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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Grenze von Hawkins’ Farm, die ganz in der Nähe des Rennplatzes lag. Was Jim zu berichten wußte, war wenig genug. Er hatte sich ein junges Pferd ansehen wollen, und da es bis zu dem Ort, wo es stand, ein ziemlich weiter Weg war, war er sehr zeitig aufgestanden. Als er an Jocks Pferdekoppel vorbeikam, entdeckte er den Toten; der Leichnam lag direkt an der Umzäunung.
    »Es war reiner Zufall, daß ich ihn überhaupt gesehen habe. Ich hielt Ausschau nach Fatal Lady, die aber in ziemlicher Entfernung, auf der Kuppe des Hügels, stand. Ich erblickte den Toten und setzte sofort über das Gatter. Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als ich feststellte, daß es sich um Jock handelte. Ich war ja im festen Glauben, er werde erst in einem Monat zurückkommen.«
    »Keiner hat ihn erwartet. Er hat seinen Urlaub abgebrochen, weil er sich Sorgen wegen der Farm machte. Das hat er mir gestern abend am Telefon erzählt.«
    »Ich jedenfalls hatte davon keine Ahnung. Es war ein entsetzlicher Schock für mich, als ich ihn da so liegen sah, mit der furchtbaren Wunde an der Stirn. Ich wußte sofort, daß er tot war — sein Schädel war eingedrückt wie eine Eierschale.«
    »Und du hast weder Simon noch Albert gesehen?«
    »Ich versuchte beide zu erreichen, ehe mir einfiel, daß Simon ja heute morgen zur Schafmusterung wollte. Dann ging ich in Jocks Haus, um Doktor Strange anzurufen. Doktor Strange bat mich, sofort die Polizei zu informieren — hier wären unbedingt polizeiliche Ermittlungen nötig. Darauf rief ich den Sergeanten an. Der schärfte mir ein, ich solle keinesfalls den Körper des Toten anrühren, bis er an Ort und Stelle sei. Ich solle in der Zwischenzeit nur noch jemand auftreiben, der uns ein bißchen behilflich sein könnte.«
    Lord nickte. Er war von Hause aus nicht sonderlich gesprächig, und zu diesem Fall ließ sich gleich gar nichts sagen.
    Wenige Augenblicke später hielt Jim sein Pferd an und deutete nach vorn. »Dort liegt er. Am besten ist, du pflockst das Pferd am Zaun an und steigst über ihn. Das Tor ist ziemlich weit weg.«
    Jock lag noch genauso da, wie es Jim beschrieben hatte. Fatal Lady mußte ihn mit ungeheurer Wucht getreten haben. Sein Schädel war zertrümmert, und die Wunde auf der Stirn hatte eine merkwürdige halbkreisförmige Form.
    »Siehst du?« Jim beugte sich nach vorn und deutete auf den Toten. »Das muß von einem Hufeisen stammen. Du weißt doch, Jock ließ Fatal Lady immer beschlagen, selbst wenn sie auf der Weide war. Ihr Huf war sehr empfindlich. Jock wollte nicht, daß sie lahmte, auch wenn sie ihr Lebtag seine Weiden nicht wiederverlassen würde.«
    »Er hat sie selbst beschlagen, nicht wahr?«
    »Ja. Du weißt ja, wie er war. Er war auf jeden eifersüchtig, der der Stute zu nahe kam, und traute keinem. Er faselte von Gift und Totschlag und behauptete, er dürfe nicht das geringste Risiko eingehen.«
    »Komisch, daß sich das Pferd das gefallen ließ. Er war ja kein gelernter Schmied, und zudem war er recht langsam.«
    »Von ihm ließ sie sich alles gefallen. Und nach Lucys Tod war Fatal Lady ja auch das einzige Lebewesen, das der alte Mann gern hatte.«
    Jims Stimme zitterte. Lord warf ihm einen kurzen Blick zu, und ihm fuhr es durch den Kopf, daß es Jock nie gelungen war, mit Jim und Annabel Middleton in Streit zu geraten. Dabei waren sie seine einzigen Nachbarn.
    »Du bist ganz gut mit ihm ausgekommen, nicht wahr?«
    »Es ging. Annabel mochte ihn ganz gern. Wenn ein Mensch sein Pferd so liebevoll behandelt, wie er es mit Fatal Lady tat, dann muß etwas Gutes in ihm stecken. Annabel behauptete immer, nur der Tod seiner Frau habe ihn so verändert und zum Menschenfeind gemacht... Aber wie dem auch sei, ich hatte Jock ebenfalls recht gern. Er war immer sehr anständig zu mir.«
    In diesem Augenblick fuhr das Polizeiauto vor. »Wo ist die Einfahrt?« ließ sich Sergeant Millar vernehmen. »Ich möchte den Wagen so dicht heranfahren, wie es nur geht. Der Arzt hat mir gesagt, der Krankenwagen sei sonstwo unterwegs und ich müsse den Toten in meinem Wagen abtransportieren. Ich habe keine Lust, auch nur einen Meter zu weit zu fahren.«
    Jim zeigte ihm den Weg.
    Die Koppel war sehr uneben, und Millar konnte nicht unmittelbar an den Toten heranfahren. Er stieg aus, ein großer, schwerer Mann, beugte sich über die Leiche und musterte sie scharf. »Da ist nichts mehr zu machen«, meinte er dann. »Er ist schon seit Stunden tot. Am besten, wir lassen ihn liegen, bis Doktor Strange kommt.

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