Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
gefunden habe.«
»Aus welchem Jahr waren die?«
»Sie wurden kurz vor dem Zweiten Weltkrieg angefertigt.«
Berger leuchtete die Wände der Grotte ab. »Sehen Sie mal, dahinten
ist eine Treppe aus Beton.«
Darüber waren alte Baulampen montiert, wie es sie auch in Bunkern
aus der Kriegszeit gab. Sie schwammen zur Treppe und stiegen ein paar Stufen
hoch ins Trockene.
»Würden Sie mich jetzt mal bitte aufklären?«, forderte Berger.
»Gern.« Crasaghi grinste ihn frech an. »Wenn im Mai die Bienchen –«
»Okay«, unterbrach ihn Berger. »Das mag für Ihren Novizen da oben
neu sein, aber ich weiß bestens Bescheid.«
»Was wollen Sie hören?«
»Was wir hier machen!«
»Sie selbst haben mir gestern erzählt, dass es die Deutschen
irgendwie geschafft haben, ihre U-Boote auf Cabrera mit Penizillin zu beladen.
Ich habe mich darüber mit meinem Amtsbruder unterhalten, und er machte mich auf
die Pläne in seiner Bibliothek aufmerksam. Da wurde ich neugierig.«
Berger fühlte sich überrumpelt. »Und nun wollen Sie hier einen auf Höhlenforscher
machen?«
»Ja, natürlich.«
»Vergessen Sie es, Exzellenz. Dafür sind wir gar nicht ausgerüstet.
Außerdem gehe ich ohne ein Gasspürgerät nicht tiefer in so eine Höhle rein.«
»Nun seien Sie doch kein Hasenfuß.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich. Ich bin nur vernünftig. Das wissen
Sie auch. Lassen Sie uns aus Santanyí die entsprechenden Gerätschaften holen
und morgen etwas besser vorbereitet loslegen. Dann müssen wir auch nicht mehr
nach dem Einstieg suchen.«
Crasaghi schien etwas eingeschnappt, aber er folgte Berger, der sich
wieder auf den Weg zum Höhlenausgang machte.
***
Mira schaute immer ungeduldiger auf die Uhr. Die Zentrale hatte ihr
einen Rückruf bis spätestens Mittag versprochen. Jetzt war es schon sehr viel
später, und es tat sich noch immer nichts. Im Gegenteil, wenn sie dort anrufen
wollte, kam seltsamerweise keine Verbindung mehr zustande. Sie setzte über
Internet eine E-Mail mit der Bitte ab, dass man sich doch umgehend bei ihr
melden möge.
Besorgt sah sie zum Himmel. Sturm war für heute zwar nicht angesagt,
aber der Südwind sollte bis auf acht Windstärken auffrischen. Mira betrachtete
die schlafende Fatma. Unter dem schützenden Felsvorsprung ging es ihnen so weit
gut. Die See war bisher auch spiegelglatt gewesen, aber das würde sich schlagartig
ändern, wenn der Wind erst einmal richtig loslegte. Sie mussten ihren Platz
räumen, um dann nicht unter den Felsen gedrückt und eventuell sogar zerdrückt
zu werden. Sie selbst könnte sich in diesem Fall vielleicht retten, für Fatma
wäre es der sichere Tod. Außerdem bereiteten Mira die beiden Angreifer
Bauchschmerzen. Wir haben ihre Leichen gefunden, erst die drei beim Riff und
dann auch noch, in dem neuen Versteck, den Fischer, dachte sie. Uns wollen sie,
aus welchem Grund auch immer, danebenhängen. Fatma haben sie bereits zum
Krüppel geschossen, so gehandicapt sind wir eine leichte Beute.
Sie suchte mit ihrem Feldstecher das Meer ab. Schon seit einiger
Zeit beobachtete sie eine große, moderne Llaut 38. So ein Mist, wenn die doch
nur verschwinden würde, dann könnten wir in See stechen. Draußen auf See wären
wir beide erheblich sicherer.
In diesem Augenblick beobachtete sie, wie die beiden Taucher wieder
an Bord stiegen. »Sehr gut«, murmelte sie. »Vielleicht fahrt ihr ja bald wieder
nach Hause, wo ihr hingehört.«
Nachdem der Entschluss gefasst war, die Bucht zu verlassen, überlegte
sie, wie sie Fatma sichern konnte. Kurz entschlossen griff sie sich eine der
Schwimmwesten und zog sie der Schlafenden vorsichtig an. Sie band noch einen
Rettungsring an die Weste, damit sie etwas zum Festhalten hatte, wenn sie
schwimmen müssten.
Mira war so auf ihre Arbeit konzentriert, dass sie es versäumte, das
Wasser um ihr Boot zu kontrollieren. So bemerkte sie die verräterischen
Luftblasen nicht, die sich von See her ihrem Schlauchboot näherten. Erst als es
plötzlich an einer Stelle, dann nach und nach überall um sie herum zischte,
ahnte sie, dass das wohl der finale Angriff der beiden feindlichen Taucher
werden sollte. Sie griff nach ihrer Pistole, drückte sich dicht an den
Steuerstand und wartete ab.
»Da könnt ihr lange warten«, murmelte sie verbissen, ihre Waffe im
Anschlag. »Fahren kann ich mit dem Ding nicht mehr, doch es dauert, bis so ein
Zodiac untergeht. Ihr müsst schon an Bord kommen.« Sie erhob sich kurz und
drehte den Rückspiegel am Steuerstand
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