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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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Lueg und Jacobi heran. Dann setzten die vier sich zusammen um den runden Salontisch, wo Sterkrades Gemeindevorsteher Carl Overberg wieder das Wort ergriff. Die drei Hüttenchefs Louis Haniel, Hugo Jacobi und Carl Lueg lauschten ihm aufmerksam.

    Carl Tiefenbach hatte die Wahrheit gesagt – zumindest was die Zeit bis kurz nach zehn am vergangenen Sonntag anging: Er hatte bereits am Nachmittag begonnen, sich volllaufen zu lassen, und etwa um viertel nach zehn, als der Wirt sein Lokal schließen wollte, war er völlig betrunken als einer der letzten Gäste durch die Tür der Schnapsschänke hinaus auf die Dorstener Straße getorkelt.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatten mehrere Saufkumpane und der Wirt die Geschichte bestätigt, die Tiefenbach dem Polizeidiener erzählt hatte. Dass Julius Terfurths ehemaliger Hebler tatsächlich den Sonntag in der Schänke verbracht hatte, war von Grottkamp allerdings auch nicht ernsthaft in Zweifel gezogen worden. Fraglich erschien ihm dagegen, ob der junge Mann sich an jenem Abend von der Dorstener Straße aus geradewegs auf den Heimweg gemacht hatte, oder ob er vielleicht doch das Haus des Kranführers Huckes erst kurz vor Mitternacht erreicht hatte.
    Grottkamp kam zu dem Schluss, dass diese Frage in der Schnapsschänke nicht zu klären war. Es gab also keinen Grund für ihn, sich auch nur eine Minute länger dem Lärm und dem Gestank in der Schankstube auszusetzen. Entschlossen bahnte er sich seinen Weg zur Tür. Als er sie fast erreicht hatte, entdeckte er, umringt von einer Horde johlender, junger Kerle, die beiden koketten Frauenzimmer, die ihm bereits am Montag im Gasthaus »Zum dicken Klumpen« aufgefallen waren.
    Er hatte Küppken doch aufgetragen, diesen zweifelhaften Weibspersonen auszurichten, dass er sie überprüfen werde, falls sie ihm noch einmal über den Weg laufen sollten! Für einen Augenblick war er versucht, die beiden Frauen zu übersehen und auf schnellstem Weg die Schnapsschänke zu verlassen. Doch es gehörte zu Grottkamps Grundsätzen, eine angedrohte Maßnahme unter allen Umständen durchzuführen. Nur so, davon war er überzeugt, ließ sich seine polizeiliche Autorität aufrechterhalten.
    Wie er es vorhergesehen hatte, gaben die beiden Frauen bei der Überprüfung an, in Sterkrade Arbeit zu suchen. Ihre Gesindebücher konnten sie nicht vorlegen. Sie waren angeblich verloren gegangen. Auch diese Ausrede hatte Grottkamp erwartet. Ein Gesindebuch gab nicht nur lückenlos Auskunft über den Werdegang von Magd oder Knecht, es enthielt auch die von den Herrschaften ausgestellten Beurteilungen. Wer sich in einem früheren Dienstverhältnis als unzuverlässig erwiesen hatte, oder wer vertuschen wollte, dass er schon seit längerem ohne Stellung herumvagabundierte, verlor deshalb mit Vorliebe sein Gesindebuch.
    Die beiden Frauenzimmer waren reif für eine Nacht im Polizeigefängnis. Begleitet von den Flüchen der jungen Arbeiter und von mancher unverhohlenen Drohgebärde, schob Grottkamp sie aus der Schnapsschänke. Zunächst keiften und zeterten sie lauthals. Auf dem Weg die Hüttenstraße hinunter beruhigten sie sich allmählich, trotteten zuletzt schweigend und mit hängenden Köpfen vor dem Polizeidiener her und ließen sich widerstandslos in den Pitterkasten führen.
    Dort saßen sie jetzt, die eine auf der Pritsche in der linken Zelle, die andere auf der Pritsche in der rechten Zelle. Beide hatten sie ein Bein über das andere geschlagen.
    Grottkamp entzündete zwei Wachslichter, stellte sie neben die Pritschen und betrachtete anschließend seine beiden weiblichen Gefangenen durch die offen stehenden Zellentüren. Er selbst stand im Dunkeln an der gegenüberliegenden Wand des Pitterkastens und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war überzeugt davon, dass diese Weibspersonen mit Absicht ihre Flanellkleider so hoch gerafft hatten, dass fein gewebte Strümpfe und die Spitzen weißer Unterkleider zum Vorschein kamen.
    Beide Frauen hatten nur ein paar Groschen in ihren Taschen gehabt. Damit waren sie in Grottkamps Augen der Landstreicherei überführt. Den Tatbestand der Lohnhurerei musste man wohl ebenfalls als gegeben annehmen. Dass es den ebenso mittellosen wie koketten Frauenzimmern offenbar weder an Speis und Trank mangelte noch an Logiermöglichkeiten, konnte nur bedeuten, dass sie sich von Männern aushalten ließen.
    »Was haben Sie denn jetzt mit uns vor, Herr Sergeant?« Die Stimme der Frau klang schmeichelnd.
    Martin Grottkamp antwortete nicht. Er

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