Tod auf der Koppel
»hätte die Polizei auch von eurem Streit erfahren. Und davor hatte ich Angst. Ich hatte Angst um dich. Ach, ich weiß, es heißt immer, die Unschuld kommt zuletzt doch ans Licht. Aber die Umstände sprechen so gegen dich! Ich hatte einfach Angst, Simon. Denn ich habe dich lieb.«
Er sah sie voll an, erwiderte aber nur: »Ich habe getan, was du von mir verlangt hast. Zwar habe ich nicht direkt gelogen, sondern nur die Wahrheit verschwiegen. Aber ich hätte trotzdem nicht auf dich hören dürfen, sondern alles erzählen, die Wahrheit gestehen sollen.«
»Aber wenn du... Siehst du nicht, Simon, daß man dir dann den Mord angehängt hätte? Daß man behauptet hätte, die Nerven seien mit dir durchgegangen? Alles paßt so gut zusammen: Du hast ein Motiv, die Gelegenheit war günstig, und du bist darüber hinaus kräftig genug, deinen Onkel wegzutragen. Ich habe es einfach nicht zulassen können, daß du dich selbst so belastest, daß du Wright genau das in die Hand spielst, wonach er sucht.«
»Deine Mühe war umsonst«, entgegnete er bitter. »Jetzt weiß er die Geschichte ohnehin.«
Sie rang nach Luft. »Er weiß alles?« flüsterte sie. »Du hast es ihm gesagt?«
Er schüttelte nur den Kopf und sagte: »Nein. Ich habe getan, was du wolltest. Ich habe ihm nicht erklärt: >Ich habe Ihnen die Wahrheit verschwiegen<. Aber seit du mich gezwungen hast zu lügen, war ich böse auf dich.«
»Und wie hat Wright es herausgekriegt?« Sie konnte kaum mehr sprechen.
»Er war bei Albert. Ich glaube nicht, daß Albert mich anschwärzen wollte, aber er hatte Angst. Er fürchtete, man würde ihm den Mord anhängen, weil er ständig mit Jock Krach hatte. Und da war ihm seine eigene Haut lieber als die meine. Wright hat ihn ordentlich in die Mangel genommen, und er hat gestanden, daß er an jenem Abend herübergekommen ist, sich dann aber wieder verdrückt hat, als er hörte, wie ich mich mit meinem Onkel stritt. Er hat allerdings nicht verstanden, worum es ging. Das ist sicher gut; denn ich war entsetzlich wütend. Du hast mich ja jedenfalls gehört, Sara.«
Sie legte die Arme um ihn, und seine abwehrende Haltung schmolz dahin. Er erwiderte ihre Umarmung und sagte: »Sara, Liebes, was auch passiert, ich will dich nicht in die Sache hineinziehen. Du sollst nichts damit zu tun haben.«
Sie schmiegte sich nur noch fester an ihn. »Aber ich bin ja schon hineingezogen. Ich liebe dich, Simon, und du liebst mich. Es hat keinen Sinn, einander aus Stolz oder Ärger etwas vorzumachen... Übrigens ist Albert kein glaubwürdiger Zeuge. Das weißt du selber am besten; jeder hier weiß das. Sie müssen sich noch andere Zeugen suchen, die seine Aussage bestätigen. Und damit werden sie kein Glück haben.«
»Du wirst unter Eid aussagen müssen, Sara.«
»Das brauche ich nicht.« Sie hielt inne, holte tief Luft und fuhr dann fort: »Jedenfalls nicht, Simon, wenn du mich heiratest, so rasch es geht, ehe der Inspektor noch weitere Nachforschungen anstellen kann. Ich möchte deine Frau sein, ehe es zu einer Anklage kommt. Dann brauche ich nicht auszusagen. Du weißt doch, daß eine Ehefrau nicht gegen ihren Mann auszusagen braucht?«
»Sie haben deine Aussage auch gar nicht mehr nötig. Wright war bei mir, und ich habe ihm erzählt, was damals geschehen ist. Nein, mach mir nicht neue Vorwürfe. Ich habe es tun müssen, Sara. Außerdem — glaubst du wirklich, ich würde dich heiraten, ehe diese Sache nicht bereinigt ist?«
Eine Weile schwiegen beide. Sara fühlte nur noch, daß er sie liebte, so wie sie ihn liebte. Alle Schwierigkeiten waren überwunden, und eines Tages, wenn dieser ganze Spuk verflogen war, würden sie für immer zusammen sein.
Sie sagte ihm, was sie empfand.
Er lächelte. »Ja, eines Tages... Aber vorläufig stehe ich unter Mordverdacht. Ich bin noch nicht in Untersuchungshaft; denn Wright versteht sein Handwerk. Daß ich ein Motiv habe und daß die Gelegenheit günstig war, reicht noch nicht für eine Anklage aus. Das weiß er ganz genau... So geht es mir nun! Vor allem aber bin ich froh, daß du meine Gefühle für dich kennst.«
»Du hättest sie auch gar nicht länger verbergen können. Übrigens war ich seit meiner Ankunft hier fest entschlossen, mir einen Ehemann zu angeln, und jetzt habe ich ihn, dich!« lachte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Erst muß ich von jedem Verdacht reingewaschen sein. Ich kann und will mich nicht hinter dir verkriechen, Sara. Ich will dich nicht heiraten, nur um meine Haut
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