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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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sich entgegen seiner Absicht verplappert hatte.
    »Aber Sie wussten
davon?«
    »Ja«, gestand er
zähneknirschend ein. »Das wussten alle im Kollegium. Wir haben es vor Ina
Wiechers eine ganze Weile verborgen halten können, weil sie uns von Beginn an
nicht geheuer erschien. Sie war auf der einen Seite zu ehrgeizig, andererseits
aber passte ihre lockere Lebensauffassung im privaten Bereich nicht zu den
hiesigen Moralvorstellungen. Hier, auf dem platten Land, sind wir auch
Vorbilder in der Lebensführung.«
    »Und da passte Ina
Wiechers nicht ins Schema?«
    »Irgendwie nicht.«
    »Und van Oy auch
nicht?«
    Hauffe sah seine
Frau und Maike an, die seinen Ausführungen mit großen Augen folgten.
    »Nun ist es auch
egal. Nein«, sagte er mit Bestimmtheit. »Der Direktor spielt in der
Öffentlichkeit den Vorbildchristen. Und wann immer sich eine Möglichkeit
bietet, sucht er Prostituierte auf. Man erzählt sich, dass er gelegentlich auf
dem Husumer Straßenstrich gesehen wurde. Dabei wartet er bis nach Mitternacht,
in der Hoffnung, dann niemandem mehr zu begegnen, der ihn erkennen könnte.«
    »Von wem wissen Sie
das?«
    Hauffe sah erneut
seine Familie an. »Das möchte ich nicht preisgeben.«
    Christoph nahm sich
vor, van Oy mit dieser Behauptung zu konfrontieren. Vielleicht hatte die
Nachbarin recht, und der Schulleiter hatte in der fraglichen Nacht seine
Wohnung verlassen, um nach Husum zu fahren. Verständlicherweise war er bemüht,
das im Verborgenen zu halten.
    »Sie kennen den
Werkstattraum des Hausmeisters?«
    »Den kennt jeder.«
    »Wann waren Sie das
letzte Mal dort?«
    Hauffe überlegte
einen kurzen Augenblick. »Das weiß ich nicht. Normalerweise habe ich dort
nichts zu suchen.«
    »Würden wir dort
Ihre Fingerabdrücke finden?«
    Jetzt lachte der
Lehrer auf. »Wohl kaum.«
    »Tragen Sie Jeans?«
    »O ja. Das ist seine
Standardbekleidung«, lallte Renate Hauffe dazwischen und versuchte sich mit den
Ellenbogen auf dem Tisch abzustützen. Dabei rutschte die Tischdecke nach vorn,
und sie landete mit dem Oberkörper auf der Tischplatte. Zuerst sah sie verdutzt
aus, dann fing sie lauthals an zu lachen. »Ist das nicht komisch?«
    »Das ist
widerwärtig«, ereiferte sich Hauffe und zeigte auf seine Frau. »Sehen Sie sich
dieses Wrack an.«
    Renate Hauffe hob
ihren rechten Zeigefinger und versuchte eine Art Drohgebärde in Richtung ihres
Mannes anzudeuten. »Nur so kann man das Leben mit dir aushalten«, nuschelte
sie.
    »Warum führen Sie
beide ein solches Leben weiter, wenn Sie sich gegenseitig so auf die Nerven
gehen? Für uns als Außenstehende erweckt es den Anschein, als hätte Ihre Ehe
keine Zukunft.«
    Hauffe deutete mit
den Händen eine Geste der Hilflosigkeit an. »Verstehen Sie etwas von
Verantwortung? Wir haben schließlich eine Tochter.«
    »So wie Professor
Ehrenberg zu Rantzau.«
    »Das ist doch nur
Show. Der feine Pinkel zeigt Rebecca wie im Panoptikum herum. ›Seht, welch ein
exotisches Spielzeug ich mir leiste. Meiner Großherzigkeit ist es zu verdanken,
dass dieses Wunderkind hier leben darf.‹ So wedelt der Mann durch seine
gesellschaftlichen Kreise.«
    »Immerhin war das
Mädchen hochbegabt. Sie soll glänzende Perspektiven als Pianistin gehabt
haben.«
    Der Lehrer warf
einen fast zärtlichen Blick zu seiner Tochter. »Das ist Maike auch.«
    »Aber ich spiele
längst nicht so gut wie Rebecca«, rief Maike dazwischen.
    Hauffes Blick hing lange, fast träumerisch an seiner Tochter. »Doch«, sagte er nach einer ganzen
Weile. »Jetzt schon. Auch diese Familie ist etwas wert. Trotz des farbigen
Vaters. Und mit der alkoholsüchtigen Mutter.« Er beugte sich über den Tisch und
streichelte seiner Frau zärtlich über den Kopf. »Wir schaffen das schon,
Renate. Irgendwie.«
    »Was ist los?«,
antwortete seine Frau mit schwerer Zunge, hob müde den Kopf und blickte
irritiert mit glasigen Augen in die Runde. Dann ließ sie ihren Kopf wieder in
die Armbeugen sinken, die auf dem Tisch lagen.
    »Ich muss jetzt
etwas trinken«, sagte Hauffe und wollte aufstehen.
    »Lass, Papa.« Maike
legte sanft die Hand auf seine Schulter und stand auf. »Ich hole uns Wasser.
Sie auch?« Dabei sah sie die beiden Beamten an. Dann verließ sie den Raum.
    »Ich bin da
irgendwie hineingeraten«, sagte Wulf Hauffe mit leiser Stimme. »Sie haben keine
Vorstellungen davon, wie es ist, immer wegen der Hautfarbe verspottet zu
werden. ›Neger‹, rufen die jüngeren Jahrgänge mir hinterher. Leute wie Nico
prahlen vor der

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