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Tod & Trüffel

Titel: Tod & Trüffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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zurückzugewinnen. Das war er ihnen schließlich schuldig, für all die guten Jahre.
    »Wie schalten wir die Wölfe am besten aus? Schnell und heftig muss es sein!«, hörte Niccolò den hinter ihm stehenden James Dean sagen. Der Boxer zog hektisch an den Fetzen seines Lederwamses, damit dieses wieder ungefähr an der richtigen Stelle saß, und leckte die verschmutzten Nieten blank. Es war seine Rüstung, dachte Niccolò, James Dean wappnete sich. Er und die anderen wollten definitiv zurück, sie hatten gute Gründe zu kämpfen. Ihre Menschen lagen nicht tot am Hang.
    »Die Wölfe haben sich mit den Wildschweinen starke Verbündete geholt. Das können wir doch auch, nicht wahr, Niccolò?«, fragte Blitz.
    »Ja?«, sagte Niccolò und drehte sich um. »Wen denn?« »Kaninchen«, sagte Blitz. »Ich kenne viele von denen, die mögen mich.«
    »Ja, klar«, warf James Dean ein. »Weil du zu langsam bist, um sie zu fangen! Wie sollen Kaninchen uns denn helfen? Sollen sie die Wölfe tothoppeln?«
    »Eulen!«, schlug Franca vor. »Sie können nachts sehen und sind mächtig groß für Vögel. Die helfen uns bestimmt.«
    »Warum sollten sie?«, fragte Niccolò und erntete Schweigen. Niemand sprach, deshalb tat er es schließlich. »Sie haben keinen Grund. Ihnen wurde nichts weggenommen, und schuldig sind sie uns auch nichts. Warum sollten sie für uns ihr Leben riskieren?«
    »Katzen«, sagte Knorpel. »Die haben immer was zu essen bei mir geschnorrt.«
    »Meine Güte«, rief Niccolò. »Habt ihr mal nachgezählt, wie viele Katzen in letzter Zeit hier rumgelaufen sind? Ich sag es euch: keine einzige. Die sind abgehauen, dahin, wo Menschen sind, die ihnen Futter geben, wenn sie an der Tür kratzen. Es ist ihnen völlig egal, wo das ist. Sonst noch Vorschläge?«
    Niccolò sah den Steinmarder, der durch das hohe Gras strich, doch beachtete ihn nicht weiter. Solange er keinen blöden Vorschlag von sich gab, konnte er rumstreunen, wo er wollte. Wahrscheinlich war er auf der Suche nach Kaninchen, Fröschen oder Insekten.
    »Schweine und Ziegen?«, fragte Beppo, mehr als zögerlich. »Ich meine, die lebten schließlich auch bei unseren Menschen.«
    »Und wurden von ihnen aufgefressen, genau«, sagte Niccolò und vergrub sein Haupt unter den Vorderpfoten. »Die übrigen haben mittlerweile die Wölfe verschlungen.« Er schaute wieder auf. »Kann man übrigens prima von hier oben aus sehen.«
    Der Marder kam näher. Doch Niccolò bemerkte ihn nicht, denn er war wütend. Über ihre Hilfosigkeit. Und über sich selbst, weil er keine Lust mehr auf eine Schlacht hatte.
    »Ratten«, rief Blitz hektisch. »Die brauchen Menschen. Ohne Menschen keine Abfälle, und ohne Abfälle haben sie nichts zu futtern. Die werden uns helfen, bestimmt, und es gibt viele von denen, verdammt viele, hab ich selbst gesehen, und ihre Zähne sind scharf wie Rasierklingen. Die machen die Wölfe fertig, da bin ich mir ganz sicher!«
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte Franca, die schon eine ganze Zeit am Abhang stand und sehnsüchtig auf den Friseursalon von Signorina Elisabetha blickte. »Da ist Giacomo! Warum hat er denn nicht gesagt, dass er ins Dorf geht? Er hätte mir doch meine Pferdehaarbürste mitbringen können.«
    Niccolò sprang zur Felskante und sah Giacomo mit einer Leibgarde Wölfe über die Piazza schreiten. Der alte Trüffelhund ging voraus wie ihr Anführer, sie folgten ihm. Er war beim Feind. Keinen einzigen der Wölfe schien das irgendwie zu wundern.
    Was für ein Spiel trieb er?
    Wie konnte er ihn nur so hintergehen?
    Als Niccolò sich umdrehte, sprangen zwei Marder zeitgleich aus dem Gras. Die flinken Raubtiere nahmen sich die ihnen am nächsten stehenden Hinterläufe vor. Sie gehörten Beppo und Knorpel. Blitzschnell fletschten die Hunde ihre Zähne, stürzten sich auf die Angreifer. Die Marder würden keine Chance haben, dachte Niccolò. Warum attackierten sie dann?
    Die Antwort kam aus dem Himmel und vom Hügelkamm. Von oben stürzten kreischend vier Krähen herab, ihre spitzen Schnäbel suchten die Augen der Hunde. Vom Hang kamen sechs Wölfe heruntergerannt.
    Es war eine Falle!, durchzuckte es Niccolò, der den Angriff einer Krähe abzuwehren versuchte, deren Schnabel immer wieder Richtung Schädel schoss. Er und seine Freunde würden hier nicht lebend herauskommen. Sobald die Wölfe eintrafen, wäre es vorbei.
    »Flieht!«, brüllte er. »Zu den Menschen. Nicht zurückschauen. Nur rennen!« Er spurtete los. Die anderen folgten ihm.
    Die

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