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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ich? In den Radionachrichten war nichts davon zu
hören, und in den Zeitungen stand auch nichts darüber.«
    García Vidal nickte. »Weil wir die Presse darum baten.« Er schaute
Narratx forschend an. »Señor, wussten sie, dass Ihr Mandant etwas mit einer
kriminellen Vereinigung zu tun gehabt haben könnte?«
    »Natürlich nicht, dann hätte ich das Mandat doch sofort niedergelegt«,
erwiderte Narratx schroff. »Wir sehen uns, nehme ich an, nachher bei der
Testamentseröffnung in meinem Büro?«
    García Vidal nickte.
    »Na dann, bon dia , Señor«.
    ***
    Carmen hatte bis auf den alten Mann, der als ihr Sprecher
aufgetreten war, bereits alle illegalen Einwanderer verhört. Von ihm erhoffte
sie sich eine umfassende Aussage, damit die Verhöre dieser armen Teufel, die
allesamt angegeben hatten, in ihrer Heimat aus politischen Gründen ihres Lebens
nicht mehr sicher zu sein, abgeschlossen und die Asylverfahren eröffnet werden
konnten. Die Kollegen brachten ihn in den Verhörraum.
    Der Mann knautschte auch heute nervös auf seiner Wollmütze herum.
Carmen wies freundlich auf einen Stuhl, der ihr gegenüberstand, und sprach ihn
auf Französisch an. »Nehmen Sie doch bitte Platz, Monsieur. Wie lautet Ihr
Name?«
    »Ahmed Ibn Hussein Salech. Geboren am 1. März 1942 in Fez.«
    »Beruf?«
    »Architekt, Madame.«
    »Warum sind Sie aus Marokko geflohen?«
    »Aus politischen Gründen, Madame, ich bin von der Polizei gefoltert
worden.«
    »Können Sie das beweisen?«
    »Darf ich Ihnen meine Fußsohlen zeigen, Madame?«
    Er schlüpfte aus einem seiner ledernen Pantoffeln und hielt ihn hoch.
Die Fußsohle war mit entstellenden Narben regelrecht übersät.«
    »Um Gottes willen«, entfuhr es Carmen entsetzt. »Wie lange haben Sie
gebraucht, um damit wieder laufen zu können?«
    »Zwei Jahre, Madame, und noch heute nehme ich Schmerzmittel.«
    »Ziehen Sie den Schuh bitte wieder an, Monsieur. Was haben Sie für
die Einschleusung nach Spanien bezahlt?«
    »Achtzigtausend Euro, Madame. Aber nicht hier, in Marokko. Man
brachte uns über Tunesien nach Cabrera.«
    »Mit was für Fahrzeugen oder Schiffen wurden Sie transportiert?«
    »Madame, bitte verzeihen Sie, aber darüber darf ich Ihnen nichts sagen.
Ich habe noch einen Teil meiner Familie in Fez.«
    Carmen nickte. »Ich verstehe, Monsieur. Genau das kann jedoch ein
guter Grund sein, mit uns zusammenzuarbeiten. Sind es Verwandte ersten Grades?«
    »Ja, Madame, einer meiner Söhne.«
    »Wäre es für Ihre Mitarbeit förderlich, wenn ich Ihnen verspreche,
mich für ein Visum einzusetzen, damit Ihr Sohn hierherkommen kann?«
    »Das würde alles ändern.«
    »Ich kann Ihnen aber nur versprechen, dass ich mich dafür einsetze.«
    »Ich vertraue Ihnen«, sagte der alte Mann.
    »Also, wie sind Sie hergekommen?«
    »Wir waren vierzehn Leute, die Eltern der kleinen Esmeralda lebten
noch. Man hat uns in einem Lastwagen von Fez nach Casablanca gebracht. Dort
ging es in einem alten Armeeflugzeug weiter nach Matmata in Tunesien. Das stand
jedenfalls auf dem Flughafengebäude. Ich konnte kurz unter einer Lkw-Plane
hindurchspähen.«
    »Wohin ging es von da aus?«
    »Keine Ahnung, wir wurden irgendwo in der tunesischen Wüste
rausgelassen. Man gab uns einen Kompass und etwas Wasser. Dann mussten wir uns
immer in Richtung achtzig Grad halten, bis wir über die libysche Grenze kamen.
Unterwegs wurden wir dreimal von tunesischen Polizisten ausgeraubt, von denen
einige die beiden jüngeren Frauen auch noch vergewaltigten. Als er dagegen einschreiten
wollte, wurde Esmeraldas Vater kaltblütig über den Haufen geschossen.«
    »Von Polizisten?«
    »Ja, Madame, sie hatten jedenfalls Polizeiuniformen an.«
    »Und die haben auch vergewaltigt?«
    »Gesehen haben wir es nicht. Wir haben Madame Sewajui, die Mutter
von Esmeralda, aber die ganze Nacht vor Schmerzen wimmern hören. Am nächsten
Morgen berichtete sie meiner Frau von mindestens zehn Mann, die abwechselnd
mehrfach über sie hergefallen seien. Sie war am Ende ihrer Kräfte.« Salech
trank dankbar einen Schluck von dem Wasser, das ein Polizist vor ihn
hingestellt hatte. »Morgens wurden wir dann wieder in Richtung Libyen gejagt.
Zehn Kilometer konnte Madame Sewajui noch mithalten, dann starb sie einfach.
Ich nehme an, sie hatte zu viel Blut verloren. Wir konnten absolut nichts
dagegen machen.« Er sah Carmen traurig an, dann erzählte er weiter. »Irgendwann
stand plötzlich ein Lastwagen der libyschen Armee vor uns, oder waren es Rebellen?
Ich weiß

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