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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Oberkommissar warf sich in die Brust.
»Etwa so wie ich.«
    Aus dem Flur war ein
leichtes Klirren zur hören. Kurz darauf erschien Hauffe mit einer Wasserflasche
und vier Gläsern. Stumm schenkte er ein und trank einen Schluck.
    »Was geschah
danach?«
    »Danach?«, fragte
Hauffe geistesabwesend zurück.
    »Als Sie die
Drahtschere des Hausmeisters aus dem Auto geworfen hatten.«
    »Ach ja. Ich habe
den Drahtknebel gebastelt. Da ich das Drahtstück aus St. Peter in der Hektik
aber nicht wiedergefunden hatte, schnitt ich ein Stück von der Wegbegrenzung
bei der Schule ab. Ich hatte mich mit Ina zu einer Aussprache an der Schule
getroffen.«
    »Um was ging es da?«
    »Ich wollte sie
bitten, keine voreiligen Schritte zu unternehmen. Ich habe ihr versprochen, sie
nicht mehr zu belästigen – wie sie es nannte. Aber sie hat mich nur ausgelacht.
Wir haben in meinem Wagen gesessen. Sie nahm ihr Notebook über die Schulter,
und wir gingen langsam Richtung Treene zum Bootsanleger. Kurz bevor wir am
Wasser waren, griff sie zu ihrem Handy und hat mir ins Gesicht gelacht, sie
würde jetzt eine Verabredung für den schönen Teil des Abends treffen.
Ich stand hinter ihr. Da habe ich den Drahtknebel aus der Tasche geholt – ich
war bis zu diesem Zeitpunkt immer noch unsicher – und habe sie erwürgt.«
    Hauffe schüttelte
sich bei der Erinnerung an die Tat, bevor er mit stockender Stimme
weitersprach. »Ich war zunächst so erschrocken, dass ich Ina liegen ließ, wie
sie niedergesunken war. Haben Sie schon einmal einen Menschen getötet?« Erneut
durchfuhr den Lehrer ein Schauder. Dann betrachtete er angewidert seine Hände.
»Ich bin zuerst zum Auto zurück und nach Hause gefahren. In dem Zustand konnte
ich aber niemandem unter die Augen treten. So bin ich zunächst in der Stadt
herumgeirrt, bis ich wieder klar denken konnte. Dann bin ich zur Schule zurück,
habe das Notebook und das Handy in das Ufergestrüpp geworfen und gehofft, dass
die Dinge dort nicht entdeckt werden. Später habe ich mich selbst einen Narren
gescholten. Ich hätte die Sachen ins Wasser werfen sollen.«
    Er hielt inne, weil
seine Frau sich bewegte, fuhr dann aber fort, während Renate Hauffe begleitet
von tiefen gleichmäßigen Tönen weiterschlief.
    »Ich war unheimlich
erschrocken, als die beiden Gegenstände plötzlich im Büro der Sekretärin
auftauchten. Noch weniger konnte ich mir erklären, dass sie plötzlich wieder
verschwunden waren. Das hat mich mehr als verunsichert, da ich nicht wusste, ob
Inas Geräte in die Hände der Polizei gefallen waren.«
    Er nahm einen
Schluck Mineralwasser. »Nun aber zurück zum Montag. Ich habe Ina vom Knebel
befreit und diesen ebenso wie das Vorhängeschloss des Kanus am Bootsanleger
versenkt.«
    »Zuvor hatten Sie
sich den Schlüssel für die Bootskette besorgt?«
    »Nein. Das war der
von meinem Schlüsselbund. Am nächsten Tag habe ich mir den Schlüssel aus dem
Sekretariat genommen und an meinen Schlüsselring gesteckt. So musste jeder
denken, der Schlüssel für das Kanu wäre in der Schule entwendet worden.«
    »Und dann sind Sie
seelenruhig mit der Toten an Bord bis zu Ihrer Haustür gepaddelt.«
    Hauffe schüttelte
heftig den Kopf. »Von wegen, seelenruhig. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Ich
wollte Richtung Eiderschleuse paddeln und dort das Kanu freigeben. Man hätte es
dann irgendwann gefunden. Mit etwas Glück hätte es sich auch an einer
verschwiegenen Stelle im Uferschilf verfangen und wäre für eine unbestimmte
Zeit unentdeckt geblieben. Ich bin also über die Treene in den Westersielzug.
Doch auf Höhe der Feuerwehr, kurz vor der Unterquerung der Bundesstraße,
bemerkte ich mehrere Leute am Ufer. Da habe ich es mit der Angst bekommen, bin
ein Stück zurückgepaddelt und dann in den Burggraben eingebogen. Da ich fürchtete,
andere nächtliche Spaziergänger könnten mich zufällig entdecken, habe ich das
Kanu an der Kleinen Brücke festgemacht.«
    »Das ist
praktischerweise direkt vor Ihrer Haustür.«
    Hauffe nickte
versonnen. »Daran habe ich nicht gedacht. Ich wollte nur schnell fort von der
Toten. Mich hatte mittlerweile das kalte Grausen gepackt.«
    »Dagegen spricht
aber, dass Sie am folgenden Morgen ganz cool reagiert haben und sogar in der
Lage waren, eine falsche Spur zu legen.«
    Der Lehrer sah
Christoph an, schwieg aber zu diesem Vorwurf.
    »Wo haben Sie das
Paddel gelassen?«, wollte Große Jäger wissen.
    »Das habe ich ins
Wasser gelegt und angestoßen. Ich kann nicht sagen, wo es

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