Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
interpretiere,
hat sie schon jemanden im Auge.«
Berger lachte weiter. »Und wer soll das bitte sein? Doch wohl kaum
ein kleiner Großherzog Anatol zu Schleswig-Holstein-Gottorf.«
Nun machte die Unterhaltung zur Abwechslung mal Crasaghi einen
diebischen Spaß. »So ein seltsamer Expolizist aus Bonn ist in der engeren
Wahl«, sagte er lächelnd.
Auch die Gräfin verfolgte mit Vergnügen, was sich in dem völlig
entgeisterten Gesicht ihres Freundes abspielte. Zuerst blickte der Residente
den Bischof an, als würde er den Sinn seiner Worte überhaupt nicht verstehen,
dann kam ein leicht debiler Gesichtsausdruck hinzu, der von Bergers bleichem,
wächsernem Teint noch unterstützt wurde. Darauf folgte die wundersame
Metamorphose vom Idioten zum Racheengel, dem – Rosa glaubte sie in diesem
Augenblick wirklich sehen zu können – leichte Rauchwölkchen der Wut aus
der Nase stoben.
»Na, so was.« Crasaghi sonnte sich in Bergers Überraschung. »Da
scheine ich jemanden auf dem völlig falschen Fuß erwischt zu haben. Hat die
Großherzogin denn noch nicht über ihren Adoptionsplan mit Ihnen gesprochen?«
Gräfin Rosa winkte ab. »Über solche Nebensächlichkeiten pflegt mein
Tantchen keinerlei Worte zu verlieren. Das wird einfach so gemacht, wie sie
sich das vorstellt, und damit basta.«
Crasaghi lachte herzlich. »Nicht einmal die Betroffenen werden
eingeweiht?«
»Wozu? Die zicken ja doch nur rum, wenn sie es zu früh erfahren.«
Sie zeigte amüsiert auf Berger. »Schauen Sie sich Seine Königliche Hoheit in
spe doch mal an. Diese Bürde hat ihm glatt die herzögliche Petersilie
verhagelt.«
Berger drehte sich beleidigt zum Fenster. »Ihr könnt den Erbprinzen alle
mal kreuzweise.«
Bischof Crasaghi schaute eine Weile vergnüglich die ebenfalls grinsende
Gräfin an und beugte sich dann zu ihr vor. »Durchlaucht, entschuldigen Sie die
indiskrete Frage: Als ich Sie vorhin anrief, in was für einem Meeting waren Sie
da? Ich hoffe sehr, dass Ihnen durch meine Einmischung kein Geschäft vermasselt
wurde.«
Sie errötete etwas. »Es war nichts Geschäftliches, Exzellenz. Mir
wurde lediglich eine sehr private Audienz gewährt.«
Eine knappe Stunde später betraten sie in Santanyí Bergers geliebte
Bar »Sa Seu«. Ein lang gezogenes »Uep, bon dia« ließ
ihn aufhorchen. Die Stimme kannte er doch? Genau so hörte sich der frühere
Betreiber der Bar, Bergers Freund Bernardo, an. Er schaute sich um, und da
standen sie sogar beide, Bernardo und seine Frau Maria, und lächelten um die
Wette.
Berger benötigte einen Moment, bis er die Fassung wiederhatte.
»Maria, Bernardo, was machen Sie denn hier?«
»Unsere Pächter wollten nicht mehr, und wir wollten unbedingt
zurück, also sind wir wieder hier, seit zwei Tagen.«
Berger stürmte mit ausgebreiteten Armen hinter den Tresen und umarmte
erst Maria und dann Bernardo. »Das ist ja wunderbar! Willkommen! Und was ist
mit Ihrer Tochter Maria Antonia?«
»Alle sind wieder da, auch Maria Antonia mit ihrer ganzen Familie«,
sagte Bernardo stolz.«
»Sagen Sie bloß, Sie haben schon …« Ohne den Satz zu vervollständigen,
rannte Berger auf die Plaça und schaute nach. Tatsächlich, da stand auf der
Markise wieder der so von ihm geliebte Schriftzug »Bar Sa Plaça«. »Ach je, ist
das schön«, stammelte er. »Es ist endlich wieder alles beim Alten.«
Er stürmte in die Bar zurück, in der Rosa und der Bischof noch immer
vor dem Tresen standen und auf ihn warteten.
»Es tut mir so leid, Bernardo, dass ich vergessen habe, Ihnen meine
Chefin und, wie soll ich sagen, meine Gräfin vorzustellen.« Er zeigte voller
Stolz auf Rosa. »Dies, meine Lieben, ist Gräfin Rosa von Zastrow. Und das ist«,
er wies auf Crasaghi, »Seine Exzellenz Bischof Crasaghi aus Rom.«
Maria war ganz hingerissen, einen echten Bischof in ihrer Bar zu
wissen, und dazu noch einen, der so gut aussah. Beide kamen hinter dem Tresen
hervor, gingen in die Knie und gaben Crasaghi seinem kirchlichen Rang
entsprechend einen Kuss auf seinen Ring. Erst danach wurde die Gräfin begrüßt,
dafür aber sehr viel herzlicher als der Kirchenmann.
»Ich habe schon so viel von Ihnen gehört«, sagte Maria aufgeregt und
schloss Rosa ganz gegen die mallorquinische, das heißt sehr zurückhaltende Art
in die Arme.
Bernardo zeigte, als er sie begrüßte, auf seine Frau. »Das ist meine Chefin. Und ich habe sie sogar geheiratet. Von dem
Tag an hatte ich dann gar nichts mehr zu sagen.«
Alles lachte herzlich. Wer den
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