Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Banca
March eingezahlt, hin und wieder waren auch weitaus höhere Beträge verzeichnet.
Außerdem hatte er ein Konto bei der Caixa Balear für seine spärliche Rente, von
der er kaum etwas ausgab, weil seine Familie für sein Essen und alles andere
sorgte. Auch auf diesem Konto war darum innerhalb der letzten Jahre ein
stattliches Sümmchen zusammengekommen.
García Vidal hörte, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Kurz
darauf stand ein ihm fremder Mann, der vermutlich kurz vor dem Rentenalter war,
in der Tür.
»Mit wem habe ich die Ehre, Señor?«, fragte der Mann schnaufend. Er
schien Asthma zu haben, denn nach jedem zweiten Wort presste er unter großer
Anstrengung die Luft aus der Lunge.
»Mein Name ist Comisario García Vidal von der Policía
Nacional .« Er zückte seinen Dienstausweis.
Der Mann nickte freundlich. »Mein Name ist Enrique Narratx. Ich bin
Notar und Rechtsanwalt des Pepe Álvarez. Vom Kreisamt habe ich die Nachricht
erhalten, das Señor Álvarez verstorben ist.«
»Das ist korrekt, Señor Narratx.«
»Ich habe hier eine Vollmacht des Verstorbenen, etwas aus seinem
Schreibtisch an mich zu nehmen und damit nach seinem letzten Willen zu
verfahren.«
García Vidal überprüfte die Gültigkeit des Dokuments und ließ Narratx
gewähren.
»Dürfte ich Sie bitten, den Arbeitsraum des Verstorbenen kurz zu
verlassen?«
García Vidal tat, worum der Notar ihn gebeten hatte, und wartete
draußen im Entree. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür, und ein gar nicht
mehr so freundlicher Narratx sagte schnaufend: »Señor, ich muss einen Diebstahl
melden.«
»Was fehlt denn?«, fragte der Comisario neugierig. Gemeinsam mit dem
Notar ging er zurück in Pepes Arbeitszimmer.
»Ich sollte Bankunterlagen aus einem Geheimfach an mich nehmen und
der Vernichtung zuführen. Sie sind aber nicht mehr da, wovon Sie sich selbst
überzeugen können.«
García Vidal nickte. »Wenn Sie die Unterlagen über das Konto bei der
Banca March meinen, die sind nicht verschwunden, sondern zur Auswertung bei
uns. Ich nehme an, dass Sie die Unterlagen nicht nur vernichten, sondern auch
das Guthaben auf dem Konto einer Bestimmung zuführen sollten. Nur
interessehalber: Was sollte damit passieren?«
»Es ist für den Rentenfonds der im Dienste tödlich verunglückten
spanischen U-Boot-Fahrer bestimmt.«
»Da werden die spanischen U-Boot-Witwen aber ganz schön dumm gucken,
denn das Geld werden sie kaum zu sehen bekommen.«
»Und warum nicht?«
»Weil es mit ziemlicher Sicherheit aus strafbaren Handlungen stammt
und somit der Staatskasse zufällt, wenn kein Geschädigter zu ermitteln ist. Sie
können natürlich bei der Staatsanwaltschaft Einspruch dagegen einlegen. In
diesem Falle stünden Ihnen sogar nicht unerhebliche Anwaltskosten zu.«
Narratx verbeugte sich vor García Vidal. »Ich freue mich, einen derartig
korrekten Polizeibeamten zu treffen. Ich werde Sie bei geeigneter Stelle lobend
erwähnen.«
»Ich danke Ihnen, Señor, und wenn wir schon dabei sind: Hat Señor
Álvarez ein Testament hinterlassen?«
» Sí , Señor.«
»Dürfte ich bitte wissen, wer darin berücksichtigt ist?«
»Ich darf das Siegel erst brechen, wenn alle Erbberechtigten heute
Mittag um zwölf Uhr dreißig in meinem Büro versammelt sind.«
»Dürfte ich denn wenigstens die Liste der Erbberechtigten einmal
einsehen?«
»Gern.« Narratx öffnete eine große Lederkladde und entnahm ihr eine
Liste mit vier Namen. »Erbberechtigt sind alle noch lebenden Verwandten.
Verwandte ersten Grades sind keine vorhanden. Von den Verwandten zweiten Grades
waren vier zu benachrichtigen, und zwar Julián Álvarez, der Neffe des Verstorbenen,
Rosalia Álvarez Barosa, seine Nichte, und deren Kinder Maria Antonia Álvarez
und Maria Estrella Álvarez.«
García Vidal schien etwas enttäuscht auszusehen.
»Señor, gefällt Ihnen etwas an meiner Auflistung nicht?«
»Nein, es ist alles gut, aber was ist mit Pepes Nichte Antonia?«
Narratx blätterte in seinen Unterlagen. »Die hat vor über zehn Jahren
nach Erhalt einer nicht unerheblichen Summe auf jedes weitere Erbe verzichtet.«
García Vidal machte sofort einen Vermerk in seinen Notizen. »Ich
hoffte nur, unter den Erben jemanden zu finden, der mit dem gewaltsamen Tod des
alten Mannes in Verbindung gebracht werden könnte. Das wäre so schön einfach
für uns gewesen.«
»Der alte Gauner wurde ermordet?« Narratx war sichtlich erschüttert.
» Sí , Señor, wussten Sie das nicht?«
»Woher sollte
Weitere Kostenlose Bücher