Tod an der Ruhr
Uniformrocks. »Ich wollte sie mal mit dem Aushang in der Gaststube vergleichen.«
»Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen, Herr Polizeisergeant«, entgegnete Küppken ärgerlich.
»In den Gasthöfen, Wirts- und Kaffeehäusern ist in den öffentlichen Gaststuben ein vom Wirte verfasster und von der Ortspolizeibehörde genehmigter Preiszettel für Essen, Getränke, Logis und alle übrigen vom Wirte angebotenen Gegenstände anzuschlagen«, leierte Grottkamp herunter.
»Ach, den Anschlag meinen Sie.« Küppkens Stimme klang erleichtert. Hastig stand er von seinem Stuhl auf, bahnte sich energisch einen Weg durch die Zecher bis zur Wand neben der Küchentür, riss einen dort angehefteten Zettel ab und schwenkte ihn durch die rauchgeschwängerte Luft der Gaststube, während er zu Grottkamp zurückeilte.
Er war noch nicht ganz beim Polizeidiener angekommen, als er zu lesen begann: »Eine Quart Bier – zwei Silbergroschen. Ein Krug Bier zu einer halben Quart – ein Silbergroschen. Ein Glas klarer Branntwein – acht Pfennige. Ein Glas Bitter – acht Pfennige. Ein Glas Kümmel – zwei Silbergroschen. Eine Portion Kaffee – drei Silbergroschen und sechs Pfennige. Eine Tasse Kaffee – ein Silbergroschen. Ein Brötchen mit Käse – ein Silbergroschen.«
»Schon gut, Küppken, hören Sie auf! Aber hängen Sie den Preiszettel ab jetzt irgendwo auf, wo Ihre Gäste ihn auch sehen können, und nicht mehr dahinten in der Ecke.«
»Kann ich sonst noch was für Sie tun?«, fragte der Klumpenwirt schmollend.
»Ich würde gerne auch die Aushänge in den Gästekammern sehen«, entgegnete Grottkamp ungerührt.
Hubertus Küppken lief rot an. Die umstehenden Zecher und die in der Nähe sitzenden Gäste beobachteten neugierig den Wirt und den Polizeidiener, die sich wie zwei Duellanten gegenüberstanden. Küppken wies auf den Zettel, den er von der Wand gerissen hatte: »Hier stehen auch die Übernachtungspreise drauf. Hier, sehen Sie doch!«
Grottkamp kannte auch den zweiten Absatz der Regierungsverordnung zu Einführung von Preiszetteln in den Gasthöfen auswendig und rezitierte ihn langsam und jede Silbe überdeutlich betonend: »Auf jedem Logis-Zimmer ist an einem in die Augen fallenden Ort ein ebenfalls von der Ortspolizeibehörde genehmigter Zettel über den Preis der Logis anzuheften.«
Hubertus Küppken wusste, dass er verloren hatte. Grottkamp konnte ohne Zweifel, wenn er es für richtig hielt, eine Polizeistrafe verhängen. Jetzt ging es dem Klumpenwirt nur noch darum, den drohenden behördlichen Griff in seinen Geldbeutel irgendwie abzuwenden.
»Aber, Herr Polizeisergeant«, jammerte er. »Es kann natürlich sein, dass in der einen oder anderen Kammer der Aushang abhanden gekommen ist. Eigentlich hängt schon in jedem Logiszimmer ein Preiszettel, aber manchmal verschwinden diese Dinger einfach. Weiß der Himmel, wo sie hinkommen. Ich wollte gerade morgen mal wieder alle Kammern überprüfen und fehlende Aushänge ergänzen.«
»So, morgen wollten Sie das tun?« Grottkamp zog die Augenbrauen hoch. »Kommen Sie, setzen wir uns da vorne an den Tisch. Ich will mit Ihnen reden.«
»Worüber denn noch?«, fragte Küppken mit weinerlicher Stimme.
»Nun kommen Sie schon!«
»Lassen Sie mich noch gerade die Grete aus der Küche holen, damit sie bedient, solange ich mit Ihnen spreche«, bat Hubertus Küppken.
Grottkamp nickte. Als der Klumpenwirt in der Küche verschwunden war, schlenderte er durch das Lokal und musterte die Gäste. Die wenigen Sterkrader, die hier waren, grüßten ihn höflich, die meisten anderen wichen seinem Blick aus. So manche zwielichtige Gestalt hätte er an einem anderen Abend gern überprüft, aber im Moment zog er es vor, sich in aller Ruhe an einen freien Tisch in der hinteren Ecke des Schankraumes zu setzen.
Margarete Sander und Hubertus Küppken traten, aufgeregt miteinander redend, aus der Küchentür. Als der Wirt den Polizeidiener entdeckte, beeilte er sich, zu ihm an den Tisch zu kommen.
»Soll die Grete Ihnen etwas zu trinken bringen?«, fragte Küppken, während er sich setzte.
Grottkamp schüttelte den Kopf.
»Eventuell ließe sich die Überprüfung der Gästekammern um einen Tag verschieben«, sagte er und bemühte sich um ein freundliches Lächeln.
»Das wäre nett von Ihnen, das wäre überaus nett.«
»Dann erzählen Sie mir doch mal, was hier zwischen dem Hammerschmied Julius Terfurth und Ihrer Schankmagd Margarete Sander gelaufen ist!«
Küppken versuchte, ein
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