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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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hätte.
Dann hatte ich überlegt, ob ich Blödmann ein paar Kunststücke beibringe und als
Hundedompteur auftrete. Aber da war nichts zu machen. Der verflixte
Köter hat seinen eigenen Willen.« Er wollte sich eine weitere Zigarette
anzünden, aber Christoph hielt ihn davon ab.
    »Wir sollten jetzt gehen«, sagte er und stieg aus.
Missmutig trottete Große Jäger hinter ihm auf den Eingang des Eidergymnasiums
zu. Die Tür war verschlossen, aber wie auf Kommando erschien der Hausmeister.
    »Moin, Harry«, begrüßte ihn Große Jäger jovial. »Ist
dein Boss noch da?«
    Trochowitz zeigte auf ein älteres Herrenrad, das
deutliche Gebrauchsspuren aufwies. »Müsste eigentlich. Sein Drahtesel steht da
noch.«
    »Dann lass uns mal rein.«
    »Wie ich euch kenne, wollt ihr zuerst in meinen
Werkraum gucken. Da habt ihr immer so gemacht«, sagte der Hausmeister.
    »Heute nicht, Harry. Ich glaube, die Bierkiste, die
dort stand, ist inzwischen leer.«
    Trochowitz senkte das Haupt wie ein ertappter Schüler.
Plötzlich blieb Christoph stehen und zeigte auf das Schild an der Tür eines
Klassenraumes. »Ist das die Zehnte?«
    »Von Beethoven?«, lästerte Große Jäger. »Toll. Endlich
haben wir sie gefunden. Bisher waren nur neun bekannt. Und die letzte hat der
Alte auch nicht zu Ende gekriegt.«
    Trochowitz starrte den Oberkommissar mit offenem Mund
verständnislos an.
    »Klassenlehrer der 10 a ist doch Herr Hauffe?«
    »Ja«, antwortete der Hausmeister und zog das »a« dabei
kunstvoll in die Länge. »Warum?«
    »Wo halten die Lehrer sich auf, wenn sie in einer
Freistunde oder nach dem Unterricht noch Arbeiten in der Schule zu erledigen
haben?«
    »Im Lehrerzimmer. Ist doch logisch«, erklärte
Trochowitz. »Der Klassenraum ist voll. Da sitzen die Schüler.«
    »Ich meine, nachmittags, wenn die Kinder nicht mehr im
Hause sind.«
    Der Hausmeister grinste breit. »Dann sind die Lehrer
auch weg.«
    »Nehmen wir an, sie haben noch etwas in der Schule zu
erledigen.«
    Jetzt zuckte der Mann im grauen Kittel die Schultern.
»Keine Ahnung. Vielleicht im Lehrerzimmer. Ich weiß es wirklich nicht.«
    Christoph probierte die Türklinke. Der Klassenraum war
verschlossen.
    »Das ist wegen der Sachen, die da drin sind«, erklärte
Trochowitz. »Hier wird wie sonst was geklaut.«
    Christoph erinnerte sich an die Aussage Nico von der
Hardts, der unbemerkt Ina Wiechers’ Handy aus dem unbesetzten Sekretariat hatte
entwenden können.
    »An dem Tag, als Rebecca Ehrenberg zu Rantzau
überfallen wurde, waren doch Herr van Oy und zwei Lehrer in der Schule.«
    »Ich glaube.«
    »Frau Wieslmayr und Herr Hauffe.«
    Trochowitz sah Christoph mit großen Augen an.
    »Sie haben damals gesagt, der libanesische Junge wäre
um die Schule herumgeschlichen. Das hat auch Herr Hauffe bestätigt. Wo haben
Sie den Jugendlichen gesehen?«
    »Na – vorne. Auf dem Schulhof vorm Haus.«
    Christoph zeigte auf die Tür des Klassenraumes.
»Können Sie die bitte einmal öffnen?«
    Der Hausmeister kramte sein Schlüsselbund hervor,
suchte und murmelte vor sich hin: »Hier ist der Generalschlüssel.«
    Christoph trat ein. Das Zimmer sah wie tausend andere
Unterrichtsräume aus. Die Tische standen in Hufeisenform, und da der Platz
nicht ausreichte, waren in der Mitte weitere Tische aufgestellt. In die hintere
Ecke drückte sich ein Blechschrank, der rund um das Schloss zahlreiche
Kratzspuren aufwies. Es sah aus, als hätten ganze Schülergenerationen versucht,
ihn zu öffnen.
    Die Wände waren mit Kratzern und Farbspuren übersät.
Von der Decke blätterte die Farbe ab, und in den Fensternischen hatten sich
dunkle Flecken von der eindringenden Feuchtigkeit gebildet. Die Tafel an der
Stirnseite war oberflächlich gewischt. Schwach konnte Christoph noch englische
Vokabeln darauf erkennen.
    Den Schülern zugewandt stand der Tisch des Lehrers
etwas abseits. Christoph nahm auf dem Drehstuhl Platz und betrachtete die
Tischplatte, die noch intensiver zerkratzt war als die Pulte der Schüler.
Offensichtlich hatten die Kinder über die Jahrgänge hinweg ihr Vergnügen daran
gefunden, Sprüche und Schimpfwörter in den Lehrerarbeitsplatz zu ritzen.
    Große Jäger und der Hausmeister standen am Eingang und
sahen ihm schweigend zu. Es war still im Raum. Während des Unterrichts wird der
Pädagoge diese Ruhe kaum genießen können, überlegte Christoph und ließ seinen
Blick aus dem Fenster schweifen.
    Im Hintergrund sah man die Treene, Friedrichstadts
Hausfluss, obwohl der Ort damit

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