuten, fragte ihnen Löcher in
den Bauch. Die meisten waren so nett und haben erzählt, auch wenn es ihnen
nicht immer leichtgefallen ist. Ihnen möchte ich danken. Auf diese Weise konnte
ich mir ein vollständiges Bild der Geschehnisse machen.
Meine Freundin Isabell meinte, das würde auch andere
interessieren. Mach ein Buch daraus!, sagte sie. Und das halten Sie nun in
Händen.
Die Geschichte, die ich Ihnen
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