Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Carmen zögerlich:
»Was ist, wenn das U-Boot des Señor Residente etwas mit dem Verschwinden der
Gesuchten zu tun hat?«
Berger hob interessiert den Blick. »Du meinst, dass es sich um
Kampftaucher einer islamischen Nation handeln könnte, die sich gar nicht auf
der Insel selbst aufhalten, sondern vom U-Boot aus operieren?«
Carmen nickte verlegen.
García Vidal schaute die beiden besorgt an. »Also, wenn wir dem Untersuchungsrichter
mit dieser durchgeknallten Nummer kommen, steckt der uns, ohne mit der Wimper
zu zucken, in die Klapse. Das ist euch doch wohl klar, oder?«
Sie nickten.
»Da gehören wir aber nicht hin«, wehrte Berger ab. »Da haben sie
keinen Cortado.«
»Apropos.« García Vidal wandte sich an Berger. »Was gedenken Sie
heute noch zu tun?«
»Da wir uns von Mutter Kirche einen Steuermann ausgeliehen haben,
werden wir noch ein wenig schnorcheln gehen. Vielleicht finden wir das
verlorene Schlauchboot oder andere Dinge, die uns auf die Sprünge helfen
könnten. Wenn Sie etwas Wichtigeres für uns zu tun haben, dann raus mit der
Sprache.«
Der Comisario schüttelte den Kopf. »Nein, im Augenblick nicht. Aber
es ist beruhigend zu wissen, ein Dream-Team wie das Ihre in Reserve zu haben.«
6
In Colonia Sant Jordis Calle de Goya war der Teufel los. Nachdem
Rettungswagen und Notarzt unverrichteter Dinge wieder abgerückt waren, bevölkerten
nach und nach immer mehr Leute der Policía Nacional das kleine Haus des alten Pepe Álvarez alias Großvater Pepe, wie halb Colonia
Sant Jordi den alten Mann liebevoll genannt hatte.
Andrea Bastos übernahm die Befragung der Großnichte des Toten, die
diesen in seinem Bett liegend vorgefunden hatte. Die junge Frau weinte sich
fast die Augen aus dem Kopf.
»Ich verstehe das nicht. Der Doktor hat gesagt, es gehe ihm wieder
gut, er brauche aber viel Ruhe. Er hat ihm eine Spritze gegeben, damit er
mindestens sechs Stunden schlafen würde. So lange sollte Opa absolute Ruhe
haben.«
»Wer hat den Arzt gerufen?«
»Keine Ahnung. Ich nehme an, dass mein Großonkel selbst angerufen
hat. Ich kam her, um ihn zu fragen, ob wir ihm etwas vom ›Eroski‹ mitbringen
sollen, dem Supermarkt hier am Platz. Da war der Arzt schon da.«
»Haben Sie noch mit Señor Álvarez sprechen können?«
»Nein.«
»Was geschah dann?«
»Ich bin einkaufen gegangen und später, nachdem fünf von den sechs
Stunden um waren, wieder hergefahren und habe gewartet. Als er nach sieben
Stunden noch immer nicht wach war, bin ich rein, und da lag er tot in seinem
Bett.«
»Kam Ihnen irgendetwas an dem Arzt komisch vor?«
Sie überlegte kurz. »Nein. Das war ein ganz normaler Arzt.«
»Kannten Sie ihn denn?«
»Nein. Was mich aber schon ein wenig gewundert hat, war die Tatsache,
dass Opa Pepe überhaupt einen Arzt gerufen hatte. Er hat doch immer geprahlt,
er sei noch nie in seinem Leben bei einem Arzt gewesen. Das sei der Grund für
seine gute Gesundheit.«
Bastos wurde hellhörig. »War der Arzt mit einem Notarztwagen hier?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre mir mit Sicherheit aufgefallen.
Das sind doch diese gelben Autos, oder?«
Bastos nickte. Er überflog kurz seine Notizen. »Sie sind also ganz
normal zur Eingangstür reingekommen?«
»Ja.«
»Ist Ihnen da irgendetwas aufgefallen? Einbruchsspuren vielleicht?«
»Nein, tut mir leid. Aber haben Sie hinten schon mal nachgesehen? Es
gibt noch eine Tür zum Hof.«
Gemeinsam gingen sie nach hinten. Bastos sah auf den ersten Blick,
dass es für einen Profi ein Kinderspiel wäre, so eine Tür ohne jegliche
Einbruchsspuren zu öffnen.
Sie sah ihn forschend an. »Aber sagen Sie mal, wenn Sie mich das alles
fragen: Ist Opa Pepe denn keines natürlichen Todes gestorben?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, ich bin ja kein Arzt. Können wir
bitte noch mal zurück ins Schlafzimmer gehen? Vielleicht fällt Ihnen dort etwas
auf, was anders als sonst ist. Vorhin, als Sie die Leiche fanden, hatten Sie
mit Sicherheit keinen Blick dafür.«
Sie willigte ein und führte ihn ins Schlafzimmer. Man merkte ihr
deutlich an, dass sie sich sehr überwinden musste, ihrem toten Großonkel erneut
gegenüberzutreten. Als sie jedoch sah, wie friedlich er in seinem Bett lag,
erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. »Er hatte, glaube ich, ein sehr schönes
Leben.« Sie stutzte plötzlich. »Sein Schlafanzug.« Sie zeigte auf die offene
Jacke. »Er hat seinen Schlafanzug sonst nie so getragen.«
»Wie dann?«, fragte Bastos.
»Komplett zugeknöpft
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