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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Berger jedes Mal ein kleines bisschen Überwindung, sich
mit der ganzen Tauchermontur rückwärts ins Wasser fallen zu lassen, aber das
war nun mal die sinnvollste Art und Weise, die Elemente zu wechseln. Da er in
dem Sport ungeübt war, war der erste Atemzug aus dem Lungenautomaten ebenfalls
etwas schwierig. Seine Anspannung wich erst, als das problemlos klappte.
    Langsam tauchten sie in die Tiefe, und sogleich stand er vor der
nächsten Hürde, dem Druckausgleich. Versierte Taucher schnäuzten sich einfach,
ohne sich mit Daumen und Zeigefinger die Nase zuhalten zu müssen, Berger
hingegen legte mit großer Kraftanstrengung ein wahres Posaunensolo ins Wasser,
um den Luftdruck hinter den Trommelfellen wieder zu erhöhen. Diese Übung
wiederholte er alle zwei bis drei Tiefenmeter. Schließlich waren sie in
siebzehn Metern Tiefe angekommen und schwammen circa einen Meter über einem
schier endlosen Teppich aus Seegras. Hin und wieder stiegen, wie Rauchwolken
aus einer Dschungellandschaft, Algen aus diesem Teppich hervor. Im Seegras
tummelten sich pro Quadratmeter Hunderte kleine und kleinste Fischchen und
Krebse. Einen halben Meter darüber gab es Schwärme von größeren Fischen, die
langsam durch das Wasser glitten. Die beiden Taucher brachten sie nicht einmal
ansatzweise aus der Fassung. Dort, wo Berger und Crasaghi schwammen, teilte
sich der Schwarm in geradezu majestätischer Ruhe einfach auf, um sich hinter
ihnen wieder zu vereinen. Bis auf das Zischen der Lungenautomaten und das
Blubbern der Luftblasen war es hier unten wohltuend still. Endlich hatte Berger
auch wieder etwas mehr das Gefühl von Sicherheit, und seine Atemzüge und
Schwimmbewegungen wurden gleichmäßiger.
    Sie tauchten auf eine Felsformation zu, die wie ein einzelner Obelisk
aus dem Meeresboden herausragte. An dessen Wänden hatte sich im Laufe der
letzten Jahrhunderte ein in allen Farben schillernder Korallenbelag gebildet,
der vor Leben nur so waberte. Berger hatte nicht annähernd damit gerechnet,
noch so viele Fische im Mittelmeer anzutreffen, wenn sie teilweise auch nur winzig
waren. Ihn überfiel eine Welle der Demut vor der überwältigenden Schöpfung der
Natur. Davon sollte Crasaghi erzählen, wenn er versucht, die Gemeinde von der
Kanzel aus für Gott zu begeistern, dachte er. Das hier sind die wahren
Heiligtümer unserer Erde.
    Langsam schwammen sie um den einzelnen Steinspargel herum und
hielten auf das Hauptmassiv von Cabrera zu. Am Meeresboden dazwischen hatte das
Seegras eine völlig andere Farbe. Die durch die Meerenge entstehende Strömung
ließ die Milliarden von einzelnen Gräsern wie ein riesiges, faszinierendes
Ballett wirken. Auch hier genossen unzählige kleine Fische, Seeigel und vor
allem auch Seesterne ihr mediterranes Leben. Obwohl Bergers sämtliche Sinne
damit beschäftigt waren, diese wunderbaren Eindrücke zu verarbeiten, blieb ihm
nicht verborgen, dass der Bischof kaum ein Auge für diese Wunder der Natur
hatte. Zielstrebig schwamm er auf eine ganz bestimmte Stelle der Steilküste zu.
Dort angekommen, bot sich ihnen ein gespenstisches Bild, denn aus mehreren kleinen
Höhleneingängen wurden sie von stattlichen Muränen beobachtet, die ihre
Oberkörper fast im gleichen Takt hin und her wiegten. Berger stoppte
fasziniert, beobachtete das Schauspiel eine kleine Weile und fragte sich, ob es
sich dabei um eine Art von tierischem Hospitalismus handelte, oder ob die
Bewegungen der herrschenden Strömung geschuldet waren.
    Crasaghi interessierte sich auch für die Muränen keine Sekunde. Er
suchte systematisch die Felswand ab. Nach einer Viertelstunde, während der
Berger ihm mürrisch gefolgt war, schien er gefunden zu haben, wonach er so sehr
suchte. Er schob zielstrebig einen dichten Farnvorhang zur Seite und tauchte in
eine Höhle. Berger folgte ihm auch dahinein, schaltete seine starke Unterwasserlampe
an und leuchtete die Umgebung ab. Sie befanden sich in einer etwa zehn mal zehn
Meter großen, nach der Wasseroberfläche hin offenen Höhle. Langsam tauchten sie
circa zwölf Höhenmeter auf, bis sie in einer Art Grotte an die Wasseroberfläche
kamen. Es dauerte eine kleine Weile, bis sich Bergers Atem etwas beruhigt
hatte.
    »Sie wollen mir jetzt aber nicht erzählen, dass Sie diese Höhle
zufällig gefunden haben, oder?«
    »Ich bekenne mich schuldig.«
    »Woher wussten Sie, dass sie hier ist?«
    »Ich hatte das Glück, alte Pläne einsehen zu können, die ich durch
Zufall in der Bibliothek des Bischofs von Palma

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