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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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heftig, dass die Fliege wackelte. »Doch.
Ich hab es aus zuverlässiger Quelle.« Er zwinkerte mit dem rechten Auge. »Du
weißt schon. Ist ja nicht unbekannt, dass Dr. Starke karrieregeil ist. Er will
mit Macht nach oben. Sieht so aus, als müsste er dabei noch eine
Zwischenstation bei euch in Husum einlegen.«
    Das war in der Tat eine wenig erfreuliche Nachricht.
Einen Moment wünschte sich Hilke, sie wäre zu Hause geblieben.
    »Das ist aber noch nicht alles«, wisperte Peter. »Die
Leitung der Kripostelle Husum ist eine Position des höheren Dienstes, also
Kriminalrat.«
    »Und? Sie wird kommissarisch durch Christoph Johannes
wahrgenommen.«
    »Ja. Man erzählt sich, dass der ungern und nur unter
Protest nach Husum gekommen ist. Jetzt soll er wieder zurück. Nach Kiel. Ins LKA .«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Christoph hat sich
gut eingelebt und fühlt sich pudelwohl bei uns.«
    »Mag ja alles sein. Trotzdem wird ein Neuer gehandelt.
Vielleicht sagt dir der Name etwas?«
    Peter tat geheimnisvoll und wartete darauf, dass Hilke
nachfragte.
    »Wer soll es sein?«
    »Lüders heißt der. Kriminalrat in der Abteilung drei.
Staatsschutz.«
    »Nie gehört.«
    »Soll ein merkwürdiger Kerl sein. Zyniker.
Einzelgänger. Aber versteht wohl etwas vom Geschäft.«
    Sie wurden durch eine Gruppe von Männern unterbrochen,
die die Aufmerksamkeit der Anwesenden im Saal auf sich zog. Angeführt vom
Landrat folgten der Bürgermeister und ein dritter Mann im dunklen Anzug.
    »Das ist der Leiter der Polizeiabteilung im
Innenministerium«, raunte Peter ihr ins Ohr. Kurz darauf betrat der
Landespolizeidirektor die Aula. Nicht nur Dank der zwei goldenen Sterne und des
Eichenlaubs war er eine imposante Erscheinung. Der Mann war in der
Landespolizei eine Institution, auch wenn er sich nach der Polizeireform »nur
noch« Leiter des Landespolizeiamtes nennen konnte. Wie ein königlicher
Hofmarschall schritt der oberste Polizist zur Stirnseite der Aula voran, in
angemessenem Abstand gefolgt vom Chef.
    Anhaltender Beifall begleitete Polizeidirektor
Johannes Grothe, der in seiner Uniform mit den drei goldenen Sternen all denen,
die ihn vom Dienst her kannten, fast ein wenig unwirklich erschien. Ohne Hosenträger
und vor allem ohne brennende Zigarre wirkte er fast fremd, auch wenn die
Uniformjacke vor dem Bauch mächtig spannte.
    Wilderich würde jetzt wahrscheinlich eine Wette
anbieten, ob die Knöpfe die Veranstaltung über halten, überlegte Hilke.
    Bei Grothe hatte sich eine kleine rundliche Frau
eingehakt. Mit ihren frisch frisierten Haaren und dem pastellfarbenen Kleid,
das fast bis zur Mitte der Wade reichte, wirkte sie unsicher, als sie
schutzsuchend neben ihrem Mann durch das Spalier schritt. Frau Grothe, die
ebenso bodenständig war wie ihr Mann und das Leben im überschaubaren
Wesselburen liebte, trug ihre Verlegenheit deutlich zur Schau. Die
Bernsteinkette und die cremefarbene Handtasche in der rechten Armbeuge
erinnerten ein wenig an die englische Königin. Nur in der kräftigen Statur
zeigten sich deutliche Unterschiede.
    Das Ehepaar Grothe nahm in der ersten Reihe Platz,
eingerahmt von den anderen Würdenträgern oder denen, die sich selbst dafür
hielten.
    Peter stieß Hilke an, als sich Dr. Starke beinahe unsanft
an anderen Leuten vorbeidrängelte, um ebenfalls einen Stuhl zu ergattern, mit
entrüstetem Gesicht aber nur einen Platz in der zweiten Reihe fand.
    Der Beamte aus dem Innenministerium eröffnete die
Veranstaltung mit einem Grußwort des Ministers und betonte die bedeutende
Rolle, die Johannes Grothe während seiner Zeit bei der schleswig-holsteinischen
Polizei gespielt hatte. Es waren aber eher austauschbare Worte – ein Manuskript
–, in das jeder andere beliebige Name hätte eingefügt werden können.
    Im Unterschied dazu fand der Landespolizeidirektor
sehr persönliche Worte. Man hatte den Eindruck, als müsse er heute von einem
lieben Freund beruflich Abschied nehmen anstatt von einem verdienstvollen
Polizeibeamten.
    Der Landrat würdigte Grothes Verdienste für die
Region. Natürlich klang es so, als wäre es dem Chef allein zu verdanken, dass
sich die Bürger an der Nordspitze Deutschlands sicher vor den Auswüchsen der
Kriminalität fühlen konnten. Es ließ sich nicht vermeiden, dass auch der
Bürgermeister eine Lobeshymne loswerden wollte.
    Nach Hilkes Auffassung wurde es wieder persönlicher,
als der Vorsitzende des Personalrats dem Chef im Namen aller Mitarbeiter der
Polizeidirektion dankte. Er

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