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Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil
Autoren: Anton Gill
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zu sein.«
    Huy schwieg.
    »Er ist ein kluger Mann«, fuhr Ipuky fort, »und so gerissen, wie ein Politiker es sein muß. Aber ein Detektiv ist er nicht.«
    »Ich muß dich etwas fragen«, sagte Huy.
    »Ja?«
    »Ich weiß nicht, ob es dir gefallen wird.«
    Ipuky lehnte sich zurück, faltete die Hände und sah Huy fragend an.
    »Ich muß mehr über dich wissen.«
    Ipukys Gesicht straffte sich. »Wieso ist das nötig?«
    »Du willst, daß ich Iritnofrets Mörder finde.«
    »Ich bin ihr Vater! Findest du das unnatürlich?«
    »Nein. Aber ich könnte mir vorstellen, daß du weißt, was man über dich redet.«
    »Was man über mich redet... «, wiederholte Ipuky trocken. Huy wußte nicht, zu sagen, welche Gedanken hinter diesen Worten standen. Es war lange still, bevor Ipuky fortfuhr. »Was man über mich redet, soll dich nicht kümmern. Ich bin zufrieden, wenn du dir dein eigenes Urteil über meinen Charakter bildest. Was jedoch nicht heißt, daß meine
    Beweggründe dich etwas angingen.« Er stand auf.
    »Da ist noch etwas«, sagte Huy und blieb sitzen.
    Ipukys graue Augen schauten ihn an. »Was denn?«
    »Ich brauche freien Zugang zum Palastgelände. Ich muß überall hingehen können, ohne daß man mich aufhält.«
    Ipuky wedelte mit der Hand. »Sprich mit meinem Quartiermeister. Du kannst meine Livree tragen. Damit ist sichergestellt, daß die Wachen an den Toren dich durchlassen. Ich sage meinem Verwalter, daß ich dich eingestellt habe. Als... « Er dachte einen Moment lang nach, und dann kam ihm ein amüsanter Einfall. »Als Steuerberater. Die Schätzer werden sich nur zu bald mit der Ernte des letzten Jahres befassen; und niemand im Haushalt wird sich darüber wundern, wenn ich einen neuen Steuerberater einstelle. Du kannst also kommen und gehen, ohne daß jemand den wirklichen Grund deiner Anwesenheit ahnt.« Er raffte sein Gewand hoch. »Und jetzt... «
    »Da ist noch eine Sache«, sagte Huy.
    Ipuky setzte sich wieder. »Was?«
    »Ich brauche Zutritt zum Ruhm des Seth.«
    »Was?« fragte Ipuky scharf.
    »Ich muß in das Bordell. Ruhm des Seth.«
    Ipuky lehnte sich zurück. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Huy war verblüfft. Weshalb griff Ipuky zu einer so durchsichtigen Lüge? Ipuky mußte die Frage in seinen Augen gelesen haben, denn er verbesserte sich rasch und fügte hinzu: »Ich weiß nicht, was das mit der Frage, wer Iritnofret ermordet hat, zu tun haben soll.«
    »Laß es mich erklären.«
    »Wenn es sein muß. Du weißt ja offenbar, was für eine Art Etablissement das ist.«
    »Ja.«
    Der große Mann beugte sich vor und verschränkte die Hände, und plötzlich stand ein Ausdruck nackter Sorge in seinem Gesicht. »Du willst doch sicher nicht andeuten, daß meine Tochter... Ich weiß, sie war wild und unbesonnen, aber... «
    »Nein«, sagte Huy beruhigend. »Das glaube ich nicht. Aber es kann einen Zusammenhang geben.« Und er berichtete kurz von Isis.
    »Ich bin nie dort gewesen, und ich weiß nicht, wer da verkehrt; aber das Unternehmen hat mächtige Schutzherren«, sagte Ipuky schließlich mit einem Hauch von Müdigkeit. »Du mußt mir vergeben, daß ich dir keine größere Hilfe bin. Seit einigen Jahren bin ich nicht mehr viel in Gesellschaft. Ich habe lieber Bücher und die Stille um mich. Und überhaupt, welchen Vorwand könnte ich mir einfallen lassen, damit du dort hingehen kannst?«
    »Trotzdem muß ich hinein. Es gibt Fragen, die ich dort stellen muß.«
    Ipuky machte ein verächtliches Gesicht. »Und du glaubst, man wird sie dir beantworten?«
    »Ja, wenn ich dafür bezahle.«
    »Und ich werde die Rechnung für diese Schmiergelder übernehmen?«
    »Ja.«
    Ipuky schüttelte den grauen Kopf. Das matte Gold in seinem Kopfputz schimmerte im Lichte der Nachmittagssonne, die sich darin fing. »Sie werden dir nie etwas sagen. Sie werden dafür bezahlt, daß sie diskret sind. Die Kunden dieses Etablissements sind die mächtigsten Männer und Frauen der Südlichen Hauptstadt. Nicht einmal Haremheb hat es geschafft, es zu schließen.«
    »Es kann sein, daß ich einen Punkt finde, der Haremheb Mittel in die Hand gibt, es doch noch zu schließen. Und wenn ich ihn finde, dann bist du derjenige, der ihn darauf hinweisen kann.«
    »Ich interessiere mich nicht mehr für Politik«, sagte Ipuky, aber er konnte nicht verhindern, daß ein Leuchten in seine Augen trat. »Was du im Ruhm des Seth herausfinden kannst, das würde mich allerdings sehr interessieren. Ich will sehen, was sich machen läßt. Komm
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