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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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schon überall gesucht. Wie gut, dich zu sehen. Sprich, wohin hatte es dich verschlagen?« Er wollte heruntersteigen, doch Vespasian trat auf die erste Sprosse und knurrte ihn an.
    »Ich habe alles gehört, was du meiner Mutter erzählt hast. Du hast mich verraten.«
    Commodus heulte auf, einen Hilferuf sendend. Vespasian schlug sofort gegen seine Hinterläufe und stieß ihn von der Leiter. Doch jemand konnte Commodus gehört haben, jetzt eilte die Zeit.
    »Wir müssen gehen, Commodus. Sofort.«
    »Nirgendwohin gehe ich mit dir! Deine Tage sind gezählt. Und jetzt werde ich wieder heulen, und du kannst nichts dagegen tun.« Doch, das konnte er. Kämpfen. Allerdings wollte Vespasian dies nur riskieren, wenn es nicht mehr anders ging. Aber er hatte während seiner Zeit in der Dunkelheit nachgedacht, und es war nun genug Düsternis in ihm, um den Plan durchzuführen.
    »Tu es nur, alter Freund, und du wirst genauso tot sein wie ich. Zwei Verräter, derer sich entledigt werden muss.« Er hinderte Commodus nicht, als dieser zum Heulen ansetzte.
    Genau das ließ diesen unsicher werden. Commodus entschied sich, vorerst doch nicht um Hilfe zu rufen.
    »Du willst ihm Lügen über mich auftischen, Vespasian? Grarr würde sie dir auf keinen Fall glauben!«
    »Ich würde ihm erzählen, wie wir beide Sylvios Leiche vor ihm in Sicherheit gebracht haben.«
    »Was für ein Unsinn!«
    »Wer anderes soll einen solchen Frevel begangen haben als der Verräter Vespasian? Der die Leiche doch in Grarrs Auftrag finden sollte? Und alle Zeit für die Tat hatte. Aber wenn ich es war, was ist dann mit dir? Du warst doch die ganze Zeit bei mir! Dann bist du Teil des Verrats.«
    »Niemals wird er das glauben!«, sagte Commodus. Doch er heulte immer noch nicht auf.
    »Vielleicht erinnere ich Grarr auch daran, dass wir als Erste dort ankamen, wo Laetitia die beiden Hunde verloren hatte, welche unerlaubt in unser Dorf eingedrungen waren. Alle anderen kamen erst deutlich später. Grarr fand es immer schon merkwürdig, dass wir sie nicht erwischt haben. Nun wird er sich sicher sein, dass die Verräter Laetitia, Vespasian und Commodus den Hunden die Flucht gemeinsam ermöglichten.«
    »So ein Unsinn! Aus welchem Grund sollten wir das denn getan haben?«
    Darüber hatte Vespasian nicht nachgedacht, doch es erforderte nur wenig Fantasie, um sich Grarrs Gedanken vorzustellen. »Weil sie uns später helfen sollen, Grarr zu stürzen. Dafür braucht man schließlich Verbündete, oder? Das war doch alles dein Plan, Commodus. Alle wissen, dass du klüger bist als ich.«
    Commodus sagte nichts, starrte Vespasian nur an, als hätte er ihn noch nie zuvor gesehen. Vespasian setzte nach, während er darauf horchte, ob jemand den Ruf des alten Freundes gehört hatte und sich näherte. »Am meisten wird Grarr aber darüber enttäuscht sein, dass du ihn nicht frühzeitig vor dem Feuer der Zweibeiner gewarnt hast. Dabei hast du dies natürlich kommen sehen, als höchstgelegener Beobachtungsposten. Aber du wolltest unseren Mitverschwörerneinen zeitlichen Vorsprung geben. Du könntest jetzt natürlich behaupten, du hättest es einfach verschlafen, weil deine Schicht so lang war und die Ablösung nicht kam. Aber wer sollte dir das nach so viel Ungereimtheiten noch glauben?«
    »Ich habe wirklich geschlafen!«
    »Natürlich hast du das.«
    Gerade als Commodus in sich zusammenfiel und die Kraft seine Augen verließ, schien ihn ein Gedanke wie ein Blitz zu durchzucken. Sein Rücken wurde wieder gerade, sein Maul wieder feucht.
    »Aber ich habe dich verraten !« Er schien stolz darauf zu sein.
    »Natürlich, um deinen Kopf zu retten, weil du so tief mit drin steckst. Du hast gerade so viel verraten wie nötig, aber ohne etwas Wichtiges über unsere Pläne preiszugeben.«
    »Ich weiß von keinen Plänen! Was soll das?«
    »Ruf Grarr, mach schon. Ich hindere dich nicht.« »Was willst du?«
    Vespasian wollte Antworten. Er wollte wissen, was seine Feinde im Schilde führten. Nun waren es nicht mehr die Menschen, welche es zu besiegen galt. Nun waren es die stärksten Wölfe seines Rudels.
    »Komm mit mir zur Höhle der Mutter. Oder ich sorge dafür, dass Grarr auf der Stelle eintrifft.«
    Die verzweifelte Suche nach einem Weg aus der Misere jagte über Commodus’ Gesicht, zog seine Schnauze mal in diese, mal in jene Richtung, ließ seine Augen zucken und die Ohren sich heben. Doch die Suche fand keinen Halt, keinen Kristallisationspunkt, an dem sie zu einer Idee werden

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