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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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warb, dass er an der Eider lag. Hier mündete
die Treene. Früher war sie die Grenze zwischen der dänischen und der
niederdeutschen Besiedlung, die sächsischen Ursprungs war. Zu Zeiten der
Wikinger diente sie als Teil des Schifffahrtsweges zwischen Nord- und Ostsee.
Jetzt schimmerte das Wasser zwischen dem dichten Reet, das die Ufer säumte.
Dahinter erstreckte sich die Marsch, die an dieser Stelle aber nicht
landwirtschaftlich genutzt wurde. Es musste ein Paradies für viele Tierarten
sein, die sich in diesem feuchten Areal tummeln konnten.
    Christoph zeigte aus dem Fenster. »Hält sich dort
manchmal jemand auf?«
    »Nee. Eigentlich nicht. Da kriegen Sie nasse Füße.
Manchmal erwische ich Schüler, die sich in der Pause hinters Haus schleichen,
um dort eine durchzuziehen. Aber dahinten – nö. Da latscht keiner längs«,
erklärte Trochowitz eifrig.
    Christoph stand auf. »Danke.«
    »Ach. Dafür nicht«, sagte der Hausmeister und schloss
hinter ihnen ab. Man sah ihm an, dass er die Aktion nicht verstanden hatte,
aber sich auch nicht traute, Fragen zu stellen.
    Kurz darauf traten sie ins Zimmer des Schulleiters.
Van Oy sah irritiert auf. »Guten Tag, die Herren. Sie sehen mich überrascht.«
    »Manchmal erscheinen wir mit Tatütata, ein anderes Mal
auf leisen Sohlen«, erklärte Große Jäger. »Wir haben noch ein paar Fragen an
Sie.«
    Van Oy sah übernächtigt aus. Die Augen lagen tief in
den Höhlen, und dunkle Schatten umrahmten sie. Die gesunde braune Gesichtsfarbe
war einem grauen Schleier gewichen.
    Es bedurfte mehrerer Anläufe, um Trochowitz dazu zu
bewegen, das Büro des Schulleiters zu verlassen. Erst nachdem van Oy ihn
energisch zurechtgewiesen hatte, zog sich der Hausmeister zurück.
    »Es gibt eine Reihe offener Fragen, zu denen Sie uns
etwas sagen können. Ich darf Sie diesmal aber bitten, bei der Wahrheit zu
bleiben«, sagte Christoph.
    Der Schulleiter holte tief Luft. »Sie wollen mir doch
nicht unterstellen, dass ich lüge«, entrüstete er sich.
    »Sie haben uns mehr als einmal angelogen.«
    »Wie verhält es sich mit Ihren Ansprüchen an die
christliche Ethik, die Sie als Schild vor sich hertragen?«, fuhr Große Jäger
dazwischen.
    »Das sind unqualifizierte Anwürfe, die Sie
vorbringen.« Wie bei ihrem früheren Besuch begann van Oy zu schwitzen. Feine
Perlen erschienen auf seiner Stirn.
    »Sie haben uns weiszumachen versucht, dass Sie nicht
genau wissen, wo Ina Wiechers wohnte. Dabei ist es erwiesen, dass Sie die Frau
in ihrer Wohnung in Garding besucht haben.«
    »Das stimmt nicht«, protestierte der Schulleiter
heftig.
    »Sie sollten kooperativer werden. Ihr Leugnen kostet
uns nur Zeit und zusätzlichen Aufwand. Wir nehmen Sie mit auf unsere
Dienststelle und führen eine Gegenüberstellung durch. Es gibt Zeugen, die Sie
einwandfrei identifiziert haben. Ich fürchte, Sie unterschätzen die Polizei.«
    Van Oy blickte gehetzt zwischen Christoph und Große Jäger
hin und her. Dann wischte er sich verstohlen mit einem Taschentuch die
schweißnasse Stirn.
    »Schön«, sagte er kaum wahrnehmbar. »Ich war einmal
vor dem Haus von Ina Wiechers.«
    »Nur einmal?«
    »Es kann auch zwei- oder dreimal gewesen sein.«
    »Was wollten Sie da?«
    »Frau Wiechers war in unserem Kollegium. Sie hat
manche Dinge sehr kritisch beurteilt. Das wollte ich mit ihr besprechen.«
    »Sie fürchteten, die Frau würde der Schulaufsicht
mitteilen, dass an dieser Schule offensichtlich nicht alles mit rechten Dingen
zugeht und manchem Schüler – sagen wir – hilfreiche Unterstützung gewährt wird,
wenn die Eltern durch Spenden die Qualität der schulischen Ausstattung
verbessern.«
    »So können Sie das nicht sagen. Kein Lehrer an dieser
Schule ist bestechlich.«
    »Wie nennen Sie es denn?«
    »Die Kolleginnen und Kollegen haben keine Mühe
gescheut, auch schwächeren Schülern hilfreich unter die Arme zu greifen.«
    »Das wird durch die Schulaufsicht weiter untersucht
werden«, sagte Christoph. »Uns interessiert, ob Ina Wiechers diese
Günstlingswirtschaft so weit gestört hat, dass sie dafür sterben musste.«
    »Um Himmels willen. Nein!« Es war fast ein Aufschrei.
    »Darüber hinaus haben Sie versucht, die Kollegin auch
privat zu bedrängen.«
    Van Oy sah Christoph entsetzt an. »So etwas würde ich
nie im Leben tun.«
    »Ina Wiechers war ungebunden, lebenslustig und einem
gelegentlichen Flirt durchaus nicht abgeneigt.«
    »Davon habe ich bis eben nichts gewusst. Ich bin für
die Schule verantwortlich. Das

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