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Tod auf Bestellung

Tod auf Bestellung

Titel: Tod auf Bestellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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die Reise unmöglich vorher mit Mr High absprechen. Aber wenn er zögerte, würde er mindestens einen Tag verlieren. Er konnte Mr High eine Mail schicken, sodass sein Chef informiert war, sobald er das nächste Mal seinen dienstlichen Account abrief – ob das nun am Wochenende geschah oder erst beim nächsten offiziellen Dienstbeginn. Und heute Abend blieb immer noch Zeit genug, das Dinner ohne allzu große Hast abzuschließen und Maria nach Hause zu bringen.
    »Okay …«, murmelte Cotton und ging zum Tisch zurück, während er gleichzeitig am Handy das Ticket buchte und die Formulare für den Reiseantrag heraussuchte.
*
    Randolph Clegg war Mitte dreißig. Er stand unrasiert und im Morgenmantel im Türrahmen, als Cotton am späten Samstagvormittag bei ihm klingelte. Sein halblanger blonder Haarschopf war strubbelig und verdeckte kaum die Geheimratsecken. Er starrte auf Cottons Ausweis, während Cotton im Hintergrund Kinderstimmen und Geschirrgeklapper hörte.
    »Was ist los, Randolph?«, fragte eine Frau, die im Durchgang zur Küche stand.
    »Die Polizei noch mal«, erwiderte Randolph Clegg. »Wegen meines Bruders.«
    »Dann hoffe ich nur, sie haben endlich die Verbrecher erwischt, die den armen Kerl so zugerichtet haben!«
    Clegg sagte nichts dazu. Er führte Cotton durch eine andere Tür in ein kleines Wohnzimmer mit grünen Polstermöbeln im Neo-70er-Stil. »Kommen Sie herein«, sagte er dabei. »Es tut mir leid. Ich dachte, Sie wären nur wieder einer von diesen Schmierfinken, der einen Vorwand gefunden hat, Dreck über meinen Bruder auszukippen.«
    »Dreck?«, fragte Cotton.
    »Nun«, sagte Clegg. »Sie haben nach Organspenden gefragt. Und mein Bruder hat jedem erzählt, wie er seinen Führerschein mit dem Organspendervermerk umgetauscht hat. Er wollte der Welt nichts mehr schenken, nachdem man ihm alles genommen hatte. Ich dachte, Sie wollten eine Geschichte daraus machen … was für ein schlechter Mensch Jason war und so weiter. Dabei hat er nur die Trennung von Christine nicht verkraftet.«
    »Er hat seinen Führerschein getauscht, um seine Spendenwilligkeit zu widerrufen?« Cotton war überrascht. »Jason Clegg hatte einen separaten Spenderausweis bei sich, als er starb.«
    »Wirklich?« Clegg horchte auf. »Vielleicht hat er sich den später neu besorgt. Umso trauriger, dass er ausgerechnet jetzt ermordet wurde, wo er anscheinend seinen Weg zurück in die Welt gesucht hat.« Clegg schaute Cotton an. »Wissen Sie, mein Bruder war ein guter Mensch, was immer Sie über ihn gehört haben. Ein guter Vater. Die Scheidung hat ihm das Herz gebrochen.«
    »Ja«, sagte Cotton. »Sie wussten also nichts von der Organentnahme?«
    Clegg blickte ihn an. »Nein. Die Klinik hat mir einen ganzen Stoß Papiere geschickt. Ich habe nicht alles durchgesehen. Ich wollte morgen losfliegen und mich um Jasons Beerdigung kümmern. Warum fragen Sie danach? Hat diese Organspendersache etwas mit dem Fall zu tun?«
    »Bis jetzt haben wir keinen Hinweis darauf«, antwortete Cotton diplomatisch. »Aber ich überprüfe die Sache.«
*
    Wieder auf der Straße, zückte Cotton sein Handy. Er fragte sich, ob Sarah Hunter an einem Samstag am Arbeitsplatz war, doch schon nach dem zweiten Klingeln hob sie ab.
    »Cotton hier«, sagte er. »Können …«
    »Cotton«, fiel sie ihm ins Wort. »Was für ein Zufall, dass Sie anrufen. Ich musste gerade an Sie denken. Ich habe da ein paar Ergebnisse, die Sie interessieren dürften. Kommen Sie heute noch rein?«
    »Ich bin in Seattle. Ich habe mich vergangene Nacht an einen Zeugen erinnert, der uns möglicherweise helfen kann.«
    »Seattle?« Hunter stutzte. »Nun, wie auch immer. Ihre Theorie gestern Nachmittag hat mir keine Ruhe gelassen. Ich bin die Unterlagen der Opfer noch einmal durchgegangen, alles, was für eine Organspende von Bedeutung ist. Dabei habe ich festgestellt, dass es bei den letzten beiden Opfern große Übereinstimmungen gibt. Sie haben ein ähnliches Spenderprofil, und ein sehr seltenes noch dazu.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Cotton.
    »Ich weiß es noch nicht«, erwiderte Hunter. »Vorerst ist es nur ein bemerkenswerter Zufall. Ich habe mir die Freiheit genommen und in den einschlägigen Datenbanken ein bisschen genauer nachgeforscht. Es ist nur ein einziger weiterer potenzieller Spender registriert, dessen Phänotyp dem der Toten in etwa entspricht. Ein gewisser Peter Warren aus Portland.«
    »Portland«, wiederholte Cotton nachdenklich. »Das liegt ja fast um die Ecke.

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