Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
es nicht. Sie fuhren uns zu einem Hafen. Nach schätzungsweise zwei
Stunden Fahrt waren wir da. Neben einigen Kriegsschiffen lagen vier U-Boote
vertäut, das habe ich noch sehen können. Dann wurden uns die Augen verbunden.
Es ging aber auf eines der U-Boote, da bin ich mir sicher. Ständig mussten wir
uns bücken, und die Gänge waren sehr eng. Während der Fahrt waren wir in einer
kleinen Kabine eingesperrt, es hat sich auch so angehört, als seien wir in
einem U-Boot. An den Wänden gab es übrigens viele Schrifttafeln mit
kyrillischen Schriftzeichen, die ich nicht lesen konnte.«
»Was für Geräusche waren das, die Sie gehört haben?«
»Es zischt doch immer so seltsam, wenn Luft aus den Tanks gepresst
wird, damit U-Boote tauchen können. Das habe ich gehört. Irgendwann kamen dann
Leute, die uns erneut die Augen verbanden. Mit einem kleinen Schlauchboot
brachten sie uns nach und nach in eine Felsenhöhle und versperrten die Tür.
Dort haben Sie uns gefunden.«
»Wissen Sie, wie lange die Überfahrt mit dem U-Boot gedauert hat?«
»Nein, Madame. Uns wurden alle Uhren und Handys gestohlen. Wir haben
sechsmal etwas zu trinken und zu essen bekommen. Drei oder vier Tage wird es
schon gedauert haben, denke ich.«
Carmen hatte genug erfahren. »Vielen Dank, Monsieur Salech, für Ihr
Vertrauen. Ich werde mich an mein Versprechen halten.« Sie nickte ihm
aufmunternd zu. »Ich schließe jetzt die Ermittlungen wegen illegaler
Einwanderung und eröffne gleichzeitig das Asylverfahren. Haben Sie noch
Fragen?«
»Ja, Madame. Wie geht es Esmeralda?«
Carmen lächelte. »Machen Sie sich bitte keine Sorgen, sie ist augenblicklich
bei mir und meinem Mann. Wir werden für sie sorgen.«
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des alten Mannes. »Allah möge
Sie segnen und beschützen, Madame.«
***
Berger und der Bischof waren auf dem Weg nach Ses Salines. Die Stimmung
in der Dyane war nicht die beste, denn Berger war nicht so recht damit
einverstanden, dass Crasaghi unbedingt in seiner Dienstkleidung auf
Ermittlungstour gehen wollte.
»Señor Residente, was haben Sie gegen das Gewand eines Bischofs?«
»Im Prinzip nichts, Exzellenz, doch wenn man so gut aussieht wie Sie,
sollte man auch seine Kleidung danach ausrichten, zumindest in der Freizeit. So
wird es überall heißen: ›George Clooney ist hier und feiert Karneval.‹«
»Na und, wenn es unserer Sache dient? Damit man Sie nicht völlig
übersieht, kann ich Sie ja als Chef des Festkomitees vorstellen.«
Als sie gerade durch Llombards kurvten, erfasste ein Windstoß das
Käppi des Bischofs und schleuderte es im hohen Bogen aus dem aufgerollten Dach
des alten Citroën. Das geschah ausgerechnet mitten auf der Plaça Major.
Crasaghi ließ es sich natürlich nicht nehmen auszusteigen, um seine
»Dienstmütze« selbst wieder aufzusammeln. Natürlich passierte genau das, was
Berger vorausgesagt hatte. Völlig entnervt stellte er den Motor aus, denn es
dauerte eine ganze Weile, bis »der Mann von Nespresso« wirklich alle Kinder gesegnet
hatte, die Llombards aufbieten konnte, inklusive all der Alten, die mit ihrem
Rollator schnell genug da waren.
Rund zwanzig Minuten später stieg ein etwas derangiert wirkender
Kurienbischof in Bergers Edelente. »Señor, ich hatte gehofft, dass Sie mich
befreien würden.«
»Warum? Sie wollten den Karneval, Sie haben ihn bekommen. Außerdem
konnten Sie sich doch selbst loseisen, wo ist das Problem?«
»Es gelang mir nur durch eine dumme Ausrede. Ich habe behauptet, man
erwarte mich dringend in Colonia Sant Jordi.«
Berger stöhnte auf. »Na super. Da wartet jetzt die ganze
Stadtverwaltung mit einer Blaskapelle auf uns.«
»Meinen Sie?«
»Sie werden noch Ihr blaues Wunder erleben.«
»Das sehe ich anders. Selbst wenn jemand die Stadtverwaltung oder
sonst jemanden vorwarnen würde, hätten die maximal zwanzig Minuten, um den von
Ihnen befürchteten Empfang vorzubereiten.«
»Ich schwöre Ihnen, dass alles auf der Plaça sein wird, was krauchen
kann. Selbst die Pflegefälle werden sie in größter Eile, auf ihrem
Toilettenstuhl festgeschnallt, für einen Segen vor die Kirche schleifen.«
»Das beweist, dass Mutter Kirche in den Herzen dieser Menschen einen
festen Platz hat.«
»Sie sollten ins päpstliche Propagandaministerium wechseln, Exzellenz.
Dort würden die den Quatsch sogar glauben.«
Crasaghi wurde zornig. »Sie können doch nun wirklich nicht alles
darauf schieben, dass dieser Filmheini Ähnlichkeit mit mir
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